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WM 2022: Mexikos Trainer Martino tritt zurück

Torschütze Chavez denkt an die ersten beiden Spiele zurück

"Ich bin der Hauptverantwortliche für diesen Frust": Mexikos Martino sagt wohl "Hasta luego"

Wird wohl nicht Trainer der mexikanischen Auswahl bleiben: Gerardo Martino.

Wird wohl nicht Trainer der mexikanischen Auswahl bleiben: Gerardo Martino. IMAGO/Agencia EFE

Leidenschaftliches Anrennen, purer Wille, schier unendliche Kraftreserven: Die mexikanische Nationalmannschaft hat am Mittwochabend im wahrsten Sinne des Wortes ihr letztes Hemd gegeben und alles in die Waagschale geworfen, um am Ende doch noch das anvisierte Achtelfinale bei der Winter-Weltmeisterschaft in Katar zu erreichen.

Allein es klappte nicht, 1:2 hieß es am Ende gegen die ebenfalls trauernden Saudi-Arabier ...

Nach der hochverdienten Führung von Henry Martin kurz nach Wiederbeginn und dem traumhaften Freistoß ins rechte Kreuzeck von Luis Chavez war El Tri drauf und dran, auch bei der 17. Weltmeisterschaftsteilnahme in die K.-o.-Runde vorzustoßen. Zuletzt war den südlichen Nordamerikanern siebenmal am Stück das Achtelfinale vergönnt gewesen - siebenmaliges Aus dort inklusive.

Doch am Ende sollte es nicht mehr für den Coup nach den enttäuschenden Auftritten gegen Polen am 1. Spieltag (0:0) und gegen Argentinien zuletzt (0:2) reichen, vielmehr schied Mexiko erstmals seit 1978 wieder in der Gruppenphase aus - damals gegen Tunesien, Deutschland und ebenfalls Polen. Dabei hatte nur noch ein weiteres Tor gefehlt, das der unermüdliche Hirving Lozano mit seinen leidenschaftlich kämpfenden Kollegen aber einfach nicht mehr hingebracht hatte. Mehrere Zehntausend lautstarke Mexikaner, die laut Angaben die Reise nach Katar angetreten hatten, waren ebenso am Boden zerstört wie die Spieler.

"Das hinterlässt natürlich einen sehr bitteren Beigeschmack"

gruppe c, 3. Spieltag

"Es ist ein harter Schlag, es gibt keine Worte dafür", rang der bei Ajax Amsterdam spielende Verteidiger Edson Alvarez im Nachhinein sichtlich mit den Emotionen, war niedergeschlagen. "Die Mannschaft wollte es von der ersten Minute an, wir hatten viele Chancen und Möglichkeiten, Tore zu schießen. Leider konnten wir die nicht nutzen - und das hinterlässt natürlich einen sehr bitteren Beigeschmack."

Zwischenzeitlich war Mexiko übrigens nur noch wegen der am Ende nur wegen des 1:2-Anschlusstreffers von Saudi-Arabien nicht angewandten Fairplay-Wertung hinter Polen, das letztlich trotz der Niederlage im Parallelspiel feiern durfte. "Beim 2:0 hatten wir das Gefühl, dass wir sehr nah dran waren, leider war das nicht so", gab Torschütze Chavez zu Protokoll - ebenfalls emotional betroffen. Zugleich analysierte der Freistoßkünstler allerdings auch treffenderweise: "Wir haben in den anderen Partien nicht genug getan."

Die Saudis, die zusammen mit El Tri die vorzeitige Heimreise antreten müssen, zollten dem Gegner derweil für dessen Willensleistung bis tief in die Nachspielzeit Respekt. "Wir haben es nicht geschafft, um den Sieg zu kämpfen. Das ist Fußball. Wir waren nie im Spiel. Mexiko hat ein sehr gutes Spiel gemacht, mit hoher Intensität", sagte Trainer Hervé Renard - und gab dabei zu, dass es für sein Team auch gut und gern drei, vier oder fünf Gegentore hätte setzen können. "Das Ergebnis spiegelt das Spiel nicht wider."

Edson Alvarez (#4)

Edson Alvarez (#4) und seine mexikanischen Mitspieler waren traurig nach dem verpassten WM-Achtelfinale. AFP via Getty Images

Coach Martino: "Ich bin der Hauptverantwortliche für diesen Frust"

Und das Ergebnis sorgt wohl auch dafür, dass Mexikos ohnehin schon seit einigen Monaten unter Druck stehender Trainer Gerardo Daniel "Tata" Martino (etwa wegen der Nicht-Nominierung von Publikumsliebling Chicharito) seinen Hut nehmen wird. "Mein Vertrag ist mit dem Schlusspfiff abgelaufen. Mehr muss nicht unternommen werden", sagte der 60-Jährige noch am Mittwochabend im Lusail Stadion. "Ich bin der Hauptverantwortliche für diesen Frust und diese Enttäuschung. Das macht mich sehr traurig", so der ehemalige Coach der argentinischen Nationalmannschaft (2014 bis 2016) oder auch des FC Barcelona (2013 bis 2014).

"Ich übernehme alle Verantwortung für dieses Scheitern. So etwas ist lange nicht passiert", führte Martino bei seiner Ansage weiter aus. Mexikanische Medien haben derweil bereits berichtet, der Verband habe den Vertrag mit seinem Nationaltrainer eigentlich bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko verlängern wollen, Martino habe jedoch abgelehnt. Der Argentinier Martino hatte die Nationalmannschaft des lateinamerikanischen Landes 2019 übernommen. Sein größter Erfolg war der Gewinn des Gold Cups 2019.

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