2. Bundesliga

Hrubeschs Klartext ist ein Auftrag an die HSV-Bosse

Kommentar

Hrubeschs Klartext ist ein Auftrag an die HSV-Bosse

Kein Wunder, aber genügend Klartext: HSV-Trainer Horst Hrubesch.

Kein Wunder, aber genügend Klartext: HSV-Trainer Horst Hrubesch. picture-alliance

Ein Wunder bei diesem HSV konnte nicht mal der Interimstrainer vollbringen. Weiterbringen könnte die Vereinslegende den Verein dennoch, wenn er erhört wird - weil er am Sonntag nach dem kläglichen 2:3 von Osnabrück, dem Ausrufezeichen hinter das dritte Desaster im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr, schonungslos die Wahrheit sagte. Über die Spieler. Und damit indirekt auch über die Bosse. Sie zeichnen für die Personalauswahl verantwortlich - und sind auch mit einem Paradigmenwechsel nicht ans Ziel gekommen.

Ü-30-Achse ohne Halt

Die Lehren von Jonas Boldt und Michael Mutzel aus der Vergangenheit waren, dass es dem HSV in der entscheidenden Phase der Saison an Säulen fehlte - doch auch die Ü-30-Achse Sven Ulreich, Toni Leistner, Klaus Gjasula und Simon Terodde sicherte nicht den Aufstieg. Weil Leistner zu oft fehlte, Ulreich und noch mehr Gjasula selbst vergeblich nach Halt suchten und nur Terodde hielt, was er versprach.

Um diese Säulen herum aber wankte die gesamte Statik wieder als es um alles ging. Und das hat laut Hrubesch Gründe, die die Personalpolitik infrage stellt: "Du musst es dir verdienen und du musst es in einem Spiel wie in Osnabrück auch wollen. Ich habe das mein Leben lang gemacht, hatte aber nicht das Gefühl, dass das bei allen so war. Wir haben es nicht verdient. Und das müssen wir hinterfragen."

Mentalität ist seit Jahren ein Thema beim HSV

Mentalität ist seit Jahren ein Thema in Hamburg. Weil in verschiedensten Spieler-Generationen immer wieder zu schnell Zufriedenheit mit dem erreichten Status Quo des HSV-Profis Einzug gehalten hat? Oder weil der mentale Druck des Aufsteigen-Müssens lähmt? Offensichtlich ist, dass die jeweiligen Kader-Zusammenstellungen samt Trainerbesetzungen nicht passen.

Im ersten Zweitliga-Jahr tummelten sich noch zu viele Absteiger, die am Ende eigene Interessen in den Vordergrund rückten (Holtby, Lasogga), im zweiten Jahr wurden fehlende Eckpfeiler und Zweitligatugenden ausgemacht und im dritten Jahr eigentlich sämtliche Zutaten zusammengemixt: Ein Trainer im mittleren Alterssegment, mit Aaron Hunt immer noch ein Gesicht so vieler sportlicher Tiefschläge, dazu ein paar Youngster wie Vagnoman und Onana, einige vermeintlich fürs Unterhaus Überqualifizierte wie Kittel und Dudziak sowie besagte Haudegen.

Was helfen könnte: ein ehrlicher Schritt zurück

Was noch nicht versucht wurde, ist ein Schritt zurück. Das ehrliche Eingeständnis, dass sich die Bundesliga-Rückkehr offenbar nicht im Alles-oder-nichts-Verfahren verwirklichen lässt, sondern vielleicht zur Abwechslung mal einen gesunden Aufbau benötigt, anstatt durchschnittliche Spieler der Zweitligakonkurrenz mit horrenden Gehältern abzuwerben.

Hrubeschs Klartext, dass es Hamburgs Profis nicht genug gewollt hätten, kommt auch einer Aufforderung an die Bosse gleich.