2. Bundesliga

Hannover 96: Absurde Selbstzerfleischung

Spätestens im Sommer wird die DFL Farbe bekennen müssen

Hannover 96: Absurde Selbstzerfleischung

Neue Runde im Dauerzwist: Sebastian Kramer (l.), Präsident des 96-Muttervereins, und Profichef Martin Kind.

Neue Runde im Dauerzwist: Sebastian Kramer (l.), Präsident des 96-Muttervereins, und Profichef Martin Kind. picture alliance

Sportlich mausert sich Hannover zum Aufstiegskandidaten. Doch sportpolitisch schwebt ein Abstiegsszenario über dem Klub. Jedenfalls legte Sebastian Kramer, Präsident des Muttervereins, im internen Dauerzwist um die Einhaltung der 50+1-Regel nun noch einmal nach. Profichef Martin Kind, so Kramer via "Bild", "gefährdet durch sein Handeln die Lizenz", weil 96 gegen die 50+1-Regel verstoße. Mehr noch: Kramer sieht nun "die DFL in der Pflicht" und appelliert damit indirekt an den Verband, den eigenen Klub wegen des Verstoßes gegen die 50+1-Regel zur Rechenschaft zu ziehen. Bis hin zur möglichen Verweigerung der Lizenz - ein einmaliger und im Vereinsinteresse letztlich absurder Vorgang.

Neue Nahrung erhielt der Konflikt zwischen e. V. und Kapitalseite kürzlich durch die Vertragsverlängerung mit Sportdirektor Marcus Mann bis 2027. Kind hatte für den Deal einmal mehr keine Zustimmung vom Mutterverein eingeholt, ebenso wie schon bei der Verpflichtung von Trainer Stefan Leitl im Sommer. In der Folge scheiterte der Mutterverein vor Gericht mit dem Versuch, Kind als Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH abzusetzen.

DFL gibt "keine Wasserstandsmeldungen" ab

Die DFL ließ unterdessen verlauten: Allein die Tatsache, dass Kind durch das Patt im Aufsichtsrat faktisch nicht durch den e. V. abberufen werden kann, stelle keinen Verstoß gegen die 50+1-Regel dar. Aber: Hat das Weisungsrecht des Hauptvereins im Sinne von 50+1 überhaupt noch Bestand, wenn Kind Personalien wie die von Mann und Leitl im Alleingang durchzieht? Mit dieser Frage beschäftigt sich die DFL seit geraumer Zeit hinter verschlossenen Türen - und gibt auf kicker-Nachfrage auch aktuell weiterhin "keine Wasserstandsmeldungen" ab.

Spätestens im kommenden Lizenzierungsverfahren wird der Verband aber Farbe bekennen müssen. Leitl bleibt derweil nur, das Szenario von den Spielern so gut es geht fernzuhalten. Das aktuelle Trainingslager in Belek sei da eine gute Ablenkung. "Alle wollen, dass wir erfolgreich sind", sagte er am Sonntag, "da müssen alle auf allen Ebenen alles dafür tun."

Klingt wie eine klare Replik auf Kramers Störfeuer. "Es geht mir nicht um Äußerungen einzelner Personen", erklärt Leitl diplomatisch. Aber: "Am Ende muss allen klar sein: Es geht immer um Hannover 96. Wir wollen spätestens in drei Jahren in die Bundesliga. Das ist das absolute Ziel."

Lesen Sie in der aktuellen Montagausgabe (hier als eMagazine) einen Kommentar zu Kulturkampf bei Hannover 96.

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