Bundesliga

50+1: Kind attackiert Watzke, Hoeneß: "Mehr FCB" in der DFL

Talkrunde der Alphatiere in Hannover

Kind attackiert Watzke, Hoeneß will "mehr FC Bayern" in der DFL

Hatten Gesprächsbedarf: Martin Kind (2.v.l.) und Uli Hoeneß (re.).

Hatten Gesprächsbedarf: Martin Kind (2.v.l.) und Uli Hoeneß (re.). picture alliance/dpa

Eine gewisse Seelenverwandtschaft zwischen Uli Hoeneß und Martin Kind wurde schon zu Beginn des von der "Hannoverschen Neuen Presse" veranstalteten Talkformats "Anstoß" offenbar. "Wir müssen dankbar sein, dass die Bayern so erfolgreich sind", betonte der 96-Boss, "sie vertreten auf höchstem Niveau den deutschen Fußball. Sportlich und wirtschaftlich, das ist ja die Kunst, haben die Bayern über Jahrzehnte nachhaltig erfolgreich gearbeitet." Und direkt an Hoeneß gerichtet: "Höchste Anerkennung, sie sind ein Vorbild." Was die Münchner Manager-Ikone, Stargast der 150. "Anstoß"-Auflage, natürlich mit Wohlgefallen aufnahm.

Hoeneß nennt die Argumente pro 50+1 "scheinheilig"

Im Gegenzug zeigte sich Kind angenehm berührt, als Hoeneß vor den 500 Gästen auf die Zukunft der 50+1-Regel zu sprechen kam: "Wir wären total dafür, dass diese Regelung fällt", untermauerte Hoeneß den bekannten Standpunkt des Branchenprimus. Seine Begründung: Durch die 50+1-Regel gerate die Bundesliga "international total ins Hintertreffen. Deshalb ist England international weit vor uns." Die Argumente der 50+1-Befürworter nannte Hoeneß "scheinheilig".

Zugleich wies Hoeneß einmal mehr darauf hin: Beim FC Bayern, der aktuell 25 Prozent seiner Klubanteile verkauft hat, herrscht satzungsgemäß sogar eine 70+1-Regel. Somit könne der Rekordmeister ohnehin nur noch fünf Prozent seiner Anteile verkaufen. Um diese Festlegung zu ändern, bedürfe es einer Dreiviertel-Mehrheit in der Mitgliederversammlung.

Kind: BVB "fabuliert über 50+1, das sie selbst nicht einhalten"

Zum Thema "Scheinheiligkeit" hatte prompt auch Kind seine Sicht der Dinge beizutragen. Dass BVB-Boss und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke als einer der obersten Hüter der 50+1-Regel auftritt, kommentierte der 78-Jährige so: "Herr Watzke formuliert sehr differenziert. Borussia Dortmund ist die einzig börsennotierte Kapitalgesellschaft im deutschen Fußball, 96 Prozent der Anteile sind über den Kapitalmarkt verteilt. Das ist also ein typisches Wirtschaftsunternehmen. Aber dann wird fabuliert über 50+1, das sie selbst nicht einhalten." Was Kind zu dieser Schlussfolgerung verleitet: "Ich spekuliere mal, sie wollen verhindern, dass andere auch die Gelegenheit kriegen zu einer entsprechenden Kapitalbeschaffung."

96 intern sind die Fronten zwischen Mutterverein und Kapitalseite bekanntlich seit geraumer Zeit verhärtet mit Blick auf die Frage, ob das von der DFL einst abgesegnete "Hannover-Modell" tatsächlich mit dem Geist von 50+1 vereinbar sei. Unabhängig davon laufen weiterhin Gespräche zwischen DFL und Bundeskartellamt, das die Zulässigkeit der offiziellen Ausnahmeregelungen für Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim anzweifelt.

Die DFL kann nicht liefern, es wird Alibi-Veranstaltungen geben.

Martin Kind

In diesem Kontext beklagt Kind eine intransparente Kommunikation der DFL: "Es wird ja nie offen kommuniziert. Aber wie ich höre, kann die DFL nicht liefern." Grund: Bestandsschutz für die genannten Ausnahmeklubs. Daher glaubt Kind: "Es wird Alibi-Veranstaltungen geben, sie werden es nicht klären." Was wiederum "Wege der Rechtsklärung" - sprich: eine Klage - eröffne. Zumal das Kartellamt, so Kind, "vor zwei Jahren geschrieben hat, dass 50+1 nach deutschem Kartellrecht okay ist. Aber nicht, dass das auch nach europäischem Kartellrecht gilt".

Bei den Diskussionen rund um den Themenkomplex DFL kam schließlich auch in Hoeneß die "Abteilung Attacke" zum Vorschein. Auf die Frage, warum man in Person von Watzke "ausgerechnet einem Dortmunder" die DFL-Aufsichtsratsspitze und damit den aktuell größten Führungsanspruch im deutschen Fußball überlassen habe, antwortete Hoeneß: "Die Dortmunder haben einen kleinen Vorsprung, aber am Ende werden sie wieder Zweiter sein."

Hoeneß' Appell an Kahn & Co.: "Einfluss in der DFL ist mir zu wenig"

Und, an die Adresse von Bayern-CEO Oliver Kahn und dessen Vorstandskollegen: "Der Einfluss des FC Bayern in der DFL ist mir zu wenig. Sie sind aus meiner Sicht zu zurückhaltend. Ich denke es sollte wieder mehr Bayern München, mehr 'Mia san Mia', in den deutschen Fußball kommen."

Aus Sicht von Hannover 96 unter der Regie von Martin Kind spräche gewiss nichts dagegen. 

Thiemo Müller

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident von FC Bayern München, spricht im Rahmen der Talk-Runde "Anstoß" der Neuen Presse.

Hoeneß angriffslustig: "... und anschließend sind sie Zweiter"

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