Bundesliga

Hector: Ein Wappenträger, kein Wappenküsser

Köln: Der Kapitän, der auf große Töne und Marketing verzichtet

Hector: Ein Wappenträger, kein Wappenküsser

Ausnahmsweise mal komplett im Mittelpunkt: Jonas Hector.

Ausnahmsweise mal komplett im Mittelpunkt: Jonas Hector. imago images

Es steht und fällt eine Menge mit Jonas Hector beim 1. FC Köln. Dies ist eine Tatsache, über die er nicht gerne redet. Wenn die anderen jubeln, dann sucht er den Hintergrund, geht auf Beobachterposition quasi. Der Mann freut sich nach innen. Seit elf Jahren spielt er für den FC, Ansprüche leitete er ob dieser Tatsache nie ab, in keine Richtung. Keine Extra-Würste, keine große Klappe, keine Schein-Verhandlungen, keine Trennung. Er ging vor drei Jahren mit in die 2. Liga, er wird dies wohl wieder tun, wenn es nun daneben geht in der Relegation.

Jonas Hector ist ein Wappenträger, einer, der vorangeht, wenn die Gesundheit es zulässt. Ein Wappenküsser wird er nie sein. Es gibt wenig Profis, die so wenig Aufhebens um ihre Person machen. Jonas Hector muss keine Lieder singen, um der Welt klar zu machen, dass Köln ihm gut gefällt. Gemeinsam mit Timo Horn, dem Torhüter, steht er für diese Mannschaft, die nun mit aller Macht den Abstieg verhindern will.

Einen Tag nach dem ersten Relegationsspiel gegen Holstein Kiel am Mittwoch feiert er seinen 31. Geburtstag. Dem Klubmagazin "Geißbockecho" sagte Hector vor dem Spiel gegen den FC Schalke über seine Zukunft nach bislang 272 Spielen für den Verein: "Es sollen noch ein paar Spiele dazukommen." Aber er sagt auch: "Ich werde ja bald schon 31. Bis zum für mich geplanten Ruhestand ist eben nicht mehr allzu viel Zeit. Da überlegt man schon, was in Frage käme. Mein Vertrag läuft ja aber noch bis 2023."

Hector - eine Fälschung will er nicht sein

Er sieht die Stadt mit Dom und Rhein als "zweite Heimat", als "Lebensmittelpunkt auch nach der Karriere." Er hätte in den vergangenen sechs Jahren vor jeder Saison den Klub wechseln können, er blieb beim FC. Diese Bindung zu Stadt und Verein hat nichts von Marketing und dieser für Köln typischen Selbstverliebtheit. Für diese Rolle ist er nicht geboren. Das wäre nicht das Original, eine Fälschung will er nicht sein.

Über den engsten Kollegenkreis hinaus gilt Hector als zurückhaltend bis zur Schweigsamkeit, Interviews mit ihm sind selten, dümmlich-provokative Fragen beantwortet er gerne mit entwaffnenden Gegenfragen. Wer sich darauf einstellt, kommt gut klar mit ihm und merkt schnell, dass Hector ein Mensch ist, der etwas zu sagen hat.

Bornauw der Held, Hector die Triebfeder

Wie ausgeprägt der Grad der Unterschätzung ist bei einem wie ihm, der nicht pausenlos in eigener Sache trommelt, belegt die Tatsache, dass seine schweren Verletzungen in dieser Saison zwar registriert wurden, aber nur selten als einer der Hauptgründe für die schwierige Saison der Kölner. Nur 19 der 34 Spiele absolvierte er, teilweise lediglich als Teilzeitkraft. Wie wichtig ein fitter Hector sein kann, zeigte sich im letzten und entscheidenden Spiel: Wenn Torschütze Sebastiaan Bornauw der Held war beim 1:0 gegen Schalke, so war Hector die Triebfeder, die Seele der Mannschaft, ein nimmermüder Antreiber, volles Risiko gehend und völlig losgelöst von Taktik und Position. Ein Kapitän eben.

Frank Lußem