Bundesliga

Gouweleeuw: "Ich lasse mir nicht alles gefallen"

Augsburgs Ex-Kapitän spricht erstmals nach Vertragsverlängerung

Gouweleeuw: "Ich lasse mir nicht alles gefallen"

Doch noch Karriereende in Augsburg: Ex-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw.

Doch noch Karriereende in Augsburg: Ex-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. IMAGO/ActionPictures

Lange hat Jeffrey Gouweleeuw geschwiegen, auf dem Weg vom Stadionrasen in die Kabine für gewöhnlich lieber nach unten als zur Seite geschaut, um die wartenden Reporter zu vermeiden.

Im Juli erst hatten die damaligen Augsburger Verantwortlichen um Stefan Reuter dem damaligen Kapitän Gouweleeuw mitgeteilt, dessen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Kurz darauf ernannte Enrico Maaßen, damals Trainer, Ermedin Demirovic zum neuen Kapitän.

Seitdem ist ein halbes Jahr vergangen. Reuter ist inzwischen nur noch als Berater des FCA tätig, Maaßen seit Oktober nicht mehr Trainer. Nun hat Gouweleeuw doch noch verlängert, vorerst bis 2025 mit der Option auf ein weiteres Jahr. Der niederländische Innenverteidiger sprach am Mittwoch über…

… den Zeitraum, seitdem eine Verlängerung beim FCA doch wieder ein Thema war: "Für mich hat sich eigentlich nicht so viel geändert, weil ich immer schon gesagt habe, dass ich mich sehr wohl fühle beim Verein. Natürlich ist vieles passiert im Sommer, aber seitdem der neue Trainer da ist, läuft es ja gut. Marinko (Jurendic, Sportdirektor seit August, d. Red.) ist ziemlich neutral in die Situation gegangen, wir haben viele Gespräche geführt, sehr offene Gespräche. Wo ich gedacht habe: Okay, vielleicht geht es dann doch noch weiter."

"Und plötzlich hörst du das komplette Gegenteil ..."

… die eigentliche Entscheidung des Vereins im Sommer, den Vertrag nicht zu verlängern: "Ich habe nur ein Gespräch gehabt mit den Verantwortlichen. Ich will nicht so viel zurückschauen, aber es war für mich ziemlich überraschend, weil die mir davor mitgeteilt hatten, dass mein Vertrag verlängert wird. Das sagt man ja nicht einfach so … Das sind dann Entscheidungen, da kann man sich drüber aufregen. Aber die Entscheidung an sich war nicht mal das Problem, es ging eher um die Art und Weise. Aber gut, ich laufe ja schon länger mit im Fußball-Geschäft."

… die angesprochene Art und Weise: "Wenn dir gesagt wird, dass dein Vertrag verlängert wird und dir gesagt wird, dass man sich vorstellen kann, dass du bis zum Karriereende hierbleibst und auch über das Karriereende hinaus … Und plötzlich hörst du von heute auf morgen nichts mehr quasi und dann auf einmal das komplette Gegenteil - das ist dann natürlich schon ein bisschen überraschend."

… Abschiedsgedanken nach der Entscheidung: "Ich habe erst mal ein paar Tage Zeit gebraucht, um alles ein bisschen sacken zu lassen, und dann selbst die Entscheidung getroffen, dass ich unter dem damaligen Trainer kein Kapitän mehr sein wollte. Diese Entscheidung hat nicht der Verein getroffen, das habe ich selbst getan, weil ich eine Person bin, die sich nicht alles gefallen lässt. Für mich war das auch mehr oder weniger ein Statement. Jetzt schauen wir positiv nach vorne."

… den neuen Trainer Jess Thorup: "Der Trainer hat wie mit jedem Spieler natürlich auch mit mir gesprochen. Er hat von Anfang an gesagt: 'Alles, was passiert ist, ist mir egal. Ich war nicht dabei, und wir fangen wieder von null an.' Eine neue Situation, und so habe ich sie auch angenommen."

… die Ziele in Augsburg: "Ich möchte erfolgreich sein mit dem FCA. Die letzte Saison war sehr anstrengend, so eine Saison müssen wir nicht noch mal mitmachen. Ich glaube, wir sind jetzt auf einem guten Weg, die Entwicklung geht nach oben, vor allem unter dem neuen Trainer. So wollen wir gerne weitermachen."

… seine Rolle in Augsburg: "So wie immer. An erster Stelle gilt es natürlich, dass ich selbst meine Leistung bringen muss, aber ich nehme auch die Führungsverantwortlichkeiten, so wie ich das immer gemacht habe. Ob ich jetzt Kapitän bin oder nicht. Ich glaube, ich habe mich damals nicht geändert, als ich Kapitän geworden bin, und jetzt habe ich mich auch nicht geändert. Ich will der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen und so bleiben, wie ich bin. Als Fußballer und Mensch."

… die Zukunft: "Es steckt viel mehr dahinter, es geht nicht nur um mich. Ich habe vier Kinder, und die fühlen sich auch sehr wohl hier, die gehen schon in die Schule. Je nachdem, wie ich drauf bin, wie es mir körperlich geht, muss ich Entscheidungen treffen. Aber so wie ich mich jetzt fühle … Ich bin noch sehr fit, ich spiele jede Woche 90 Minuten und fokussiere mich darauf, dass es auch so lange wie möglich weitergeht."

… das kommende Heimspiel gegen Bayern: "Die letzten zwei Heimspiele haben wir gewonnen, so können wir gerne weitermachen gegen Bayern."

… den Zeitpunkt der Partie gegen Bayern: "Das ist schwierig zu sagen. Positiv kann es sein, dass die heute Abend noch spielen, dass sie vielleicht ein bisschen müder sind. Wenn wir lange die Null halten können, gibt es für uns immer mehr Chancen, das Spiel zu gewinnen."

Interview: Mario Krischel