Bundesliga

Glasner trotzig: "Wir werden nicht die weiße Fahne schwingen"

Frankfurt: Personalsorgen in der Abwehr - Jakic droht das Saisonaus

Glasner trotzig: "Wir werden nicht die weiße Fahne schwingen"

Hat in der Defensive große Personalprobleme: Frankfurts Coach Oliver Glasner.

Hat in der Defensive große Personalprobleme: Frankfurts Coach Oliver Glasner. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Rein statistisch gesehen könnte sich Frankfurt die Reise nach Dortmund eigentlich sparen. Zehn der jüngsten elf Heimspiele gegen die Hessen gestaltete der BVB siegreich, zudem gewann die Borussia die vergangenen acht Heimspiele allesamt und erzielte dabei 31 Tore. Weitere Beispiele gefällig? 25-mal in Folge kassierte die SGE in Dortmund mindestens einen Gegentreffer. Solche Gegentorserien wies Frankfurt auch schon in Stuttgart (1967 bis 1993) und bei den Bayern (1978 bis 2006) auf, eine längere allerdings noch nie. Zudem wartet die Eintracht seit acht Gastspielen auf einen Sieg (4 Remis, 4 Niederlagen) - der letzte Auswärtssieg datiert vom 5. November 2022 (2:1 in Augsburg).

Auch Oliver Glasners Bilanz gegen den BVB ist alles andere als prickelnd. Der Coach verlor alle sieben Duelle mit Dortmund, darunter drei mit der Eintracht. Nur ein Trainer traf noch öfter auf einen Gegner, ohne je gepunktet zu haben: André Breitenreiter zog in allen acht Duellen mit Bayern den Kürzeren. Dennoch ist es mehr als eine Durchhalteparole, wenn Glasner betont: "Wir werden beim Einzug nicht die weiße Fahne schwingen. Es wird Zeit, auswärts mal wieder einen Sieg einzufahren."

Einerseits hatte die Borussia in den vergangenen Wochen selbst durchaus ihre Probleme, andererseits zeigte die Eintracht in der zweiten Hälfte gegen Gladbach (1:1), dass sie trotz der Negativserie von inzwischen sieben sieglosen Spielen guten, druckvollen Offensivfußball spielen kann, ohne dabei das Verteidigen zu vergessen. Glasners Zielsetzung im Saisonendspurt ist klar: "Wir werden bis zum letzten Spieltag alles dafür geben, am Ende unter den ersten Sechs zu stehen. Im DFB-Pokal werden wir alles dafür geben, nach Berlin zu fahren und dort das Finale zu gewinnen. Das sind unsere Herausforderungen."

Diese Ausgangslage sei "eigentlich wunderbar", meint Glasner. Kein Widerspruch. Seine Mannschaft kann noch viel gewinnen, die Saison aber auch noch kräftig in den Sand setzen. Sollte am Ende kein internationaler Wettbewerb herausspringen, wäre das ziemlich enttäuschend.

Um den Turnaround zu schaffen, legte das Trainerteam in dieser Woche besonderes Augenmerk auf offensive Standards. Unmittelbar nach der Ausführung einer Standardsituation sei zuletzt am 11. Spieltag in Gladbach ein Tor gefallen, sagt Glasner, Elfmeter nicht eingerechnet. Damals traf Eric Junior Dina Ebimbe nach einer Ecke. Insgesamt steht Frankfurt mit 14 Toren infolge von ruhenden Bällen, darunter fünf Strafstöße, zumindest im Mittelfeld der Liga.

Sebastian Rode ist alles andere als ein Horst Hrubesch.

Oliver Glasner

Glasner weist darauf hin, dass sein Team dem Gegner hinsichtlich der Körpergröße des Öfteren unterlegen ist. "Sebastian Rode ist alles andere als ein Horst Hrubesch", formuliert er treffend. Ergo: "Wenn Flanke-Kopfball nicht reicht, müssen wir andere Ideen haben. Deswegen war das in dieser Woche auch ein Schwerpunkt. Wir haben jeden Tag Standardsituationen trainiert, um besser zu werden. Keine Mannschaft kann darauf verzichten. Das ist eine ganz wichtige Facette, die wir derzeit nicht zu unseren Gunsten nutzen."

Götze beim Ex-Klub im torgefährlichen Raum?

Als weitere Gründe für den Mangel an Toren nennt Glasner die zuletzt nachlassende Effizienz, die derzeit mangelnde Torgefährlichkeit von Daichi Kamada und Jesper Lindströms Verletzung. In der Hinrunde erzielten Lindström und Kamada jeweils sieben Bundesligatore, seither keines mehr. Außerdem werde daran gearbeitet, Mario Götze wieder mehr in "torgefährliche Räume" zu bringen, denn: "Mario hat einen hervorragenden Abschluss." Bei seinem Ex-Klub Dortmund wird Götze gewiss besonders motiviert sein, vielleicht gelingt ihm mal wieder ein Geniestreich.

Spiele von Eintracht Frankfurt

Nicht allzu erfreulich ist die personelle Situationen in der Defensive. Innenverteidiger Evan Ndicka fällt wegen Schmerzen im Hüftbereich abermals aus. "Wir wissen nicht, wie lange das dauert", sagt Glasner. Aufgrund von Schmerzen könne der Franzose momentan jedenfalls nicht mit der Mannschaft trainieren. Der etatmäßige Linksverteidiger Christopher Lenz wird Ndicka ersetzen.

Jakic droht das Saisonende

Neben Hrvoje Smolcic (Meniskus-OP) steht auch Aushilfsverteidiger Kristijan Jakic nicht zur Verfügung. Dessen Achillessehnenbeschwerden erweisen sich als so hartnäckig, dass Glasner nicht sicher ist, ob der Kroate in dieser Saison überhaupt noch einmal zurückkehrt. Almamy Toure ist gerade erst ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und weit weg von 100 Prozent. "Hinten laufen wir auf dem letzten Zacken, aber der letzte Zacken hat es gegen Gladbach in der Defensive hervorragend gemacht", lobt Glasner, der links außerdem auf Philipp Max (Oberschenkelverletzung) verzichten muss.

Insgesamt ist die Lage also nicht allzu erfreulich. Umso größer wäre die Erleichterung, sollte beim Top-Spiel in Dortmund ein Überraschungssieg gelingen. Das könnte der Mannschaft den entscheidenden Auftrieb für den Saisonendspurt geben. Es steht viel auf dem Spiel.

Julian Franzke

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