Bundesliga

Jonas Hofmann: Kurator auf dem Platz und im Museum

Leverkusens Mittelfeldakteur setzt nicht nur Mitspieler gut in Szene

Hofmann: Kurator auf dem Platz und im Museum

Jonas Hofmann vor einem seiner ausgewählten Bilder im Museum Morsbroich.

Jonas Hofmann vor einem seiner ausgewählten Bilder im Museum Morsbroich. Bayer 04 Leverkusen

Dass Jonas Hofmann ein Händchen - oder besser gesagt ein Füßchen - dafür hat, andere gut in Szene zu setzen, kann man jede Woche in den Fußballstadien der Republik bewundern. Nun hat der 31-Jährige diese Fähigkeit aber auch im Museum Morsbroich in Leverkusen im künstlerischen Bereich bewiesen.

Dort war der deutsche Nationalspieler eine von zehn Personen, die bei der Ausstellung "sein & haben" nach eigenem Geschmack Kunstwerke aus der Sammlung des Museums ausgewählt und jeweils einen eigenen Raum kuratiert haben.

Hofmann, nach eigenem Bekunden selbst alles andere als ein Kunstexperte, wählte seine vier Werke unter dem Gesichtspunkt aus, dass er als Freund der Natur in dieser "großes Glück verspüre". Darunter auch Gerhard Richters Gemälde "Tiger" aus dem Jahr 1965, das prominenteste und teuerste Exponat des Museums, dessen Wert auf 20 Millionen Euro geschätzt wird.

Wenn man so will, hängte sich der im Sommer von Borussia Mönchengladbach nach Leverkusen gewechselte Offensivakteur also ein Kunstwerk in seinen Raum, das zwei Hofmanns entspricht. Zahlte Bayer für ihn doch zehn Millionen Euro Ablöse.

"Mal einen Berg zu besteigen, ist ein großer Traum von mir"

Mit seinen Exponaten gab Hofmann auch einiges über sich selbst preis. "Er hat den Tiger ausgewählt, weil er gerne auf andere Kontinente reist", erklärte Kuratorin Dr. Thekla Zell. Hofmann selbst verriet bezüglich eines anderen Bildes, das ein Hochgebirgsmassiv zeigt: "Mal einen Berg zu besteigen, ist ein großer Traum von mir."

Eine Installation mit einem Raben wählte er, weil er "den Wunsch gespürt habe, die Welt mal aus der Vogelperspektive zu sehen". Für seine vierte Auswahl, einen mehr als mannshohen breitrandigen Rahmen des Künstlers Josef Neuhaus, lieferte er sogleich eine Interpretation: "Bei der Skulptur kann man von beiden Seiten durchschauen - auf das Leben übersetzt, heißt das für mich, dass einem alles offensteht."

Was uns freuen würde, ist, dass man spürt, dass jeder einen Zugang zu Kunst haben kann.

Kuratorin Dr. Thekla Zell

Auch auf ungewohntem Terrain gab Hofmann eine gute Figur ab, der dem von ihm gestalteten Ausstellungsraum den Titel "Glück" und den folgenden Raum-Text verlieh: "Ich liebe es, mein Leben zu füllen mit der Sammlung schöner Momente. Viele davon entstanden in der freien Natur. Wenn ich etwa durch das Werk von Josef Neuhaus - Plastik - schaue, kann ich mein Leben in zwei Richtungen betrachten. Das Leben in der Zukunft und in der Vergangenheit. In beiden Richtungen erkenne ich großes Glück."

Geschliffene Sätze aus des Kurators Hand. Wer diese Zeilen liest, weiß, warum Hofmann bei den Journalisten ein gerne gesehener Gesprächspartner ist. Und dass dieser sich auch abseits des Fußballgeschäfts offensichtlich spielerisch leicht bewegen kann.

Die gewünschte Botschaft der Ausstellung hat er in jedem Fall transportiert: "Was uns freuen würde, ist, dass man spürt, dass jeder einen Zugang zu Kunst haben kann - egal, ob Kunststudent, Postbote oder Fußballprofi - und dass alle eine unterschiedliche Perspektive auf Kunst haben", erklärt Dr. Zell, "Kunst ist für jeden da." Und offensichtlich ganz besonders für Jonas Hofmann.

Stephan von Nocks

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