Bundesliga

Klopp: "Der größte Erfolg, den ich jemals hatte"

Was den Welttrainer zum Mainzer Sinnbild macht

Klopp: "Der größte Erfolg, den ich jemals hatte"

Früher in den Mainzer Farben, heute beim FC Liverpool: Welttrainer Jürgen Klopp.

Früher in den Mainzer Farben, heute beim FC Liverpool: Welttrainer Jürgen Klopp. IMAGO/Colorsport

Etwa um Mitternacht trug dann sogar Prinz Harry einen Mainz-05-Schal. Der englische Königssohn war in seiner Rolle als Initiator der in Düsseldorf laufenden Invictus Games zu Gast im ZDF-Sportstudio auf dem Mainzer Lerchenberg - und bekam von OB Nino Haase das rot-weiße Fan-Utensil überreicht.

Aus Perspektive von Mainz 05 das i-Tüpfelchen auf diesen Samstag in der Länderspielpause, der für Beobachter wieder einmal greifbar werden ließ, was diesen für Bundesliga-Verhältnisse relativ kleinen Verein zu einer ganz besonderen Größe macht.

Alles, was ich bin, alles, was ich kann, habt ihr mich werden lassen.

Jürgen Klopp über seine Vergangenheit bei Mainz 05

Dass Mainz 05 neben diversen anderen renommierten Fußballlehrern in Person von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel gleich zwei Welttrainer hervorgebracht hat, ist an sich schon bemerkenswert genug. Dass Klopp nun sogar zu den Fan-Feierlichkeiten rund um den Abschied von der Südtribüne im Bruchwegstadion aus Liverpool angereist war, wirkt erst recht außergewöhnlich. Ist im Mainzer Kosmos, wo sich am Samstag Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder beim Fan-Fest bis in den Abend gänzlich ungezwungen unter die Anhänger mischten, andererseits auch irgendwie normal.

"Alles, was ich bin, alles was ich kann, habt ihr mich werden lassen. Das ist die Wahrheit", rief Klopp der 05-Gemeinde von der Bühne aus zu. Jede noch so glänzende Weltkarriere wurzelt letztlich in einem vergleichsweise unscheinbaren Nährboden. Doch nur wenige scheinen sich dessen so bewusst wie Klopp, der "normal one".

Die reine Masse der Fans ist nicht der Gradmesser für "echte Liebe"

Passend dazu betonte der mehrfache Meistertrainer und Champions-League-Sieger von 2019: Sein Bundesliga-Aufstieg als Trainer von Mainz 05 im Jahr 2004 sei "der größte Erfolg, den ich jemals hatte". Denn: "Wir waren bei Mainz 05 die Mannschaft mit den Spielern, die ihre zweite Chance bekommen haben. Deren Karriere halbwegs zu Ende war. Die wir aufgepäppelt und in die Spur gebracht haben. Später habe ich zwar größere Titel gewonnen, aber ich hatte auch bessere Mannschaften und mehr Geld zur Verfügung. Das ist mein Empfinden, ganz einfach."

Erfolg nicht absolut zu definieren, sondern am Maßstab der vorhandenen Möglichkeiten, diesen Sportsgeist hat sich Klopp ganz offensichtlich bewahrt. Und vermittelt damit zugleich eine weitere Wahrheit: Der Grad an Emotionalität rund um einen Verein oder gar die gern zitierte "echte Liebe" sind - anders als im Profibusiness häufig suggeriert - nicht abhängig von der reinen Masse an Fans. Sondern vom Gefühl jedes Einzelnen.

Der Bruchweg bleibt die Keimzelle aller Mainzer Entwicklung

Genau dieser Geist prägt bis heute Denken und Handeln der Mainzer Verantwortlichen. Denen spricht Klopp aus der Seele mit seiner rhetorischen Frage: "Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Mainz 05 mal ein etablierter Bundesligist ist?" Mit Ambitionslosigkeit oder einem Verharren in der Tradition ist das nicht zu verwechseln. Auch dafür steht der vergangene Samstag. Die Südtribüne des Bruchwegstadions, die beim 2:0-Testspielsieg gegen den MSV Duisburg nun letztmals von 05-Fans bevölkert und mit einer sehenswerten Choreo gewürdigt wurde, wird im kommenden Jahr abgerissen.

An ihrer Stelle entsteht das neue 05-Funktionsgebäude, das künftig unter anderem Profitrakt, NLZ, Verwaltung und Internat unter einem Dach beherbergen wird. In den Worten von Vorstandschef Stefan Hofmann "ein Meilenstein für unseren Verein". Der zum einen ein repräsentatives Zeichen nach außen setzt und zum anderen nach innen den familiären Charakter unterstreichen soll. Der Bruchweg bleibt damit die Keimzelle Mainzer Entwicklung schlechthin. In materieller Hinsicht ebenso wie ideell.

Thiemo Müller

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