Bundesliga

Klos: "Muss nicht täglich ein großes Abbild von mir sehen"

Bielefelds Kult-Spieler schließt Rückkehr nicht aus

Klos zieht Bilanz: "Muss nicht täglich ein großes Abbild von mir selbst sehen"

Er verabschiedet sich im Sommer aus Bielefeld: Fabian Klos.

Er verabschiedet sich im Sommer aus Bielefeld: Fabian Klos. imago images

… die Ankündigung seines Abschieds und das erste Spiel danach am vorigen Samstag: "Es war nicht einfach, damit vor die Mannschaft zu treten. Aber am Ende gab es in der Kabine anerkennenden Applaus. Das war sehr erleichternd. Auch im Stadion war es ein durchweg positives Gefühl. Die Leute in Bielefeld haben ein feines Gespür, in schlechten wie in guten Zeiten. Die Bekundungen haben mich gefreut und geehrt. Auf der Runde durchs Stadion hatte ich - blödes Wortspiel - den berühmten Kloß im Hals. Ich habe es aber geschafft, darüber hinwegzukommen und die Emotionen herauszuhalten und werde mir größte Mühe geben, das bis zum Mai zurückzuhalten."

… die Gefahr, dass die eigenen Emotionen und die der Fans die Fokussierung auf das große Ziel Klassenerhalt gefährden könnten: "Die Verabschiedung hat noch ein bisschen Zeit. Solange ich hier bin, geht es um sportliche Erfolge für den Verein. Sie werden nicht gefährdet. Die Leute freuen sich, mich hoffentlich noch ein paarmal spielen zu sehen. Ich freue mich noch ein bisschen mehr auf die verbleibenden Heimspiele. Das Gute ist, dass nun alle wissen, was Mitte Mai kommt. Ich habe den Jungs im Team nach dem Spiel gegen Union gesagt, dass ich sehr stolz war über den Sieg. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir das in den nächsten Spielen genauso machen."

… die wichtigsten Partner bei seiner Entscheidungsfindung: "In der Regel bin ich jemand, der viel mit sich selbst ausmacht. Als ich angefangen habe, zu überlegen, habe ich mich mit meinen engsten Vertrauten ausgetauscht. Dazu gehört Kai Michalke, der nicht nur mein Berater ist, sondern auch jemand, mit dem ich schon zwölf, 13 Jahre zusammenarbeite und mehr ein Freund ist. Natürlich habe ich mich mit meiner Freundin ausgetauscht, die mehr eine Zuhörerin war und mir das Gefühl gegeben hat, sie steht bei jeder Entscheidung voll hinter mir. Mit meinem Vater und mit meinen Jungs von zu Hause habe ich auch viel gesprochen. Das sind die Menschen, die mich am besten kennen."

Sie haben mir das Gefühl gegeben, es auch mit einem weinenden Auge aufzunehmen.

Fabian Klos über Kramer und Arabi

… eine Abstimmung mit Arminia über seinen Schritt: "Mit Offiziellen aus dem Verein habe ich mich eher weniger unterhalten, habe sie informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich finde, dass das nicht negativ zu bewerten ist. Die Entscheidung habe ich für mich als Spieler und als Mensch getroffen. Die Reaktion vom Trainer und von Sportchef Samir Arabi war positiv. Sie haben mir das Gefühl gegeben, es auch mit einem weinenden Auge aufzunehmen. Das hat mich in einer gewissen Weise bestärkt, dass der Moment der richtige ist."

… den Wert des seit 2011 von und mit ihm in Bielefeld Erreichten - von der 3. bis in die 1. Liga: "Die Geschichte spricht ja für sich. Ich habe einmal gesagt: Jedes Ziel, das ich mir nicht gesetzt habe, habe ich erreicht. Wir haben in einem Verein über elf Jahre etwas geschaffen, was wir niemals erwartet hatten. Und ich weiß, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe. Es wird mich mit der Historie des Vereins verbinden und ich werde auch meinen Kindern davon erzählen. Die Momente hier waren meistens positiv, aber es waren auch schwierige dabei."

