Bundesliga

Hoeneß: "Der DFB ist unfähig und hat kein Konzept, wie es weitergehen soll"

Bayerns Ehrenpräsident wird 70

Hoeneß: "Der DFB ist unfähig und hat kein Konzept, wie es weitergehen soll"

Auf der ganz großen Bühne ist er nur noch sporadisch: Uli Hoeneß.

Auf der ganz großen Bühne ist er nur noch sporadisch: Uli Hoeneß. imago images/Eibner

Uli Hoeneß spricht über...

... das Alter von 70 Jahren: "Das Problem in diesem Alter ist, dass einen die Einschläge rechts und links schon treffen. Da hat sich schon etwas verändert. Dann kommt noch diese Pandemie dazu. In meinem jetzigen Alter müsste man eigentlich leben, aber das kannst du nicht. Wir sind immer eingeschränkt."

... den Ruhestand: "Es ist ein unruhiger Ruhestand. Ich bin nach wie vor überall dabei. Das wird nie anders werden."

... seinen Blick auf den FC Bayern heute: "Ja, ja, ich habe absolut Abstand gewonnen. Ich bin fast nicht mehr an der Säbener Straße, schaue mir allerdings alle Spiele an, bin aber auswärts nicht mehr dabei. Der FC Bayern ist ein Verein, der in sich ruht. Der sportliche Bereich ist mit Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann so gut aufgestellt wie fast noch nie. An Nagelsmann gefällt mir so, wie er über den Tellerrand hinausschaut. Wenn ich auf den FC Bayern schaue, stehen wir sehr gut da, auch im internationalen Vergleich. Ich kenne keinen Verein, der besser aufgestellt ist, außer du hast einen Geldgeber in Fern- oder Nahost. Aber es ist reizvoller, das Geld selbst zu erwirtschaften. Wäre Corona nicht, hätten wir beim FC Bayern die goldenen Zeiten. Aber es nützt ja nichts, wir müssen uns mit der Pandemie auseinandersetzen. Wenn ich die meisten Vereine um uns herum sehe - die von Arabern gesponserten ausgenommen -, dann ist der FC Bayern ein Unikat, weltweit. Nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich - im Rahmen der Möglichkeiten - stehen wir da wie eine Eins."

Die nächsten drei Jahre werden brutal im Fußball, weil die ganzen Strukturen kaputt sind in der Nachwuchsarbeit, im Amateurbereich, in den kleinen Vereinen.

Uli Hoeneß

... die frühere Idee, einen Biergarten aufzumachen: "Das sind Furzideen. Ich habe dafür gar nicht mehr die Geduld. Ich hätte gerne Kühe auf der Wiese vor meinem Haus oder wäre im Forstbetrieb aktiv. Aber wenn es an die Umsetzung geht, bin ich nicht geduldig genug."

... den Fußball in Deutschland und den DFB: "Eines ist klar: Die nächsten drei Jahre werden brutal im Fußball, weil die ganzen Strukturen kaputt sind in der Nachwuchsarbeit, im Amateurbereich, in den kleinen Vereinen. Weil der DFB unfähig ist, müssen die Vereine alles selbst machen. Vom DFB erwarte ich gar nichts. Hunderttausende Mitglieder sind ausgetreten, es gibt immer weniger Ehrenamtliche. Das sind die Probleme, und der DFB hat kein Konzept, wie es weitergehen soll. Bis März, bis zur Wahl des Präsidenten, passiert eh gar nichts, und dann ist wieder ein Vierteljahr verloren."

... ein Engagement beim DFB, eventuell als Ratgeber: "Nein, nein, da würde ich mich jedes Mal so aufregen, dass ich einen Herzinfarkt bekäme. Die wollen doch keine starken Berater mit anderen Meinungen. Ich wollte immer starke Leute an meiner Seite haben."

