Bundesliga

"Ihr könnt auf uns zählen!": 800 FußballerInnen unterstützen Coming-out

Prominente Spieler scheuen sich noch vor Bekenntnis zu ihrer Homosexualität

"Ihr könnt auf uns zählen!": 800 FußballerInnen unterstützen Coming-out

Die Fans auf St. Pauli scheinen bereit für das erste Coming-out in der Bundesliga.

Die Fans auf St. Pauli scheinen bereit für das erste Coming-out in der Bundesliga. picture alliance

Mehr als 800 deutsche Fußballer und Fußballerinnen haben in einem Appell homosexuellen Spielern ihre Unterstützung zugesichert. "Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite", heißt es in dem Solidaritätsschreiben, welches das Magazin "11 Freunde" in seiner jüngsten Ausgabe veröffentlicht.

"Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Fußballer in den deutschen Profiligen der Männer", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. "Die Angst, nach einem Coming-out angefeindet und ausgegrenzt zu werden und die Karriere als Profifußballer zu gefährden, ist offenbar immer noch so groß, dass schwule Fußballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen."

Hitzlsperger bleibt bisher ein einsamer Vorreiter

Bekanntester deutscher Ex-Spieler ist Thomas Hitzlsperger, der sich aber erst nach seiner Karriere zu seiner Homosexualität öffentlich bekannt hatte. Der ehemalige Nationalspieler ist beim VfB Stuttgart mittlerweile der Sportvorstand. "In England, Deutschland oder Italien ist Homosexualität kein ernsthaftes Thema, nicht in der Kabine jedenfalls", hatte er bei seinem Coming-out über seine lange Profi-Erfahrung unter anderem beim FC Bayern München, Aston Villa, VfB Stuttgart, VfL Wolfsburg, Lazio Rom, West Ham United und zuletzt beim FC Everton berichtet.

Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draußen schützen.

Max Kruse

Christopher Street Day: Der 1. FC Köln war zuletzt mit eigenem Wagen schon präsent. imago images

Zu den Unterzeichnern des Appells "Ihr könnt auf uns zählen!" gehören unter anderen prominente Profis wie Max Kruse (1. FC Union Berlin), Niklas Stark (Hertha BSC), Bakery Jatta (Hamburger SV), die Nationalspielerinnen Almuth Schult und Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) auch ganze Mannschaften wie zum Beispiel der 1. FC Köln. So unterzeichnen auch Lars Stindl, Matthias Ginter, Breel Embolo, Yann Sommer, Tony Jantschke und Trainer Marco Rose für Borussia Mönchengladbach sowie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für Borussia Dortmund und alle 850 Mitarbeiter. In der Charta des 1. FC Köln heißt es: "Herzlich willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands - egal, woher du kommst, was du glaubst, was du hast oder bist, wie du lebst und wen du liebst."

"...weil es zu den elementaren Freiheitsrechten jedes Menschen gehört"

Niemand solle zu einem Coming-out gedrängt werden, betonen die Unterzeichner. "Das ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung und Solidarität sicher sein kann, weil es zu den elementaren Freiheitsrechten jedes Menschen gehört, sich zu seiner sexuellen Orientierung bekennen zu können."

Starke Worte fand Unions neuer Publikumsliebling Kruse. "Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draußen schützen", sagte der 32 Jahre alte Angreifer.

dpa/tru