Bundesliga

Frankfurt: Hütters Dilemma mit Evan Ndicka

Frankfurt: Kein Platz für den Franzosen?

Hütters Dilemma mit Ndicka

Müsste eigentlich einen Stammplatz haben: Evan Ndicka.

Müsste eigentlich einen Stammplatz haben: Evan Ndicka. imago images

Zweifellos zählt Ndicka bei der Eintracht zu den Spielern mit dem größten Wertsteigerungspotenzial, schon länger bewegt er sich im Blickfeld europäischer Top-Adressen. Der U-21-Nationalspieler Frankreichs bringt alle Zutaten mit, um in den nächsten Jahren eine glanzvolle Karriere hinzulegen: Eine gute Grundschnelligkeit, Kopfballstärke, fußballerische Eleganz und einen starken linken Fuß, mit dem er das Spiel eröffnen kann. Etwas an Zweikampfhärte kann er gewiss noch zulegen, ebenso gilt es, den einen oder anderen einfachen Fehler abzustellen. Unterm Strich aber stimmt das Gesamtpaket, das der 1,92 Meter große Innenverteidiger mitbringt.

Aufgrund der im Pokalspiel bei 1860 München erlittenen Syndesmoseverletzung stellte sich in der Liga bisher nicht die Frage, ob und wo genau Ndicka eingesetzt wird. Vergangene Rückrunde spielte er in jener Phase als Linksverteidiger, in der Trainer Adi Hütter auf eine Viererkette in der Abwehr setzte. Mit der Rückkehr zum 3-5-2 fiel diese Position weg und Ndicka saß zunächst einige Spieltage auf der Bank, bevor er im Saisonendspurt wieder spielte - als linker Innenverteidiger in der Dreierkette. Im Grunde betrachtet Hütter das Talent ohnehin nicht als geeigneten Linksverteidiger, in der Innenverteidigung ist Ndicka am stärksten.

Hinteregger, Hasebe und Abraham sind eigentlich gesetzt

Für den Trainer bahnt sich nun nicht zum ersten Mal ein Dilemma an. Angesichts des Potenzials und der jetzt schon vorhandenen Klasse müsste Ndicka eigentlich einen Stammplatz haben, um bestmöglich in seiner Entwicklung gefördert zu werden. Links in der Dreierkette ist jedoch Martin Hinteregger gesetzt; der österreichische Nationalspieler ist aus der ersten Elf nicht wegzudenken. Um Ndicka Spielpraxis zu ermöglichen, könnte Hinteregger zwar zentral in der Dreierkette aufgeboten werden. Dort aber spielt zumindest noch in dieser Saison Makoto Hasebe, der mit seiner exzellenten Spieleröffnung und Erfahrung ein wichtiger Faktor in der Mannschaft ist. Den Posten rechts in der Dreierkette belegt Kapitän David Abraham, als Linksfüßer wäre Ndicka dort indes ohnehin nur eine Notlösung.

Wie geht es also weiter? Denkbar ist, dass Hinteregger gelegentlich anstelle von Hasebe aufläuft und Ndicka so zumindest sporadisch zu Spielpraxis kommt. Eine weitere Möglichkeit: Hasebe könnte anstelle von Stefan Ilsanker auf der Sechs auflaufen. In fußballerischer Hinsicht wäre das die beste Lösung, da mit Ndicka, Hinteregger und Hasebe drei aufbaustarke Defensivspieler gleichzeitig auf dem Feld stünden. Allerdings ist fraglich, ob Hasebe mit seinen bald 37 Jahren diese laufintensive Position ausfüllen könnte. Man darf gespannt sein, für welche Lösungen sich Hütter in den kommenden Wochen entscheiden wird. Er selbst wird die Situation vielleicht gar nicht so sehr als Dilemma, sondern vielmehr als Luxusproblem empfinden.

Julian Franzke