2. Bundesliga

HSV: Bakery Jattas Liebeserklärung an Hamburg

Gambier gibt nach Wirbel um seine Identität Einblick in sein Innerstes

Jattas Liebeserklärung an Hamburg

In Hamburg zu Hause: Bakery Jatta.

In Hamburg zu Hause: Bakery Jatta. imago images

Die Schlagzeilen hat Bakery Jatta in den zurückliegenden Monaten beherrscht, ohne dass er sich selbst geäußert hat. Nach dem jüngsten Heimspiel gegen den Karlsruher SC blieb er für wenige Minuten in der Mixed Zone bei den Medienvertretern stehen, wirkte aufgekratzt und gelöst wie ein kleiner Junge, nachdem ihn die eigenen Fans zuvor minutenlang gefeiert hatten. Es war der erste und nur ein kurzer Einblick, den der Gambier in sein Innenleben gestattet hatte - bis jetzt. Im aktuellen Vereinsmagazin "HSVlive" äußert er sich in einem sehr emotionalen Interview erstmals darüber, wie er mit dem Wirbel um seine Identität umgegangen ist. Und vor allem auch darüber, wie sein Klub das getan hat. "Hamburg und der HSV", sagt er, "waren in dieser Zeit wie Vater und Mutter für ein Kind. Man hat mich nicht weggeschubst, sondern mich behütet und beschützt. Ich werde das niemals vergessen."

Hecking, Boldt, Hunt - "extrem viel Unterstützung von so vielen Menschen"

Der HSV hatte sich geschlossen hinter seinem Flügelstürmer versammelt als im Sommer Zweifel an dessen Identität aufgeworfen worden waren. "Ich bekam extrem viel Unterstützung von so vielen Menschen. Allen voran vom Trainer. Dieter Hecking hat viel mit mir gesprochen. Und von Jonas Boldt, der mir nur einmal in die Augen schaute und ich wusste sofort, dass er bedingungslos hinter mir steht. Aaron Hunt hat dann ein öffentliches, sehr emotionales Statement abgegeben und alle Spieler haben Fotos von mir gepostet und mir den Rücken gestärkt. Meine Mannschaft, der ganze Klub und alle Fans haben mich in dieser Zeit aufgefangen. Ich weiß bis heute nicht, wie ich diesen Menschen jemals das zurückzahlen kann, was sie mir gegeben haben." Dass er diese Unterstützung bitter nötig hatte, macht er ebenso deutlich. "Niemand kann sich vorstellen, wie ich mich in dieser Zeit gefühlt habe. Ich wurde öffentlich an den Pranger gestellt. Aber wofür? Was hatte ich verbrochen? Ich habe mich gefühlt, als wollte man mich wegsperren, mich ins Gefängnis stecken."

Spielersteckbrief Jatta
Jatta

Jatta Bakery

Trainersteckbrief Hecking
Hecking

Hecking Dieter

Hamburg - die neue emotionale Heimat

Hecking und Boldt hatten Jatta während der Diskussionen im Spätsommer stets als Musterbeispiel für eine gelungene Integration bezeichnet. Und damit den Kern getroffen. Tatsächlich ist der 21-Jährige nicht nur sportlich zum Leistungsträger bei den Hanseaten aufgestiegen, sondern auch als Persönlichkeit an der Elbe angekommen, wie er verrät. "Mittlerweile habe ich meinen Führerschein gemacht, habe eine eigene Wohnung, eine Freundin und bin selbständig geworden. Ich habe gelernt, dass ich diszipliniert sein muss, denn das hier ist Deutschland, es ist eine ganz andere Kultur und Mentalität als in meinem Heimatland." Und er betont, eine neue emotionale Heimat gefunden zu haben. "Ich bin in Hamburg, beim HSV und bei diesen Menschen zu Hause. Zuhause ist da, wo man Frieden findet. Und ich habe hier meinen Frieden gefunden."

Sebastian Wolff