Bundesliga

Glasner: "Tolles erste halbe Jahr" trotz Kritik

Frankfurts Trainer lässt Hinrunde Revue passieren

Glasner: "Tolles erste halbe Jahr" trotz Kritik

Hat mit der Eintracht aus Frankfurt noch viel vor: Coach Oliver Glasner.

Hat mit der Eintracht aus Frankfurt noch viel vor: Coach Oliver Glasner. imago images/osnapix

"Mir gefällt es hier richtig gut", beginnt Glasner auf der Vereinswebsite von Eintracht Frankfurt sein Jahresabschlussinterview. Seine Amtszeit, die am 1. Juli begonnen hat, ist jedoch bekanntermaßen holprig gestartet. Das erste Pflichtspiel Anfang August ist ein 0:2 gewesen, die Niederlage gegen Drittligist Waldhof Mannheim hat zeitgleich das Aus im DFB-Pokal in der ersten Runde bedeutet.

Sonderlob für Keeper Trapp - "große Schritte" im Team

Im Anschluss ist es weiterhin nicht rund gelaufen. Nach einer deutlichen Niederlage zum Auftakt der Bundesliga-Saison in Dortmund (2:5) hat Glasner bis zum 7. Spieltag warten müssen, um erstmals in der Liga jubeln zu dürfen. Ausgerechnet beim FC Bayern gewann Frankfurt mit 2:1 - nicht zuletzt dank eines überragenden Torhüters namens Kevin Trapp. Auch aufgrund dieses Spiels meint Glasner: "Wir hatten auch eine Phase, in der Kevin Trapp ziemlich viele Unhaltbare gehalten hat und es zu mehr Gegentreffern hätte kommen können."

Wohlgemerkt mehr Gegentore, als es laut Glasner über die gesamte Hinrunde ohnehin schon gegeben hat. In der Bundesliga sind 24 nach 17 Spieltagen jedoch nicht viel, nur sechs Vereine haben weniger kassiert. In Sachen selbst erzielte Tore steht die Eintracht aber nur im Mittelfeld der Tabelle. Dass es im Angriff dennoch aufwärts geht, zeigt ein Blick auf die letzten drei Spiele des Jahres, in denen das Glasner-Team neun Tore - und damit ein Drittel seiner Tore in der Liga - geschossen hat.

Aufgrund dessen und nur einer Niederlage in den vergangenen zehn Pflichtspielen (sieben Siege) spricht der Österreicher davon, sich mit der Mannschaft " sportlich gefangen" zu haben. Seinen Spielern seien zudem "große Schritte nach vorne" gelungen.

Man hat gemerkt, dass sie viel zu Denken hatten.

Oliver Glasner

Dass trotz Platz 6 zum Ende der Hinrunde und der Achtelfinal-Qualifikation in der Europa League nicht alles von Beginn an wie gewünscht funktioniert hat, macht der Trainer der Adler nicht daran fest, dass sein Fußball bei all seinen vier Cheftrainerstationen zu lange benötigen würden, um verstanden zu werden. Vielmehr gehe es um andere Faktoren wie zu viele Informationen für die Spieler auf einmal - "vielleicht manchmal ein wenig zu viel. Man hat gemerkt, dass sie viel zu Denken hatten. Wenn du auf dem Platz zu viel denkst, wirst du langsam in den Handlungen."

Dieser Prozess sei jedoch unabdingbar gewesen. Mit der Zeit hätten die Automatismen ja auch gegriffen. Das Aufzeigen des Aufenthalts in bestimmten Räumen auf dem Feld habe am Anfang schlicht "mehr die Köpfe und weniger die Beine gefordert. Gerade sind wir dabei, dass sich das ein wenig dreht. Im Kopf ist schon mehr auf der Festplatte abgespeichert, die Beine machen bereits viel von selbst. Dennoch sehe ich weiterhin viel Input, den wir den Spielern mitgeben können."

Dazu gehört auch die Variabilität der Systeme. "Wir haben uns erst richtig kennenlernen müssen, um schließlich die Formation zu finden, die bestmöglich zu den Spielern passt", meint Glasner, der nach einem 4-2-3-1 und 3-5-2 nun im 3-4-3 spielen lässt.

"Ganz klar": Fortschritte im Angriff am größten

Am meisten einen Fortschritt macht Glasner im Angriff aus. "Ganz klar" habe seine Mannschaft im Spiel nach vorne den größten Sprung gemacht. Mit Blick auf die ersten zehn Pflichtspiele (im Schnitt nur ein Treffer pro Partie) sei das "am Anfang auch für mich nicht wirklich schön anzusehen" gewesen. "Wir mussten uns das hart erarbeiten, da die Spieler so viel nachgedacht haben. Jetzt sind viele Aktionen klarer und automatisierter", erklärt der 47-Jährige.

"Extrem angetan" sei Glasner außerdem von den "Charakteren und Typen", die ihm zur Verfügung stehen. Schlechte Stimmung habe es trotz schwieriger Phasen nie gegeben. Als Vorbild dafür nimmt er Routinier Makoto Hasebe (37), der zu Beginn der Saison wenig gespielt hat.

Wir bewegen uns zwischen fünf und sechs, wenn zehn das Beste wäre. Ich bin ein Trainer, der selten zufrieden ist, was mir auch nachgesagt wird, und sehe noch viel Potenzial.

Oliver Glasners Fazit der Hinrunde

Insgesamt fällt die Bewertung seiner bisherigen Amtszeit für Glasner laut ihm selbst recht solide aus. "Wir bewegen uns zwischen fünf und sechs, wenn zehn das Beste wäre. Ich bin ein Trainer, der selten zufrieden ist, was mir auch nachgesagt wird, und sehe noch viel Potenzial. Gepaart mit dem Willen und der Bereitschaft der Mannschaft bin ich mir aber sicher, dass wir noch deutlich besser werden können." Das, was er sehe, sei "verglichen mit dem, wo ich hinmöchte, deshalb nur eine Punktzahl zwischen fünf und sechs".

Nichtsdestotrotz meint er, ein "richtig tolles erste halben Jahr" erlebt zu haben, bei dem neben dem Klub selbst auch die Fans im Stadion für Stimmung sorgten.

mje