2. Bundesliga

Kommentar: Härtels Ende kann nur der Anfang sein

Kommentar zur Trainerfreistellung in Braunschweig

Härtels Ende kann nur der Anfang sein

Die Freistellung von Jens Härtel kann bei Eintracht Braunschweig nur der Anfang sein

Die Freistellung von Jens Härtel kann bei Eintracht Braunschweig nur der Anfang sein IMAGO/Jan Huebner

Die Suche nach positiven Aspekten erscheint beinahe aussichtslos in Braunschweig. Überspitzt ließe sich nach den bislang hinterlassenen Eindrücken und dem nun erfolgten Trainer-Aus formulieren: Es besteht bereits Ende Oktober weitgehend Planungssicherheit. Was nach Häme klingt, beinhaltet durchaus eine Chance. Nämlich die, dass die Verantwortlichen begreifen, dass ein dauerhaftes Leben von der Hand in den Mund ein Ende haben und eine komplette Neuausrichtung erfolgen muss. 

Jens Härtel hatte sich mit seiner Krisen-Rhetorik vom Wochenende ebenso wenig dafür beworben, Teil einer Neuausrichtung zu sein wie mit dem Fußball, den der Tabellenletzte unter ihm spielte. Die Aussagen des Trainers ("Wenn es einer besser kann, dann soll er es machen") klangen übersetzt geradezu, als bitte er um seine Papiere, und tatsächlich sprach angesichts der Nicht-Entwicklung unter seiner Regie mehr dafür, ihm diese auszuhändigen als dagegen. Vom ersten Spiel an unter Härtel war keine Idee erkennbar, wie die Eintracht vor das gegnerische Tor kommen will, und: am Ende wurde auch sein eigentliches Kernmerkmal, die Verteidigung des eigenen Tores, unsichtbar. Die am Montag vollzogene Trennung war insofern folgerichtig.

Das Braunschweiger Aufgebot besitzt nicht annähernd Zweitliga-Tauglichkeit

Der Berg von Problemen aber ist mit der nächsten Freistellung eines Trainers indes nicht ansatzweise bewältigt. Denn unstrittig ist: Härtel musste mit einem Aufgebot arbeiten, das nicht annähernd Zweitliga-Tauglichkeit besitzt. Der Drittligakader von 2022 hatte erst nach den Last-Minute-Deals im Vorsommer mit Nathan de Medina, Filip Benkovic und Anthony Ujah entsprechendes Niveau. Von diesem Trio sind zwei - wie Unterschiedsspieler Immanuel Pherai - wieder weg und ist Ujah verletzt.

Dass es einem Sport-Geschäftsführer nicht auf Kommando ein zweites Mal gelingen muss, auf den letzten Drücker Volltreffer zu landen, liegt in der Natur der Sache. Dass Peter Vollmann indes ein zweites Mal darauf angewiesen war, mit Hauruck-Aktionen das Ruder herumzureißen, ist Teil des Problems. Mindestens schon seit dem Zweitliga-Abstieg vor fünf Jahren.

Der Eintracht im Herbst 2023 fehlt nicht nur ein gesunder Mittelstürmer oder ein Abwehrchef, auch nicht nur ein passender Trainer - ihr fehlt vor allem eine Vision, die über den folgenden Spieltag und das nächste Saisonende hinausgeht. Dass diese Spielzeit bei realistischer Betrachtung trotz noch ausstehender 24 Partien auch mit einem neuen Coach kaum zu retten scheint, schreit geradezu nach einem konsequenten Neuanfang und nach einer grundsätzlichen Ausrichtung, wofür dieser ins Schlingern geratene Klub eigentlich stehen soll. Härtels Ende kann deshalb eigentlich nur der Anfang sein.

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