Bundesliga

Kehls Wut auf Stegemann: "Fahrlässig, feige und komplett falsch"

Dortmunder fühlen sich in Bochum vom Schiedsrichter um den Sieg gebracht

Kehls Wut auf Stegemann: "Fahrlässig, feige und komplett falsch"

Kritisierte das Schiedsrichtergespann scharf: Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl.

Kritisierte das Schiedsrichtergespann scharf: Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. IMAGO/Chai v.d. Laage

Anthony Losilla redete nicht lange um das herum, was ohnehin die meisten im Stadion mitbekommen hatten: "Um ehrlich zu sein, das kann man pfeifen. Keine Frage", sagte der VfL-Kapitän zur Szene in der 65. Minute, als Bochums Danilo Soares BVB-Stürmer Karim Adeyemi im Strafraum von den Beinen holte. Doch der fällige Pfiff von Schiedsrichter Sascha Stegemann blieb aus, auch der VAR schritt nicht ein. Die Partie lief weiter - zum Ärger der Dortmunder, die massiv protestierten.

Kapitän Marco Reus, zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingewechselt, stand neben dem Bochumer Tor auf dem Feld und redete auf Stegemann ein. Dortmunds Trainer Edin Terzic schlug die Hände gegen den Kopf, suchte das Gespräch mit dem Vierten Offiziellen Sören Storks und den Kontakt zu Stegemann. Doch die Entscheidung stand, Stegemann sah es sich nicht selbst noch mal an. Das Spiel lief beim Stand von 1:1 weiter.

Spielbericht

Weil keine Tore mehr fielen und in der ersten Minute der Nachspielzeit eine weitere strittige Szene mit einer Entscheidung gegen Dortmund ausfiel, kochten die Emotionen über bei den Schwarz-Gelben, die sich vom Schiedsrichtergespann um eine große Chance im Titelkampf gebracht fühlten. Als Stegemann auch ein Handspiel von Erhan Masovic im VfL-Strafraum ungeahndet ließ - wobei es hier Argumente gegen ein strafbares Vergehen gab, da sich der Bochumer Verteidigte mit dem Arm abstützen wollte -, bekamen sich Terzic und Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl nur schwer ein. Die Folge: Terzic sah Gelb - und Kehl baute seinen Frust zunächst auf dem Feld und später in der Mixed Zone ab.

Drei Schlüsselszenen

"Wir haben uns in den vergangenen Wochen selbstkritisch gezeigt und niemals woanders den Fehler gesucht. Heute aber, muss ich sagen, hat der Schiedsrichter das Spiel entschieden", sagte der 43-Jährige und zählte im Anschluss neben den beiden Szenen im Bochumer Strafraum auch einen Zweikampf zwischen BVB-Sechser Emre Can und VfL-Angreifer Philipp Hofmann vor dem Führungstor der Bochumer in der fünften Minute auf. "Er schubst ihn. Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, was passiert, wenn man oben in der Luft steht und einen Schubser kriegt. So wie Emre fällt, ist es ein Foulspiel, das am Ende zum Tor führt. Das muss er sich anschauen." Auch Terzic vertrat diesen Standpunkt: "Es gab ein klares Stoßen von Hofmann. Zwölf Sekunden später fällt das Tor."

"Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen"

Am erbostesten allerdings zeigten sich Kehl und Terzic über den nicht gegebenen Foulelfmeter. "Frech" sei es von Stegemann gewesen, sich diese Szene nicht noch einmal anzusehen, schimpfte Kehl und redete sich regelrecht in Rage: "Fünf Spieltage vor Schluss. Wenn es um die absolute Entscheidung geht, um die deutsche Meisterschaft. Wenn man in dieser Situation das Mittel nicht nutzt, das man zur Verfügung hat, es sich nicht ansieht, dann halte ich das für fahrlässig, feige und komplett falsch." In der Summe seien es "zu viele Fehlentscheidungen des Schiedsrichters" gewesen. "Heute", schloss er seine Ausführungen zum Schiedsrichter, "ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen".

"Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand"

Den Titel abschreiben allerdings wollte der BVB am Freitagabend trotz des Wissens, die Entscheidungen nun nicht mehr in der eigenen Hand zu haben, nicht. Bereits kurz nach dem Spiel hielt Terzic vier Finger in Richtung der mitgereisten Fans hoch und gab damit die Richtung vor, die er auch im Gespräch mit den Medien nicht änderte. "Bei aller Enttäuschung, bei allen Widerständen: Wir haben häufig gespürt, wie schnell sich die Dinge in dieser Saison ändern können", sagte der 40-Jährige auf der anschließenden Pressekonferenz. "Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir werden alles dafür tun, in der nächsten Woche den Platz als Sieger zu verlassen." Ähnlich äußerte sich Kehl, gab aber auch zu: Erst einmal "müssen wir das heute verdauen".

Matthias Dersch

Bilder zur Partie VfL Bochum gegen Borussia Dortmund