Am Freitagmorgen hob das Flugzeug ab, das Ryan Gravenberch von München nach Liverpool brachte und vermutlich nicht mehr zurückbringen wird. Der niederländische Nationalspieler wechselt nach einem Jahr beim FC Bayern für zunächst 40 Millionen Euro zum FC Liverpool, ohne jemals über 90 Minuten für den deutschen Rekordmeister in der Bundesliga auf dem Platz gestanden zu haben.
Gravenberch war als großes Talent von Ajax verpflichtet worden, kam aber bereits unter Julian Nagelsmann selten zum Zug. Thomas Tuchels Vorgänger hatte auch öffentlich betont, dass der hochveranlagte Mittelfeldspieler in der Defensivarbeit zulegen müsse.
Ich glaube, die Hauptproblematik liegt für Ryan darin, dass wir die Achter-Position gar nicht richtig haben, auch letztes Jahr nicht.
Thomas Tuchel
Als Tuchel kam, erkannte er für sich, dass Gravenberch auf der ausprobierten Variante als Teil einer Doppelsechs falsch aufgehoben war. "Für mich ist er ein offensiver Spieler, ein Achter", erklärte der Bayern-Trainer nun, da Gravenberchs Abschied unmittelbar bevorsteht. "Ich glaube, die Hauptproblematik liegt für Ryan darin, dass wir die Achter-Position gar nicht richtig haben, auch letztes Jahr nicht. Im 4-2-3-1 gibt’s den Achter so nicht, und in der offensiven Reihe ist die Konkurrenz natürlich extrem groß. Das war erstmal das Hauptproblem."
Was Fragen aufwirft, warum die Bayern dann im Sommer 2022 überhaupt 18,5 Millionen Euro nach Amsterdam überwiesen hatten. Immerhin haben sie Gravenberchs Transferwert ohne großes Zutun jetzt verdoppelt.
Tuchel: "Wir wollen, dass jemand gerne hier ist"
Gravenberch, betont Tuchel, "ist an sich ein sehr netter Kerl, ein fleißiger, talentierter Spieler, sehr aufgeschlossen, sehr höflich. Da gibt's überhaupt keine Probleme." Dem Spieler fehlte es bisweilen jedoch an Einsicht, nicht selten hatte er sich im Laufe der Saison in Interviews in den Niederlanden über seine geringe Einsatzzeit beschwert. "Wenn ein Spieler über eine lange Zeit weg will und das immer wieder auch äußert, werden wir uns damit beschäftigen", erklärt Tuchel.
"Wir wollen, dass jemand gerne hier ist, dass jemand seine Rolle akzeptiert, dass jemand die auch gerne akzeptiert, sich durch harte Zeiten durchkämpft und weiß, dass es für ihn hier weitergeht und besser wird. Das meine ich komplett ohne Vorwurf. Aber wenn das nicht so ist und ein Angebot kommt, dann werden wir uns damit beschäftigen."
In Liverpool nun gibt es für Gravenberch die Möglichkeit, in Jürgen Klopps 4-3-3-System mit anderen, kostspieligen Neuzugängen wie Alexis Mac Allister und Dominik Szoboszlai in Konkurrenz zu treten.