Bundesliga

Leverkusens Grimaldo: Linientreue ist nicht sein Ding

Leverkusens Linksverteidiger interpretiert Rolle außergewöhnlich

Grimaldo: Linientreue ist nicht sein Ding

Agiert gerne auch in zentraler Position: Leverkusens Linksverteidiger Alejandro Grimaldo.

Agiert gerne auch in zentraler Position: Leverkusens Linksverteidiger Alejandro Grimaldo. IMAGO/RHR-Foto

Auf welcher Position sind die Spielmacher des Fußballs zuhause? Natürlich auf der Zehn, wie die Overaths und Netzers eindrucksvoll bewiesen haben. Auch auf der Acht, von wo aus Toni Kroos Real Madrid zu den größten Triumphen führte. Genauso auf der Sechs - man denke nur an Lothar Matthäus bei der WM 1990. Selbst im Abwehrzentrum, aus dem heraus Franz Beckenbauer als Libero elegant Regie führte, kann das kreative Element einer Mannschaft quellen.

Grimaldo im Stile eines Spielmachers

Doch wie sieht es eigentlich mit der Linksverteidigerposition aus? Auf dieser agiert seit dieser Saison bei Bayer 04 mit Alejandro Grimaldo ein Spieler, der durchaus gestalterisch tätig wird. Zieht es den Spanier doch immer wieder ins Zentrum, um von dort seine Mitspieler in Szene zu setzen oder selbst zum Abschluss zu kommen. Im Stile eines Spielmachers.

So hatte der 28-Jährige beispielsweise im Topspiel beim FC Bayern (2:2) 30 Prozent seiner Ballkontakte nicht auf dem linken Spielfeldviertel, dem eigentlichen Betätigungsfeld eines Linksverteidigers. Zum Vergleich: Münchens Alphonso Davies kam abseits der Außenlinie im selben Spiel nur auf 13 Prozent.

"Alejandro ist nicht der vertikale Spieler wie es Jeremie Frimpong ist oder Arthur sein kann", zieht Geschäftsführer Simon Rolfes den Vergleich zu Bayers Rechtsverteidigern, "als wir ihn verpflichtet haben, war klar, dass er kein Spieler ist, der ständig auf Linksaußen ins Eins-gegen-eins geht, sondern ein extrem spielintelligenter und ballsicherer Spieler."

Spielkontrolle zu haben und das Spiel aufzuziehen - das passt zu uns als Mannschaft und zu ihm als Spielertyp.

Simon Rolfes

Natürlich ist Grimaldo aufgrund seiner Grundpositionierung kein echter Spielmacher, der durchgehend den Rhythmus bestimmt, aber er fungiert durchaus als Kreativspieler, der für Überraschungsmomente, öffnende Pässe und Torgefahr sorgen kann.

"Spielkontrolle zu haben und das Spiel aufzuziehen - das passt zu uns als Mannschaft und zu ihm als Spielertyp", beschreibt Simon Rolfes den Spielstil des Spaniers, der bis zur vergangenen Saison bei Benfica Lissabon seine Rolle noch deutlich linientreuer interpretierte.

Grimaldo agiert gerne aus der Zentrale

Bei Bayer lebt er seine Kreativität öfter zentral aus mit deutlichem Effekt: Jüngst beim 4:1 gegen Heidenheim wurde er vor dem 3:1 zentral im Strafraum gefoult und setzte beim 4:1 Torschütze Amine Adli mit einem langen, perfekt getimten Zuspiel glänzend in Szene. Mit neun Abschlüssen und acht Vorlagen war er bislang an 17 Torschüssen direkt beteiligt - kein anderer Verteidiger in der Liga erreicht diesen Wert. Flanken aus dem Spiel heraus kurz vor der Grundlinie, wie sie für Außenverteidiger typisch sind, spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Grimaldo geht öfter ab durch die Mitte. Was ihm zu einem weiteren Vorteil gereicht. "Er hat so die Möglichkeit, seine Schusstechnik besser einzusetzen", weiß Rolfes. Diese ist herausragend. In München setzte der Linksfuß so einen Freistoß in bester Hakan-Calhanoglu-Manier fulminant in den Knick.

Seine Ausflüge ins Zentrum laufen ohne Reibungsverluste ab, weil dann oft Spielmacher Florian Wirtz nach links ausweicht. Rochaden, die dem Gegner zu schaffen machen. "Du bist dadurch variabler in der Positionierung und weniger berechenbar, wo welcher Spieler steht", erklärt Rolfes den Effekt auf das Spiel.

Auch am Samstag in Mainz wird Grimaldo wieder als verkappter Spielmacher von links hinten ins Zentrum ziehen und so die 05-er taktisch fordern. Die Position, vergangene Saison mit Mitchel Bakker noch ein Schwachpunkt, ist für Bayer 04 und Trainer Xabi Alonso zu einem Joker geworden.

Der Kontrast zum Vorjahr ist unübersehbar. "Wir haben mit Alejandro in den Punkten Stabilität, Sicherheit im Positionsspiel und Konstanz einen Riesenschritt gemacht", urteilt Rolfes in dem Wissen, dass der Spanier einen wichtigen Baustein für Bayers neue Stärke darstellt.

Stephan von Nocks

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