Bundesliga

Hitzlspergers Griff nach der Macht: Ich kann alles - außer Schwäbisch

Kommentar

Hitzlspergers Griff nach der Macht: Ich kann alles - außer Schwäbisch

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger wirft gegen den noch amtierenden VfB-Präsidenten Claus Vogt den Hut in den Ring.

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger wirft gegen den noch amtierenden VfB-Präsidenten Claus Vogt den Hut in den Ring. picture alliance

Das Zeugnis, das Thomas Hitzlsperger seinem (Noch-)Präsidenten ausstellt, ist vernichtend und hätte nicht einmal zu einem obligatorischen "war stets bemüht" gereicht. Claus Vogt ist in den Augen des Vorstandbosses offensichtlich ungeeignet, gescheitert, ein Spaltpilz, ein öffentlichkeitsgeiler Selbstdarsteller, ein Hindernis, gar eine Bedrohung für den VfB. Eine öffentliche Hinrichtung des Unternehmers, der zugegeben mehr mit dem Herzen des Fans als mit den Augen eines Fußballfunktionärs geführt hat, aber deswegen vielleicht auch mehr hinterfragt und damit genervt hat, als andere präsidiale Amtsinhaber oder Aufsichtsratschefs.

Die Schärfe dieser verbalen Guillotine überrascht, sei dem Ex-Nationalspieler im Rahmen seiner Position auch gestattet, zeigt allerdings genau, wie er tickt. Seit Hitzlsperger am 5. Juni 2016 als Beauftragter des Vorstands in der Schnittstelle zwischen dem Lizenzspielerbereich und der Vereinsführung beim VfB eingestiegen ist, arbeitet er sich kontinuierlich und unaufhaltsam nach oben. Vorbei an allem und allen. Auch an den ihn lange protegierenden Wolfgang Dietrich und Michael Reschke, deren Wirken er inklusive des Doppelabstiegs 2019 der Bundesliga- und Regionalliga-Mannschaft schweigend mittrug.

Der Ex-Präsident hat den Fan-Liebling erst auf den Sessel des Direktors Nachwuchsleistungszentrum gehoben, dann auf den Sessel Reschkes als Sportvorstand, der des Vorstandsvorsitzenden folgte. Im März will der 38-Jährige nun Dietrichs Erbe, die Präsidentschaft von Vogt, antreten. Eine Karriere im Zeitraffer ungeachtet Hitzlspergers eigener Selbsteinschätzung, vieles nicht zu wissen und noch lernen zu müssen. Mehr nach dem Motto: Ich kann alles - außer Schwäbisch.

Dabei betont der Ex-Nationalspieler, glaube es, wer will, es gehe ihm nicht um Macht. Die ist allerdings genau mit der Doppelfunktion Präsident und Vorstandsvorsitzender eng verbunden - und wäre in der aktuellen Klub-Struktur nicht zu überbieten. Sollte es so kommen, wäre der VfB in Händen eines Mannes, der sich öffentlich auf die Fahne geschrieben hat, den Klub nach seinen Idealvorstellungen umzubauen. Koste es, was und wessen Kopf es wolle.

George Moissidis

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