… Szenen, die in der Erinnerung als erstes in seinem Kopfkino flimmern: "Am frischesten ist sicher noch der entscheidende Elfmeter beim Sieg in Stuttgart am letzten Spieltag der vorigen Saison. Ich musste auch einen negativen Höhepunkt erleben, der mir immer in den Kopf kommen wird, wenn ich an die elf Jahre denke: Der Abstieg gegen Darmstadt in der Relegation 2014. Dazu käme in Zukunft sicher auch der Moment, in dem wir in dieser Saison den Klassenerhalt feiern könnten. Perfekt wäre, wenn dies schon am 33. und nicht erst am letzten Spieltag passiert. Aber wie auch immer: Der Moment bliebe mir auf ewig in Erinnerung."

Vielleicht ein Block oder ein kleiner Zufahrtsweg, den ich vielleicht einmal gehe, wenn ich als Fan ins Stadion komme.

Fabian Klos

… das Ansinnen der Fans, ihm als "Fußballgott" in Bielefeld ein Denkmal zu bauen: "Ich habe viel dafür getan, dass mich die Leute so rufen. Es wurde von den Fans honoriert, wie ich den Verein lebe. Der Titel wird für immer mit meinem Namen hier verbunden bleiben. Ich fühle mich geehrt, dass es die Petition für eine Statue gibt, bin jetzt aber nicht der Typ, der täglich ein großes Abbild von sich selbst sehen muss oder möchte. Vielleicht gibt es auch andere Möglichkeiten, diese Dankbarkeit zu zeigen. Vielleicht ein Block oder ein kleiner Zufahrtsweg, den ich vielleicht einmal gehe, wenn ich als Fan ins Stadion komme."

… die Zukunft Arminias ohne ihn: "Ich lasse hier keine Lücke offen, die nicht geschlossen werden könnte. Wir haben eine junge, gute Mannschaft, die sich immer weiter entwickelt. Mit Leuten, die hoffentlich irgendwann in meine Fußstapfen treten können."

… den Fortgang seiner Karriere: "Fakt ist, dass meine Freundin aus Köln kommt und wir früher oder später, da ich Köln als Stadt und die Menschen, die dort leben, sehr schnell liebgewonnen habe, unseren Lebensmittelpunkt in oder um Köln herum sehen. Das bedeutet nicht zwingend, schon in diesem Sommer. Wenn mein Sohn hier in Bielefeld geboren wird, wird auch das die Verbundenheit zu dieser Stadt noch einmal stärken. Grundsätzlich bin ich sportlich absolut offen für das was passiert, unabhängig von Regionen. Alles ist möglich, ich habe schon über viele Dinge nachgedacht und schließe nichts aus. Ich bin immer dann am besten, wenn ich zu 1000 Prozent hinter einer Sache stehe, so wie hier elf Jahre. Ich bin im Frühherbst meiner Karriere, fühle mich aber fit und gut genug, vielen Mannschaften helfen zu können, ihre sportlichen Ziele zu erreichen. Ich werde nicht irgendwo hingehen, um irgendetwas zu machen, egal in welcher Liga und in welchem Land."

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… seine Zeit nach dem aktiven Fußball, eventuell wieder bei Arminia: "Auch da ist alles möglich. Ich war noch nie der große Pläne-Schmieder, sondern habe versucht, spontan zu entscheiden. Zwei, drei Jahre will ich mich noch auf das Sportliche konzentrieren. Je nachdem, wie lange der Körper noch mitmacht und der Kopf noch möchte. Es wird privat eine große Umstellung geben, wenn im Sommer das erste Kind da ist, worauf ich mich sehr freue. Wenn man mit dem Fußball aufhört, sollte man sich die Zeit nehmen, Abstand gewinnen und dann schauen. Es kann dann einmal sein, dass ich ein ganz guter Trainer bin. Ich finde es auch äußerst interessant, mit den Journalisten die Rollen zu tauschen."

… eine mögliche berufliche Zukunft in Bielefeld: "Wenn ein Spieler so eine Verbundenheit zu einem Verein hat wie ich in Bielefeld, dann wird sowohl von Spieler- als auch Vereinsseite die Tür für eine mögliche Rückkehr, in welcher Form auch immer, nie ganz zu gehen."

Aufgezeichnet von Michael Richter

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