Riesenjubel im Lager von Mercedes. Und Nico Rosberg wird nach seinem ersten GP-Sieg überhaupt nun in einem Atemzug mit dem legendären Juan-Manuel Fangio genannt! Der Argentinier hatte beim Grand Prix von Italien in Monza am 11. September 1955 bislang den letzten Werkssieg für Mercedes eingefahren, in der neuen Ära der schwäbischen Autobauer gelang dies nun erstmals Rosberg.
Während Polesetter Rosberg in seinem 111. Formel-1-Rennen mit einer Zwei-Stopp-Strategie also seinen ersten Sieg feiern durfte, muss sein Teamkollege Michael Schumacher - als Zweiter gestartet - weiter auf Sieg Nummer 92 warten. Der Rekordweltmeister ist frühzeitig ausgeschieden. Schumacher musste seinen Mercedes kurz nach seinem ersten Boxenstopp bereits in der 13. Runde abseits der Rennstrecke abstellen. Der Vorderreifen auf der rechten Seite war nicht richtig festgezogen. Bereits beim ersten Saisonlauf in Australien hatte Schumacher die Zielflagge wegen eines Technik-Defekts nicht gesehen.
In einem stark von der Reifentaktik geprägten Rennen landete Weltmeister Sebastian Vettel nach verpatzter Qualifikation (Rang elf) nach einer heißen Schlussphase auf Rang fünf hinter den McLaren von Button und Hamilton sowie seinem Teamkollegen Mark Webber.
Nico Hülkenberg belegte im Force India Platz 15, Marussia-Pilot Timo Glock landete auf Position 19.
WM-Wertung: Hamilton an der Spitze - Vettel Fünfter
In der WM-Wertung setzte sich Hamilton durch seinen dritten Platz mit nun 45 Punkten an die Spitze vor Button (43). Der vorherige Spitzenreiter Fernando Alonso (Spanien/Ferrari/37) ist nach seinem neunten Platz nun Dritter, knapp vor Vettels Teamkollege Mark Webber (36). Vettel ist mit 28 Zählern Fünfter, Rosberg (25) Sechster.
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Der Rennverlauf
Beide Mercedes-GP mit Rosberg und Schumacher am Steuer kamen beim Start gut weg. Polesetter Rosberg bog mit deutlicher Führung in die erste Kurve ein. Auch die McLaren konnten glänzen. Button fuhr von Platz fünf auf drei nach vorne, Hamilton machte zwei Plätze gut und beendete die erste Runde als Fünfter. Dahinter verlor Kobayashi viel Boden, fiel von P3 auf P7 zurück und war der Verlierer der ersten Meter. Im Hinterfeld setzten sich die Schwierigkeiten für Titelverteidiger Vettel an diesem Wochenende fort. Mitten im Pulk verlor der Heppenheimer Plätze und beendete den ersten Umlauf auf Position 14.
Nachdem sich das Rennen schnell beruhigt hatte und die Wagen wie an einer Perlenschnur aufgereiht um den Kurs donnerten, kämpfte Red Bull weiter mit Problemen. Bereits sehr früh wechselten Webber (sechste Runde) und Vettel (neunte Runde) ihre Reifen von der weichen auf die harte Mischung. Dadurch wurden beide Piloten noch einmal nach hinten durchgereicht.
An der Spitze baute Rosberg seinen Vorsprung auf Schumacher Runde für Runde aus. Der Rekordweltmeister hatte aber viel Druck von Button zu absorbieren. Nach dem ersten Boxenstopp musste Schumacher allerdings wegen eines Fehlers an der Box seinen Wagen abstellen. Eine Radmutter vorne rechts war offensichtlich nicht richtig festgezogen worden.
Auf Grund verschiedener Reifenstrategien der Teams wurde die Reihenfolge Ende des ersten Renndrittels oft über den Haufen geworfen. Die spät wechselnden Perez und Massa kamen so zu Führungsrunden. Nachdem sich in der 18. Runde das Rennen Boxenstopp-bereinigt hatte, führte Rosberg vor Button und Hamilton. Räikkönen und Alonso komplettierten die Top 5.
Im Hinterfeld machte Vettel nun Boden gut und hatte sich nach 20 Runden wenigstens auf Platz acht vorgerobbt. Dort hing er allerdings hinter Grosjean im Lotus rundenlang fest.
Ab Runde 23 begannen die ersten Teams bereits die zweite Runde der Boxenstopps. Dies sorgte immer wieder für Spannung, da das Feld von Platz drei bis Platz 14 in nur 16 Sekunden zusammenblieb. Jeder, der früh wechselte, wurde zunächst weit nach hinten gespült und musste erneut durch das Feld pflügen.
Durch einen frühen zweiten Stopp konnte Button mit frischen Reifen eine Bestzeit nach der anderen auf den Asphalt legen, während Rosberg an der Spitze mit "alten" Reifen Zeit verlor. Nachdem in Runde 34, zehn Umläufe nach Button, auch Rosberg neue Reifen abgeholt hatte, war der Brite vorbei und übernahm die Führung.
McLaren verpatzt Buttons Stopp
Schnell wurde aber klar, dass dies nur eine Momentaufnahme war. Die McLaren-Box funkte bereits in der 39. Runde zu ihren Fahrern, dass sie noch einmal Reifen holen müssen. Die Mechaniker verbockten den Reifenwechsel, und Button stand bei seinem dritten Stopp gute sechs Sekunden zu lange. Mit 20,6 Sekunden Rückstand auf Rosberg nahm der Brite das Rennen wieder auf.
Mit einem großen Vorsprung von weit über 20 Sekunden ging Rosberg in die letzten zehn Runden. Dahinter kämpften Räikkönen, der aufgerückte Vettel, Button, Webber und Hamilton innerhalb von Sekundenbruchteilen um die Plätze. Ein Umstand, der dem Wiesbadener in die Karten spielte, da an ein Aufholen nicht zu denken war.
Vettel wird am Ende durchgereicht
In der 48. Runde quetschte sich Vettel mit einem herausragenden Manöver an Räikkönen vorbei und übernahm Platz zwei. Damit war es um den Finnen geschehen. Er saugte sich viel Dreck neben der Spur auf, die Reifen waren beschädigt und der Lotus wurde schnell nach hinten durchgereicht. Die Freude des Titelverteidigers währte aber auch nicht lange. Button überholte ihn in Runde 52, nicht zuletzt wegen der frischeren Reifen. Kurze Zeit später konnte er auch Hamilton und Webber nicht mehr hinter sich halten.
Vorne zog Rosberg einsam seine Bahnen und hatte bereits vier Runden vor dem Ziel auf Schon-Modus umgeschaltet. Mit rund 25 Sekunden Vorsprung konnte er sich dies auch locker leisten. Die Reifen hielten und bescherten Rosberg den ersten Sieg seiner Karriere im 111. Rennen. Button holte sich Platz zwei vor seinem Teamkollegen Hamilton und den beiden Red Bull mit Webber und Vettel.