Bundesliga

Viel Aufwand, wenig Ertrag: Einbruch bei Frankfurts Chancenverwertung

Frankfurt: Zu hohe Abhängigkeit von Stürmer Kolo Muani

Großer Aufwand, wenig Ertrag: Drastischer Einbruch bei der Chancenverwertung

Randal Kolo Muani ist derzeit Alleinunterhalter in der Offensive der Frankfurter Eintracht.

Randal Kolo Muani ist derzeit Alleinunterhalter in der Offensive der Frankfurter Eintracht. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Zerknirscht konstatierte Torhüter Kevin Trapp nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen Gladbach: "Der Gegner muss nicht viel machen, um Tore zu schießen, doch wir müssen einen unheimlich hohen Aufwand betreiben." Damit traf er angesichts von 8:1 Chancen für die Eintracht den Nagel auf den Kopf. "Wir machen die Tore nicht, das zieht sich durch und ist extrem ärgerlich. Die Jungs geben alles, aber wir holen zu wenige Punkte", ärgerte sich Sportvorstand Markus Krösche. Dass in der starken zweiten Hälfte nicht mehr als das 1:1 heraussprang, sei "zum Kotzen".

Der statistische Einbruch bei der Chancenverwertung ist eklatant. Nach dem 19. Spieltag war Frankfurt noch das effizienteste Team der Liga, verwertete 37,0 Prozent seiner Tormöglichkeiten. Es folgte das 0:3 in Köln, wo es die Hessen versäumten, sich in der guten ersten Hälfte zu belohnen. Anschließend gab es zwar noch einen 2:0-Heimsieg gegen Werder Bremen, danach begann jedoch die inzwischen sieben Spiele andauernde Serie ohne Dreier. Die Chancenverwertung sank im Zeitraum vom 20. bis zum 28. Spieltag auf 19,1 Prozent und hat sich damit beinahe halbiert. Statt durchschnittlich 2,1 Tore pro Spiel erzielte die SGE nur noch 1,0 Tore.

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Die Zahl der herausgespielten Chancen pro Partie sank indes nur leicht von 5,7 auf 5,2. Kapitän Sebastian Rode monierte schon nach dem 1:1 gegen Bochum Ende März die Abhängigkeit von Top-Stürmer Randal Kolo Muani: "Kolo kann nicht in jedem Spiel zwei, drei Tore machen. Da gilt es, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. Es fehlt ein zweiter oder dritter Mann, der auf zehn, zwölf Tore kommt, um uns im oberen Tabellendrittel zu halten."

Auch von diszipliniertem Abwehrverhalten ist die Mannschaft derzeit ein gutes Stück entfernt

Das Problem: Daichi Kamada befindet sich seit geraumer Zeit im Formtief, Jesper Lindström verpasste die jüngsten fünf Bundesligaspiele wegen einer Sprunggelenksverletzung, hatte zuvor aber bereits an Effizienz eingebüßt. In der Hinrunde erzielte der Däne sieben Bundesligatore, in der Rückrunde kein einziges. Kamada kommt ebenfalls auf sieben Saisontore, traf in der Liga aber seit dem 1:2 gegen Dortmund am 29. Oktober nicht mehr. Mario Götze schoss erst zwei Tore, das letzte am 8. Spieltag gegen Union Berlin (2:0). Die defensiveren Rode und Djibril Sow kommen jeweils auf vier Treffer, ihnen ist kein Vorwurf zu machen.

Solange die Eintracht ihr Problem mit der Effizienz nicht in den Griff bekommt, ist diszipliniertes Abwehrverhalten umso wichtiger. Doch auch davon ist die Mannschaft derzeit ein gutes Stück entfernt. Zwar kam Gladbach kaum in die gefährlichen Zonen, doch vor dem 0:1 ließ sich Frankfurt wie eine Schülermannschaft auskontern. Die einfachen Gegentore ziehen sich wie ein roter Faden durch die Rückrunde.

Auch deshalb waren die Lobeshymnen von Trainer Oliver Glasner nach dem Remis gegen Gladbach etwas übertrieben. Gleich viermal bezeichnete er in seinem gut zweiminütigen Eingangsstatement auf der Pressekonferenz nach dem Spiel die Leistung seiner Mannschaft als "hervorragend". Die zweite Hälfte sei gar "grandios" gewesen. Das war trotz der überzeugenden zweiten 45 Minuten etwas zu dick aufgetragen.

Zur Einordnung: Gladbach zählt zu den schwächsten Auswärtsmannschaften der Liga, hat auf fremden Plätzen erst einmal gewonnen und in diesem Kalenderjahr bereits einige deftige Abreibungen erhalten, erinnert sei an das 1:4 bei Hertha BSC, das 0:4 in Mainz oder auch das 0:3 in Leipzig. Zugespitzt könnte man formulieren: Wenn es nicht gelingt, Gladbach daheim zu schlagen, gegen wen soll es dann mit drei Punkten klappen? Natürlich hätte die Leistung normalerweise ausreichen müssen, um das Spiel zu gewinnen. Wahr ist aber auch, dass die Eintracht eine über weite Strecken eine fürchterliche erste Hälfte spielte. Darüber hüllten alle Beteiligten hinterher einen Mantel des Schweigens. In Dortmund, wo Frankfurt am Samstag antritt, hängen die Trauben höher.

Julian Franzke

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