Bundesliga

DFL-Chefs: Forderungen an die Klubs, Versprechen an die Fans

Keine neuen Anstoßzeiten bei der nächsten Rechte-Ausschreibung geplant

Hellmann und Leki: Forderungen an die Klubs, Versprechen an die Fans

Oliver Leki und Axel Hellmann (re.) leiten noch bis Ende Juni gemeinsam die Geschicke der DFL.

Oliver Leki und Axel Hellmann (re.) leiten noch bis Ende Juni gemeinsam die Geschicke der DFL. picture alliance/dpa

Im vergangenen Dezember traten Freiburgs Finanzvorstand Oliver Leki und der Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann als Interimsgeschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) an. Nach dem Abschied der glücklosen Vorgängerin Donata Hopfen stand die Doppelspitze in kurzer Zeit vor einem komplexen Aufgabenfeld.

Von der Vorbereitung der nächsten TV-Rechte-Ausschreibung über den laufenden Investorenprozess, einer kartellrechtlichen Absicherung der 50+1-Regel und der Neuverhandlung des Grundlagenvertrags mit dem DFB bis hin zu einer verbesserten Kommunikation zwischen DFL-Zentrale und den Klubs. Im exklusiven Interview mit dem kicker gibt das Duo konkrete Einblicke in den aktuellen Stand der Dinge - und beschreibt die Anforderungen an seine Nachfolger.

Wir müssen als Klubs mehr tun für die Medienpartner.

Axel Hellmann

"Sicherlich gelungen", sagt Hellmann, sei das Bemühen, "die DFL wieder näher an die Klubs zu bringen, auch in der Kommunikation der Verantwortlichen. Das wird in der Liga niemand bestreiten." Kritik an Vorgängerin Hopfen bedeutet das nicht ausdrücklich. "Dass wir als Klubvertreter mit den Kollegen aus anderen Vereinen im Austausch sind, liegt in der Natur der Sache, schon über die Begegnungen an den Spieltagen", erklärt Leki.

Zur Kommunikation mit den Klubs gehören dabei freilich auch im Zweifel unbequeme Wahrheiten. Mit Blick auf die nächste Ausschreibung der TV-Rechte, die Anfang 2024 startet und sich auf den Zeitraum von 2025/26 bis 2028/29 beziehen wird, fordert Hellmann: "Wir müssen als Klubs mehr tun für die Medienpartner. Dafür haben wir innerhalb der Liga ein grundsätzliches Verständnis geschaffen, und das wird von der DFL im Zweifel auch härter eingefordert werden müssen als in der Vergangenheit."

Ein TV-Abo soll genügen - aber spielt da das Kartellamt mit?

Was Hellmann dabei konkret vorschwebt: Den Medienpartnern "auch unter der Woche Content zur Verfügung stellen und an den Spieltagen mehr Nähe zulassen zu den Protagonisten". Ob Übertragungen aus der Kabine oder "Impressionen aus dem Bus bei der Anfahrt zum Stadion. Die Liga kann und muss mehr machen, um Fans näher heranzuführen." Vermutlich noch relevanter sowohl fürs TV-Publikum wie für Stadionbesucher: Eine weitere Aufsplitterung der Wochenendtermine wird nicht geplant. Hellmann deutlich: "Eine neue Anstoßzeit ist nicht vorgesehen."

In Gesprächen mit dem Bundeskartellamt will die Liga zudem die die Voraussetzung schaffen, dass künftig wieder alle Spiele über ein einziges Pay-TV-Abo empfangen werden können. "Wir haben uns in unserem Konzept für die Abschaffung der No-Single-Buyer-Rule ausgesprochen", so Hellmann. Diese Regel, auf die das Bundeskartellamt bislang besteht, besagt, dass die Rechte nicht komplett an einen Käufer gehen dürfen, um eine Monopolstellung zu verhindern und den Wettbewerb aufrechtzuerhalten. "Dieser Wettbewerb", stellt Hellmann jedoch fest, biete "keinen Vorteil für den Verbraucher, also die Fußballfans".

All das, worauf die Ängste der Fans sich beziehen, wird überhaupt nicht betroffen.

Axel Hellmann

Unisono versichern Hellmann und Leki, dass auch beim geplanten Einstieg eines Liga-Investors "rote Linien" keinesfalls überschritten würden. "Ich kann die Urängste der Fans total nachvollziehen, ich komme ja selbst aus der Szene", betont Hellmann. "Aber all das, worauf diese Ängste sich beziehen, wird von der strategischen Partnerschaft, wie wir sie vorhaben, überhaupt nicht betroffen. Hoheitliche Rechte bleiben unberührt, es ist ein Modell auf Zeit, der Markt wird nicht mit Geld für Spieler und Berater geflutet."

Leki ergänzt: "Das Spiel an sich und das Stadionerlebnis müssen unangetastet bleiben. In dem Modell geht es rein um die Verwertung in einem sich rasant verändernden Marktumfeld, wo wir teilweise großen Nachholbedarf haben. Das klarzumachen, ist sicher nochmal eine Aufgabe. Jeder muss wissen, was mit der Entscheidung gewollt ist und was nicht."

Der Plan: Für die Auslizenzierung von 12,5 Prozent der Medienrechte über einen Zeitraum von 20 Jahren sollen zwei Milliarden Euro eingenommen werden. Sechs Interessenten haben Angebote abgegeben, vier davon sind weiter im Rennen. Am 12. und 15. Mai werden die Klubs noch einmal ausführlich über sämtliche Details informiert. Am 24. Mai soll dann im Rahmen einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung die Grundsatzentscheidung fallen, für die eine Zweidrittel-Mehrheit der 36 Profiklubs notwendig wäre.

Grundlagenvertrag: "Wir sind uns deutlich nähergekommen"

Auf der "Zielgeraden" sieht Leki unterdessen die Verhandlungen zwischen DFL und DFB über den neuen Grundlagenvertrag. Die bisherige Übereinkunft läuft zum 30. Juni aus. Nachdem der DFB unter Präsident Bernd Neuendorf 100 Millionen Euro jährlich von der Liga gefordert hatte, "sind wir uns deutlich nähergekommen", bestätigt Leki, "ohne konkrete Zahlen zu kommentieren". Fazit: "Ich bin heute zuversichtlich, dass uns ein Gang vor das Schiedsgericht erspart bleibt."

Wie die beiden DFL-Bosse die sportliche Entwicklung in 1. und 2. Liga beurteilen, warum die absehbare kartellrechtliche Absicherung der 50+1-Regel einen "Meilenstein" darstelle und weshalb die DFL auch künftig unbedingt weiter mehr als eine Person in der Geschäftsführung benötige, lesen Sie in der Donnerstagausgabe des kicker oder hier im eMagazine.

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