Bundesliga

Holzer kritisiert: "Das war deutlich zu kurz gedacht"

Ablehnung des Investoren-Deals bleibt ein Thema in der Liga

Holzer kritisiert: "Das war deutlich zu kurz gedacht"

Philip Holzer, Aufsichtsratsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, kritisiert im exklusiven kicker-Interview die Ablehnung des Investoren-Einstiegs bei der DFL. 

Philip Holzer, Aufsichtsratsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, kritisiert im exklusiven kicker-Interview die Ablehnung des Investoren-Einstiegs bei der DFL.  IMAGO/Hartenfelser

Für 12,5 Prozent der Medienerlöse in den nächsten 20 Jahren hätten die 36 Klubs der 1. und 2. Liga insgesamt zwei Milliarden Euro erhalten sollen. Die für eine Umsetzung nötige Zweidrittelmehrheit wurde im Liga-Verband aber verfehlt. Für Philip Holzer unverständlich, wobei der Aufsichtsratsvorsitzende von Eintracht Frankfurt die Angelegenheit aus verschiedenen Perspektiven beurteilen kann. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete Holzer als Investmentbanker für Goldman Sachs, Beteiligungsmanagement gehört zu seinen Spezialgebieten.

Das Scheitern des Investoren-Einstiegs bei der DFL bedauert der 57-Jährige nun ausdrücklich - aber "nicht, weil ich als ehemaliger Banker sehr viel Erfahrung mit Private-Equity-Firmen habe. Sondern: Mir wurde zu viel über Risiken geredet, statt über Chancen. Ein typisch deutsches Problem. Die Kritiker haben nicht bedacht: Dieser Deal hätte nicht nur dringend benötigtes Eigenkapital in die Liga gebracht - sondern auch die Zentralvermarktung für die kommende 20 Jahre festgeschrieben. Das wäre ein Statement für 1. und 2. Liga gewesen".

Die Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben gewinnen noch mehr an Bedeutung.

Philip Holzer

Holzer, ein expliziter Verfechter der 50+1-Regel, hätte den geplanten Deal sowohl für zukunftsweisend gehalten als auch für "hochsolidarisch". Beides sei "leider weder gewürdigt noch verstanden worden". Das Argument, dass durch die geplante Geldverteilung nach dem aktuellen TV-Schlüssel die Schere innerhalb der Liga noch weiter auseinandergegangen wäre, bezeichnet Holzer als "deutlich zu kurz gedacht. Schauen Sie doch mal auf die Langfristfolgen: Wir müssen annehmen, dass die nationalen Medienerlöse im Rahmen der nächsten Ausschreibung schrumpfen, siehe jüngst Italien. Der Verteilungskampf wird dadurch noch intensiver - und die Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben gewinnen - relativ gesehen - noch mehr an Bedeutung. Genau dadurch geht doch die Schere weiter auseinander zwischen Klubs, die europäisch spielen, und dem Rest." Bedeutet: Gerade die kleineren Klubs, die mutmaßlich mehrheitlich gegen den Investoren-Einstieg gestimmt haben dürften, seien perspektivisch die Leidtragenden ihrer eigenen Entscheidung.

"Es wurde mehr ideologisch als faktenbasiert diskutiert"

Auf die Frage, ob es in deutschen Profiklubs an der nötigen Wirtschaftskompetenz fehle, um die richtige Grundsatzentscheidung zu treffen, antwortet Holzer unverblümt: "Ja. Ich würde mir mehr Finanzexpertise in den Entscheidungsgremien wünschen. Die Langzeitfolgen werden viel zu wenig durchdacht und deshalb oft falsch bewertet. Stattdessen geht es viel zu sehr ausschließlich ums Hier und Jetzt." Zudem sei nach Holzers Eindruck "mehr ideologisch als faktenbasiert diskutiert" worden.

Und: "In Deutschland ist es ja auch für einen arbeitsplatzschaffenden Investor wie Elon Musk schwierig. Ich finde es jedenfalls schade, dass der Begriff Investor generell so negativ besetzt ist, statt sich faktenorientiert mit dem Einzelfall auseinanderzusetzen. Meine größte Sorge: Wenn wir die globalen Herausforderungen im Fußballgeschäft mit nationalen Lösungen und Fremdkapital angehen, wird die Wettbewerbsfähigkeit der Liga definitiv geringer."

Sorge vor übermäßiger Verschuldung deutscher Profiklubs

Warum Holzer künftig eine übermäßige Verschuldung deutscher Profivereine befürchtet, welche Auswirkungen der neue Markt in Saudi-Arabien auf die Bundesliga zeitigt und weshalb er die 50+1-Regel aus Sicht von potenziellen Eigenkapitalgebern keineswegs für ein entscheidendes Investitionshindernis hält, lesen Sie im exklusiven Interview in der Montagsausgabe des kickers oder hier im e-magazine.

Thiemo Müller