Bundesliga

Hradecky: "Wir stecken noch immer in der Scheiße"

Leverkusens Kapitän warnt vor voreiligem Blick auf die internationalen Plätze

Hradecky: "Wir stecken noch immer in der Scheiße"

Sieht sein Team noch nicht über dem Berg: Lukas Hradecky.

Sieht sein Team noch nicht über dem Berg: Lukas Hradecky. IMAGO/Kirchner-Media

Zuletzt drei Siege in Serie. Eine unter dem neuen Trainer Xabi Alonso erhöhte defensive Stabilität. Dazu die Rückkehr von Topstar Florian Wirtz, der sich vor fast neun Monaten das vordere Kreuzband im linken Knie riss. Aspekte, die einen positiven Ausblick auf die verbleibenden 19 Bundesligaspiele in dieser Saison erlauben würden.

Doch wer am Dienstag eine Kampfansage von Lukas Hradecky auf das Stichwort Zielsetzung erwartete, wurde eines besseren belehrt. So warnte der Kapitän vor voreiliger Euphorie. "Wir stecken immer noch in der Scheiße, auch wenn wir eine gute letzte Woche hatten", erklärt der Torhüter unmissverständlich, "wir sollten jetzt nicht von Europa träumen, wir sollten erstmal gute Spiele abliefern."

Hradecky ist nicht pessimistisch, aber er wählt seine Worte mit einer gesunden Skepsis, nachdem Bayer 04 in dieser Saison so oft extrem negativ überrascht hat und selbst nach vermeintlichen Befreiungsschlägen weiter kriselte. Also mahnt er erst, um danach doch einen kurzen Blick nach oben zuzulassen: "Es gibt noch genug Spiele, um alles kaputt zu machen, aber auch noch genug, um alles zu reparieren und auch genug, um von gewissen Sachen zu träumen."

Um wirklich nochmal die Europapokalplätze anzugreifen, muss sich der Werksklub, der aktuell nur 18 Punkte nach 15 Partien auf dem Konto hat, deutlich steigern. Vor allem im Offensivspiel. Dass Xabi Alonso nach seinem Amtsantritt Anfang Oktober den Schwerpunkt auf die Defensive legte („Da waren wir ziemlich anfällig“, so Hradecky), gefiel dem Torhüter. Jetzt soll aber das Angriffsspiel von Xabi Alonso aufgepeppt werden.

"Nach vorne haben wir keinen Bayer-Fußball gespielt. Bis vielleicht auf die zweite Hälfte gegen Union Berlin", bilanziert der Routinier nüchtern und fordert mehr Momente wie beim 5:0-Sieg gegen die Eisernen: "Wir brauchen mehr Schablonen, wie man Automatismen ins Laufen kriegen kann, um auch tief stehende Gegner zu bespielen. Da haben wir nicht genug." Doch hierbei setzt er ganz auf den neuen Trainer und dessen Einfallsreichtum. "Wenn jemand mit Spanien Weltmeister geworden ist, hat er auch dafür ein paar Lösungen im Kopf", ist sich der finnische Nationalspieler sicher.

Lange Winterpause soll helfen

Neben dem taktischen Repertoire des Weltmeisters von 2010 soll dabei auch die lange Winterpause helfen. "Das ist schon fast wie eine Saisonvorbereitung", sagt Hradecky angesichts von insgesamt fast sechs Trainingswochen vor dem Wiederauftakt am 22. Januar in Mönchengladbach, "das hat es noch nicht gegeben. Das ist vielleicht unser Glück, um mehr zusammenzurücken. Diese Zeit muss genutzt werden. Ganz klar."

Für den Trainer ist es die erste längere Phase, in der er intensiv mit der Mannschaft arbeiten kann. "Jetzt hast du die Ruhe, um richtig ins Detail zu gehen. Wenn du drei Spiele in der Woche hast, kannst du nicht eine halbe Stunde über eine Situation reden", erklärt der Keeper, "deswegen sind die Testspiele auch wichtig, da man da diese Einheit und diese Abläufe sieht."

Die feine Klinge hat Bayer in dieser Saison nämlich noch so gut wie nie geschwungen. Das soll sich ändern. "Taktisch waren die Spiele noch nicht wunderschön bislang. Da haben wir noch Verbesserungspotenzial. Das sieht jeder", analysiert Hradecky, "man spürt aber auch, dass es gut funktionieren kann." Kann. Hradecky muss von einer wirklichen Genesung des Patienten Bayer 04 offenbar erst noch überzeugt werden.

Stephan von Nocks

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