"Do or die" hieß es im abschließenden Gruppenspiel sowohl für Saudi-Arabien als auch Mexiko, schließlich konnten sich beide Teams noch Hoffnungen auf den Einzug in die K.-o.-Runde dieser Weltmeisterschaft machen. Durch den Überraschungssieg gegen Argentinien zum Auftakt hatte das Überraschungsteam aus Saudi-Arabien zwar schon vor Anpfiff zwei Zähler mehr auf dem Konto als die Mexikaner, doch um auch mit einem Remis weiterzukommen, benötigte das Königreich Schützenhilfe im Parallelspiel Argentinien vs. Polen.
Für das "Endspiel" baute Saudi-Arabiens französischer Trainer Hervé Renard im Vergleich zum 0:2 gegen Polen auf drei Positionen um: Al-Burayk, Al-Malki und Al-Najei mussten für Tambakti, Al Ghanam und Al Hassan weichen. In der Offensive blieb allerdings alles beim Alten, Renard baute erneut auf die gestandenen Al-Buraikan, Kapitän Al-Dawsari sowie Stoßstürmer Al-Shehr.
Mexiko brauchte zwingend den ersten Dreier des Turniers in Katar, weshalb auch Nationaltrainer Gerardo Martino nach dem 0:2 gegen Argentinien umstellte: Sanchez, Edson Alvarez, Pineda und Martin standen für Araujo, Kevin Alvarez, Herrera und Guardado (alle Bank) von Beginn an auf dem Feld.
Mexiko legt stark los - Martin erzielt das 1:0
Der 3. Spieltag in der Gruppe C
Und die südlichen Nordamerikaner legten mit richtig viel Tempo los. Gerade waren erst die ersten 60 Sekunden vorüber gezogen, da zog der agile und bis Spielschluss sehr umtriebige Chavez erstmals aus der Distanz ab, verpasste das Tor jedoch knapp (2.). Das Tempo war gesetzt, nur eine Minute später scheiterte Vega nach starkem Zuspiel von Lozano am stark parierenden Al-Owais (3.).
Im Anschluss beruhigte sich die Partie etwas, viele Zweikämpfe und Fouls betonten das Geschehen. Kanno mit einem Freistoß und Pinedas Kopfball kamen dem jeweils gegnerischen Tor noch am nächsten (13. und 27.).
Kurz vor der Pause wurde es auf beiden Seiten noch einmal brenzlig: Zunächst verpasste Chavez in der 41. Minute erneut aus der Distanz nur knapp, dann setzte Al-Hassan einen Kopfball Sekunden vor dem Halbzeitpfiff am linken Torpfosten vorbei (45.+6). So ging es mit dem 0:0 in die Kabinen, wo Mexikos Trainer Martino wohl die richtigen Worte gewählt hatte. Kaum mehr als eine Minute war gespielt, da zappelte der Ball in den Maschen: Nach einer Ecke leitete Montes die Kugel elegant mit feiner Körperbeherrschung weiter auf Martin, der aus kurzer Distanz keine Probleme hatte, auf 1:0 zu stellen (47.).
Chavez traumhaft - Lozanos Tor zählt nicht
Weil aber auch Argentinien im Parallelspiel direkt nach dem Wiederanpfiff in Führung gegangen war, musste La Tri nachlegen. Und diese Aufgabe erfüllte Chavez traumhaft: Der Mittelfeldspieler versenkte einen Freistoß aus knapp 25 Metern unhaltbar für Al-Owais im rechten oberen Eck (52.). Zu diesem Zeitpunkt fehlte Mexiko nur ein Tor - und auch das sollte nur wenige Zeigerumdrehungen später fallen. Zumindest vermeintlich: Mit einem Doppelpass hatten Martin und Lozano die gegnerische Abwehr zunächst ausgehebelt, woraufhin Letzterer einschob. Allerdings war die Fahne oben - Abseits, was auch die absolut richtige Entscheidung war (56.).

Erhobenen Hauptes verabschiedete sich auch die Nationalmannschaft Saudi-Arabiens von der WM. Getty Images
Davon ließ sich La Tri allerdings nicht unterkriegen - Mexiko drückte weiter auf den dritten Treffer, mit Wille, mit vollem Einsatz, mit jedem Mann. Argentinien hatte derweil das 2:0 erzielt, der Fairplay-Vergleich fiel aber zugunsten der Polen aus. Also probierte es Mexiko weiter, Lozano scheiterte aber aus großer Distanz an Al-Owais (67.), Martin aus guter Position an sich selbst (70.). Es hagelte nun Chancen im Minutentakt für die Nordamerikaner. Auch Chavez fand mit einem erneut tollen Freistoß seinen Meister in Al-Owais (73.).
Al-Dawsari zerstört die Hoffnung
Die saudische Defensive wackelte weiter gehörig, aber einen weiteren Treffer ließ sie nicht zu. Chavez' Versuch, aufs leere Tor abzuschließen, wurde in letzter Sekunde noch abgeblockt (78.). Kurz vor Ende der regulären Spielzeit stoppte erneut ein Abseitspfiff den Jubel Mexikos. Der eingewechselte Atuna verwertete einen Ball in die Spitze, war aber ebenfalls zu früh gestartet (87.). Mexiko rannte bis in die Nachspielzeit an, doch ein Konter der Grünen Falken beendete dann jegliche Hoffnung: Mit einem Doppelpass überspielten Al-Dawsari und Joker Bahebri die mexikanische Abwehr, Al-Dawsari stieß aus kurzer Distanz den finalen Dolch ins mexikanische Herz.
Kurz darauf war Schluss, trotz einer couragierten und über weite Strecken dominanten Vorstellung war die Weltmeisterschaft in Katar für Mexiko vorbei. Gleiches galt auch für Saudi-Arabien, die aufgrund der Niederlage die Gruppe C als Tabellenletzter abschlossen.