Wenn man nicht mehr permanent mit dem Tagesgeschäft beschäftigt ist, fängt man an nachzudenken und merkt dann: Das Leben ist angenehmer, wenn man weniger Feinde hat.

Uli Hoeneß

... Veränderungen seit dem 60. Geburtstag: "Es war immer mein Ziel, nicht nur in der aktiven Zeit erfolgreich zu sein, also mit der Fabrik wie mit dem FC Bayern. Das Vorbild war, den Übergang beim FC Bayern wie in der Fabrik mit meinem Sohn Florian hinzukriegen. Das Gefühl, dass ich in Herbert Hainer einen direkten Nachfolger haben würde, bei dem der Klub in gute Hände kommen wird, bewog mich zu diesem Schritt aufzuhören. Außerdem hätte es keinen Sinn gemacht, weitere drei Jahre zu warten, weil ich dann 69 oder 70 Jahre alt gewesen wäre. Ich wollte nicht zu lange da bleiben, bis es geheißen hätte, der soll endlich gehen. Mit meinem Sohn Florian, der es in der Firma überragend macht, hat es wunderbar geklappt. So sollte es auch beim FC Bayern ablaufen; und bislang sieht es so aus, als würde es ganz gut funktionieren."

... das vor zehn Jahren genannte Ziel, zehn bis 15 Kilo abzunehmen: "Diese zehn Kilo sind weg, aber es sind noch immer nicht genug. Entscheidend aber ist, dass man sich wohl fühlt. Wenn man keinen Berg mehr hoch gehen kann, ohne schwer zu schnaufen, dann muss man aufpassen. Aber das geht bei mir ganz gut."

Paul Breitner und Uli Hoeneß

Kennen sich seit Jahrzehnten: Paul Breitner und Uli Hoeneß. imago/Horstmüller

... die Aussöhnung mit Paul Breitner und Willi Lemke: "Wenn man nicht mehr permanent mit dem Tagesgeschäft beschäftigt ist, fängt man an nachzudenken und merkt dann: Das Leben ist angenehmer, wenn man weniger Feinde hat. Mit Paul ist alles okay. Wenn es ein Thema gibt, telefonieren wir. Sein Verhalten nach meinem Flugzeugabsturz (am 17. Februar 1982, d. Red.) vergesse sich ihm nie."

... den Übergang aus der sehr aktiven Zeit in eine ruhigere Phase: "Ja, den habe ich geschafft. aber ich habe ein großes Handicap, das ist diese Pandemie. Wir waren seit zwei Jahren nicht mehr im Urlaub, seit zwei Jahren nicht mehr zum Skifahren in unserem Haus in der Lenzerheide. Das ist eine Einschränkung, die so nicht geplant war. Aber damit müssen alle leben. Ich würde das Skifahren auf einer perfekten Piste gerne wieder einmal probieren. Aber zwei Tage Skifahren heißt eine Woche ein dickes Knie."

... die Kleiderordnung, nachdem er als Manager meist Pullover und als Präsident Sakko getragen hatte: "Sakko trage ich ganz selten, nur im äußersten Notfall. Krawatte fast gar nicht. Am liebsten ziehe ich nur ein Hemd an und eine leichte Leinenhose."

... den politischen Menschen Hoeneß: "War ich immer. Und jetzt habe ich viel mehr Zeit, mich damit zu beschäftigen. Über die jetzige Regierung bin ich froh, obwohl jeder weiß, dass ich sie nicht gewählt habe. Der Wahlsieg ist verdient, weil die CDU - nicht die CSU - einen katastrophalen Wahlkampf gemacht hat. Sie hat es absolut verdient, dass sie jetzt in der Opposition ist. Die in der CDU haben sich gestritten wie die Besenbinder und das Land und das Volk völlig aus den Augen verloren, allein aus persönlichen Eitelkeiten. Das musste bestraft werden. Ich hoffe, sie finden sich und bilden eine gute Opposition. In der Regierung sehe ich gute junge Leute, die ehrgeizig sind. Ich kenne Lars Klingbeil ganz gut. Er hat die SPD mit seiner Strategie im Alleingang zum Sieg geführt. Als er bei 15 Prozent für die SPD sagte, wir schaffen das, dachte ich: Arminia Bielefeld wird auch einmal Meister. Er hat es geschafft."

