Bundesliga

Hasebe: "Ich bin immer noch hungrig"

Frankfurt: Steht der Japaner vor seiner letzten Saison?

Hasebe: "Ich bin immer noch hungrig"

Noch immer heiß auf Bundesliga-Fußball: Frankfurts Oldie Makoto Hasebe.

Noch immer heiß auf Bundesliga-Fußball: Frankfurts Oldie Makoto Hasebe. imago images

Der Duden ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Gibt man in der Online-Suchmaske den Begriff "Musterprofi" ein, müsste dort eigentlich ein Verweis zu Makoto Hasebe auftauchen. Weit gefehlt, tatsächlich ist dem Nachschlagewerk die im Fußball geläufige Komposition völlig unbekannt. "In meinem Leben habe ich bisher fast alles für den Fußball getan", sagt Hasebe.

Pflegende Bäder und noch immer keine Zufriedenheit

Das ist keine Übertreibung, gewissermaßen führt er ein Leben als Asket: Der Routinier erfreut sich an der gesunden japanischen Küche, nimmt beinahe jeden Abend Bäder, horcht in seinen Körper hinein, hegt und pflegt ihn. Inzwischen spürt er zwar, dass er mehr Zeit zum Regenerieren braucht, als noch vor einigen Jahren. Doch die Lust auf Fußball auf höchstem Niveau ist unvermindert groß. Hasebe selbst spricht von "Mentalität" und führt aus: "Ich bin immer noch hungrig. Wenn sich Zufriedenheit einstellt, hört man besser auf." Diesen Tag sieht er noch nicht gekommen. Wann er seine Fußballschuhe an den Nagel hängen wird, weiß er nicht, allerdings sagt er: "Natürlich kann ich mir vorstellen, dass ich meine letzte Bundesligasaison spiele."

Aufgrund der wegfallenden internationalen Einsätze ist es ihm zuzutrauen, auch im hohen Fußballeralter - im Januar wird er 37 Jahre alt - die meisten Partien von Beginn an zu bestreiten; in den letzten beiden Spielzeiten stand er in immerhin 83 von möglichen 105 Pflichtspielen auf dem Feld.

Vergangene Saison erreichte er zwar nicht mehr ganz sein früheres Niveau, Hasebes Wert für die Mannschaft ist jedoch unbestritten hoch. "Meine Stärke ist natürlich die Erfahrung, ich spiele mit Auge und muss mich eine halbe Sekunde früher bewegen als der Gegner", erklärt er. Diese Qualitäten kommen am besten zur Geltung, wenn er als zentrales Glied einer Dreierabwehrkette oder als tiefer Sechser im 4-3-3 oder 4-1-4-1 aufläuft.

Meine Stärke ist natürlich die Erfahrung, ich spiele mit Auge und muss mich eine halbe Sekunde früher bewegen als der Gegner.

Makoto Hasebe

Insbesondere für den Spielaufbau ist der frühere Kapitän der japanischen Nationalelf überaus wertvoll. Da Trainer Adi Hütter in der Vorbereitung durchweg auf ein 3-5-2 setzte, stehen Hasebes Chancen auf einen Stammplatz ganz gut. Es sei denn, der Coach entschließt sich dazu, Martin Hinteregger verstärkt zentral in der Dreierkette einzusetzen, um Evan Ndicka auf der Position des linken Innenverteidigers zu mehr Spielzeiten zu verhelfen.

Nach der Karriere eher in Deutschland

Natürlich denkt Hasebe längst auch schon darüber nach, wie es nach der Profikarriere weitergeht. Markenbotschafter der Eintracht ist er bereits seit Juli, noch in diesem Jahr will er zudem damit beginnen, für seinen ersten Trainerschein zu pauken; mit dem DFB stand er deshalb schon in Kontakt. Seinen Lebensmittelpunkt sieht Hasebe auch nach dem Karriereende eher in Deutschland. Er schätzt hierzulande die Internationalität und - im Vergleich zu Japan - die Offenheit der Menschen. "Ich liebe beide Länder", betont der Vater einer dreijährigen Tochter. Nach bald 13 Jahren in der Bundesliga in Wolfsburg, Nürnberg und Frankfurt ist Deutschland für ihn zu einer zweiten Heimat geworden.

Julian Franzke