2. Bundesliga

Jatta und der HSV - eine Liebesgeschichte

Weshalb die vorformulierten Worte des Gambiers zur Verlängerung nicht aufgesetzt sind

Jatta und der HSV - eine Liebesgeschichte

Tief verbunden mit dem HSV: Bakery Jatta.

Tief verbunden mit dem HSV: Bakery Jatta. picture alliance / Selim Sudheimer

Die Worte, die der Gambier in der parallel zur Verkündung des Sportvorstandes verbreiteten Vereinsmitteilung verlauten ließ, klingen ein wenig kitschig und sind natürlich vorformuliert. "Der HSV ist mein Leben und mittlerweile meine Heimat. Als ich hierhergekommen bin, haben mich die Menschen im Verein und drumherum aufgenommen, mir ein Zuhause gegeben und mich immer unterstützt. Dafür bin ich dankbar und möchte ihnen in jedem Spiel etwas zurückgeben."

Was in der heutigen Zeit ein wenig aufgesetzt klingt, passt in der Verbindung zwischen dem 25-Jährigen und dem HSV tatsächlich. Jatta hatte seine ersten Schritte als Probespieler unter Bruno Labbadia im Januar 2016, unterschrieb im darauffolgenden Sommer seinen ersten Profivertrag und machte seitdem gewaltige Sprünge. Zum Leistungsträger. Zur Identifikationsfigur. Und nun erstmals auch im Gehalts-Ranking.

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Jatta hätte das Dreifache verdienen können

Gedauert hat es mit der Unterschrift bis zum zurückliegenden Wochenende, weil es lange um das Salär gegangen war - und dennoch behalten Jattas Worte über die Bedeutung des HSV für ihn ihren Wahrheitsgehalt. Denn: Durch einen Wechsel, neben Bundesliga-Anfragen lag unter anderem eine Offerte aus Saudi-Arabien vor, hätte er das Dreifache seines nun ausgehandelten Jahresgehalts von etwa 600.000 Euro verdienen können. "Baka steht für den HSV und die Identität des Vereins wie wahrscheinlich kein anderer", sagte Jonas Boldt, "es freut mich, dass er genau diese Unterstützung von allen auf seinem Weg zu schätzen weiß." Und ein Grundsatz von Tim Walter über seinen Energiespender lautet: "Baka muss man einfach lieben. Er gibt sein Herz für diese Mannschaft."

Zweifel an der Wertschätzung des 2015 aus Gambia nach Deutschland gekommenen Flügelstürmers hatten bei den HSV-Bossen auch während des Pokers um die Zukunft nicht wirklich bestanden. Der Rechtsaußen hatte 2018 zu einem Zeitpunkt um fünf Jahre verlängert, da er noch den Status des Perspektivspielers hatte - dementsprechend war bislang auch seine Entlohnung. Deshalb wurde zwar gepokert, sein Ziel, unbedingt bleiben zu wollen, aber hatte er bereits im Herbst, vor Beginn der finalen Verhandlungen, sogar öffentlich gemacht. Mit dieser in der heutigen Profi-Generation selten gewordenen Ehrlichkeit: "Mein Berater weiß genau, was zu tun ist."

Jatta hatte in einem seiner wenigen Interviews, im Oktober 2022 mit dem kicker, einmal gesagt: "Der HSV ist meine große Liebe. Ich verspüre ein Gefühl tiefer Verbundenheit und kann sagen, dass ich diese Liebe wirklich für jeden Einzelnen in der Kabine verspüre. Und ich bin sicher: Du musst die anderen um dich herum auch lieben, um wirklich miteinander Erfolg zu haben."

Wirklicher Erfolg ist nun das erste Ziel nach der erfolgten Unterschrift bis 2029. Jatta hätte schon im kommenden Sommer allein in die Bundesliga gekonnt, er will es aber mit seiner "großen Liebe" schaffen. Das letzte Bundesligaspiel bestritten er und der HSV im Mai 2018, es war ein letztlich wertloses 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach. "Ich wurde eingewechselt, und als wir kurz vor Schluss führten, uns aber nicht mehr retten konnten, sang das ganze Stadion 'Mein Hamburg lieb ich sehr'. Das sind Gefühle, die ich nicht vergessen werde, die mich antreiben."

Sebastian Wolff