... Corona und Omikron in England: "Warum ist in England die Inzidenz so hoch? Jedes Stadion ist voll, auch die Pubs, alles ohne Masken. Und dann haben die Engländer das Problem, dass sie den größten Scharlatan aller Zeiten als Premierminister haben. Er hatte selbst Corona und hat immer noch nichts gelernt. Wenn man Johnson, Bolsonaro und Trump in einen Sack steckt und draufhaut, trifft man immer den Richtigen."

Rummenigge hat den FC Bayern international hervorragend aufgestellt, er ist der am besten vernetzte Fußballfunktionär in Europa und dadurch dem FC Bayern unheimlich viel Renommee verschafft.

Uli Hoeneß

... die heutige Gültigkeit seiner vor zehn Jahren geäußerten Meinung, der "FC Bayern muss polarisieren, darf kein langweiliger Verein sein": "Julian Nagelsmann macht es gut."

Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß

Waren nicht immer einer Meinung: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß imago images/Sammy Minkoff

... den Abschied Karl-Heinz Rummenigges als Vorstandsvorsitzender: "Karl-Heinz hat als Spieler, Vizepräsident und Vorstandsvorsitzender einen wesentlichen Beitrag zur Erfolgsstory des FC Bayern geleistet. Speziell in der Phase, als ich im Gefängnis war, hat er den Verein prima geführt. Er hat den FC Bayern international hervorragend aufgestellt, er ist der am besten vernetzte Fußballfunktionär in Europa und dadurch dem FC Bayern unheimlich viel Renommee verschafft. Sein Image bei den Führungsleuten der großen Klubs ist einmalig, das hat er sich sehr hart erarbeitet, davor ziehe ich den Hut."

... das Schafkopfen im heimischen Blockhaus mit Jeremies, Salihamidzic, Schwabl, Bruder Dieter oder Sohn Florian: "Das hat nicht mehr stattgefunden, Corona hat alles kaputt gemacht. Im Freien haben wir im Sommer einmal gespielt, in der Hütte ist es viel zu gefährlich."

... weniger Öffentlichkeit: "Ich habe sehr viel weniger Öffentlichkeit und fühle mich dabei sehr wohl. Das Schöne ist, dass ich meine Auftritte und Präsenz in der Öffentlichkeit selbst steuern kann. Schlimm wäre es, wenn die Leute sagen würden, der Hoeneß ist langweilig, er interessiert uns nicht mehr, der ist out. Die Sorge war, dass du verschwunden bist. Doch das ist überhaupt nicht der Fall. Auch meine Vorträge sind gefragt wie zuvor, sie bringen alljährlich ein paar Hunderttausend Euro ein, die ich spende. Gäbe es da keine Nachfrage mehr, hätte ich einen Maßstab, der mich nachdenklich machen würde. Aber auch das ist nicht der Fall."

... das jetzige Lebensalter: "Ich wäre lieber 60 als 70. Aber so ist es halt, fertig. Man kann es nicht ändern. Du kannst mit 70 wunderbar leben, wenn du gesund bist."

... seinen Wunsch zum 70. Geburtstag: "Ich wünsche mir wieder Normalität. Dass man morgens aufstehen und etwas unternehmen kann, ohne auf PCR-Tests und Menschenansammlungen Rücksicht nehmen zu müssen. Dieser Wunsch beinhaltet das wichtigste Gut, die Gesundheit. Alles andere habe ich: eine gute Familie; einen Verein, den ich liebe; viele gute Freunde. Mehr braucht man nicht."

Karlheinz Wild

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