Bundesliga

Gutes Zeugnis für Bayern, Mega-Verlust bei Inter

KPMG-Report: Der FCB und der 58-Prozent-Schlüssel

Gutes Zeugnis für Bayern, Mega-Verlust bei Inter

Der FC Bayern München schneidet im "European Champions Report" gut ab.

Der FC Bayern München schneidet im "European Champions Report" gut ab. imago images/NurPhoto

Man fragt sich ja viele Dinge im Fußball, generell und ganz speziell im internationalen Geschäft. Vielleicht muss man sich gar nicht mehr groß fragen, wenn man die Zahlen analysiert hat, so wie das zum Beispiel die weltweit operierende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mal wieder getan hat. Diesmal in ihrem "The European Champions Report", in der sie die Kennzahlen der Meister der acht wichtigsten europäischen Ligen vergleicht, also England, Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, Niederlande, Portugal und Türkei.

Frohe Kunde beispielsweise gibt es für den Besten 2020/21 im Calcio, Inter Mailand. Der Stadtrivale der AC Milan hat 347,5 Millionen Euro eingenommen und damit ein kräftiges Umsatzplus erzielt von 19 Prozent. Blöd nur: Mit 245,6 Millionen Euro hat er auch einen gigantischen Nettoverlust zu verzeichnen, kein anderer europäischer Champion kann da - im negativen Sinne - mithalten. Atletico Madrid vielleicht noch in Ansätzen mit seinem Minus von 111,7 Millionen Euro. Und natürlich der FC Barcelona mit einem Verlust von 481,3 Millionen Euro, aber der ist ja nun kein Meister geworden.

Bayerns Alleinstellungsmerkmal

Ein einziger Titelträger hat einen Gewinn eingefahren und das wiederum ist eine gute Nachricht für den deutschen Fußball, dem zuletzt international betrachtet gar nicht so viele gute Nachrichten ins Haus standen. Denn es handelt sich dabei um den FC Bayern, wenngleich das Plus mit schmalen 1,8 Millionen Euro einen Bruchteil des Gesamtumsatzes von 597,5 Mio. Euro (-2 Prozent) darstellt. In dieser Kategorie übrigens rangieren die Münchner auf Platz zwei hinter Manchester City. Die Skyblues nahmen 644,2 Mio. Euro ein, ein Plus von 17 Prozent. Unklar ist, ob City im Gewinnbereich arbeitet, hier sind laut KPMG noch keine belastbaren Zahlen verfügbar. Allerdings dürfte das bei dem den Emiraten gehörenden Klub eher nebensächlich sein.

Die restlichen Champions wirtschaften jedenfalls im roten Bereich: Ajax etwa nahm 8,1 Mio. Euro weniger ein als es ausgab. Krasser sind die Lücken beim Lille OSC (23,2), bei Sporting Lissabon (33,0) und Besiktas (44,4). Das taugt vielleicht als bildhafte Erklärung dafür, warum bestimmte Klubs versuchen, das Financial Fairplay weiter aufzuweichen und die Bundesliga in diesem Kampf um Solidität die Führungsrolle im Gegenpressing einnimmt.

"Es gibt zwar bemerkenswerte Ausnahmen", schlussfolgert Andrea Sartori, Chef der Sportsparte von KPMG, "doch der generelle Trend zeigt, dass die Betriebseinnahmen unter dem fast vollständigen Verlust der Spieltagseinnahmen die hohen Personalkosten und den Rückgang bei den Transfereinnahmen nicht auffangen können." Zumindest werde das Minus abgemildert durch stabile oder steigende Medien- oder Werbeeinnahmen.

Atleticos Sanierungsprogramm funktionierte 2020/21 nicht

Thomas Partey

Sein Wechsel spülte Atletico Geld in die Kassen: Thomas Partey. imago images/Shutterstock

Tatsächlich sind solche gigantischen Verluste wie bei Atletico zumindest in Teilen damit erklärbar, dass die Colchoneros ihren Kostenapparat üblicherweise durch Transfers sanieren und dies dann 2020/21 nicht mehr ganz so gut funktioniert hat.

Zwar verzeichneten sie auch 2020/21 starke Einnahmen etwa durch die Verkäufe von Thomas Partey an den FC Arsenal (rund 50 Mio. Euro) oder Caio Henrique an die AS Monaco (ca. 8 Mio.), doch, so der KPMG-Report: "Dieser Wert sank von einem Gewinn von 137 Mio. Euro in der vorangegangenen Saison, der hauptsächlich durch die die Verkäufe von Antoine Griezmann, Lucas Hernández und Rodri generiert wurde, auf 37,7 Mio., da ähnliche Transfereinnahmen in der Saison 2020/21 ausbleiben."

Als Schlüssel für die im Meister-Vergleich einzigartige wirtschaftliche Stabilität der Münchner erachten die Wirtschaftsprüfer, dass der Rekordmeister in der Pandemie viele Partnerschaften unterzeichnet habe und die großen Handelsverträge trotz Corona unverändert geblieben seien.

"Darüber hinaus sind die Bayern wie die gesamte Bundesliga tiefer in Blockchain-basierte Partnerschaften eingetaucht und haben sich der NFT-Revolution durch eine Vereinbarung mit Sorare angeschlossen", sieht KPMG in der Offenheit für technische Neuerungen offenbar ein großes Plus des deutschen Branchenprimus und der Beletage der Bundesrepublik generell.

Vorteil Personalkosten

Da fällt auch ein Wachstum der Personalkosten von 11 Prozent auf 348,9 Mio. Euro nicht ins Gewicht, zumal dieses auch auf einem Gehaltsverzicht der Saison 2019/20 begründet sein dürfte.

Bemerkenswert: Als einziger unter den acht Meistern bleibt der FCB bei der Personalkosten-Umsatz-Quote unter 60 Prozent. Auch das dürfte ein Schlüssel für das Alleinstellungsmerkmal in Sachen Bilanzgewinn sein. Konkret wandern 58 Prozent des Münchner Umsatzes ins Personal.

Beim Rest der Titelträger ist die Quote teils deutlich höher (Besiktas: 62; Inter: 75; Ajax und Atletico: je 76), bei Sporting liegt sie bei 97 Prozent, in Lille bei fast schon bei unverschämten 106 Prozent. Nur bei Man City fehlen die Angaben, weil der Klub seine offiziellen Finanzstatements noch nicht publiziert hat - gerade die Frage aber, wie die Quote beim Team von Pep Guardiola liegt, wäre schon interessant. Generell und im internationalen Vergleich.

Benni Hofmann

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