Wie Hasebe am Mittwochabend nach der 2:3-Niederlage gegen die Spurs über den Rasen in London humpelte, ließ nichts Gutes erahnen. Oliver Glasner bestätigte am Freitag die Befürchtungen. "Er hat sich das Innenband im Knie angerissen und wird in den nächsten Wochen ausfallen. Es sieht so aus, als würde er im Herbst nicht mehr allzu viele Spiele bestreiten", erklärte der Trainer.
Ausgerechnet Hasebe, der die Abwehrkette zuletzt merklich stabilisierte. Dass beim 38-Jährige ein besonderes Merkmal auf die Belastungssteuerung gelegt werden musste und er regelmäßige Pausen braucht, wie zuletzt in Bochum, war klar. Die Verletzung trifft die Eintracht jetzt aber an einem ganz wunden Punkt. Glasner betont zwar: "Es ist wichtig, dass wir nicht abhängig sind von einem 38-jährigen Makoto Hasebe. Hier gilt es, sich der Verantwortung zu stellen und diese zu übernehmen. Das erwarte ich von meinen Spielern." Doch genau das hatte beim Saisonstart, den der Japaner meist von der Bank verfolgte, regelmäßig nicht funktioniert. Auch Glasner weiß: "Es wird eine Herausforderung."
Allmählich gehen den Hessen die Abwehrspieler aus. Neuzugang Jerome Onguene, der noch keine Minute spielte, und Almamy Toure sind zwar wieder zurück im Training, von der Mannschaft aber noch weit entfernt. "Toure hatte jetzt sieben oder acht Wochen Pause. Ihn jetzt ohne richtiges Training spielen zu lassen, die nächste Verletzung zu riskieren, geschweige denn zu wissen, wo der Junge steht, das ist mit viel zu riskant - auch für den Spieler", erläuterte Glasner, der betont: "Auch wenn die Kadersituation angespannt ist, werde ich nie einen Spieler in eine Verletzung drängen."
Glasner muss immer wieder improvisieren
Schon seit Wochen müsse er immer wieder improvisieren, sagte Glasner. Kristijan Jakic etwa, gelernter Sechser, spielte zuletzt als Außenverteidiger. Jetzt könnte der Kroate im Zentrum gebraucht werden und die Hasebe-Position übernehmen. Ebenfalls Neuland für ihn. Der neue Rechtsverteidiger könnte wieder aus dem Mittelfeld kommen: Eric Junior Dina Ebimbe. Für den Franzosen ist diese Rolle nicht ganz neu. Schon früher in Frankreich und zum Ende des Spiels in Tottenham spielte der 21-Jährige dort. "Für mich ist wichtig, dass die Spieler die Situation annehmen und ihre beste Leistung abrufen, die auf dieser Position möglich ist. Dass diese nicht perfekt ist, erwarte ich auch nicht. Ich bin überzeugt, dass die Jungs sich wieder in den Dienst der Mannschaft stellen. Wenn es schwierig ist, heißt es, sein eigenes Ego ein Stück weiter nach hinten zu stellen, zusammenzuhalten und zusammenzurücken."
Es gilt "kreative Lösungen zu finden", betonte Glasner, der auch in Hrvoje Smolcic gegen die Werkself eine Option für die Abwehrkette sieht. Doch diese Option ist nach nur zwei Kurzeinsätzen mit in Summe zehn Minuten Spielzeit risikobehaftet. Irgendwo seien der Kreativität aber Grenzen gesetzt. Djibril Sow ins Defensivzentrum zu stellen, ziehe er nicht in Betracht: "Das schließe ich aus." Speziell mit Blick auf Bayer 04 mit ihrer schnellen Offensivabteilung und dem kofpballstarken Angreifer Patrick Schick betont der Österreicher: "Da habe ich so meine Bedenken, ob das die beste Lösung ist."
Wer auch immer am Samstag um 15.30 Uhr auf dem Rasen steht - die Marschrichtung von Glasner steht: "Wir wollen zurück auf die Siegerstraße, dafür bedarf es einer großen Kraftanstrengung."