Bundesliga

Glasner-Aus in Frankfurt: Ein Versagen auf allen Ebenen

Kommentar

Glasner-Aus in Frankfurt: Ein Versagen auf allen Ebenen

Seine Tage in Frankfurt sind gezählt: Oliver Glasner.

Seine Tage in Frankfurt sind gezählt: Oliver Glasner. IMAGO/Michael Weber

Eigentlich ist es völlig absurd, was gerade bei der Eintracht passiert. Etwa ein Jahr ist es her, da stemmten die Frankfurter die Trophäe der Europa League in den Nachthimmel von Sevilla. Genau ein halbes Jahr ist es her, da spielte das Team immer noch in einem Rausch. Das Achtelfinale der Champions League wurde erreicht und in der Bundesliga befand man sich in bester Gesellschaft der Bayern-Verfolger. Die Mannschaft und vor allem Oliver Glasner waren gefeierte Helden. Der stets so freundliche und nahbare Erfolgstrainer schien wie für den stolzen Klub und seine Fans geschaffen.

Doch in rekordverdächtiger Geschwindigkeit setzen alle Beteiligten den Karren mit Anlauf an die Wand. Im Mai 2023 steht die Eintracht vor einem Scherbenhaufen. "Im Erfolg macht man die größten Fehler", mahnte Sportvorstand Markus Krösche noch nach dem Abschluss der vergangenen Saison. Die Warnung verhallte irgendwo zwischen berauschenden Spielen und überschätzten Möglichkeiten.

Glasner hat sich mit seiner fatalen Außendarstellung in den vergangenen Monaten selbst ins Abseits gerückt. Sein völlig überzogener Auftritt in Hoffenheim hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Nerven lagen blank, weil die sportliche Talfahrt nach dem Jahreswechsel kein Ende fand. In erster Linie hat er den Einbruch zu verantworten.

Mit der Zielvorgabe Champions League stieß Krösche Glasner vor den Kopf

Doch es ist auch Krösches verschulden. Seine im Januar formulierte Zielvorgabe Platz 4 zu verteidigen und damit die erneute Champions-League-Qualifikation zu sichern, mag nach der so erfolgreichen Hinrunde verständlich gewesen sein. Doch Glasner fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Der Österreicher erkannte, dass die Mannschaft im Herbst überperformte und dieses Level kaum halten kann. Er forderte personelle Verstärkungen für die chronisch unsichere Defensive. Schon im Sommer wurde versäumt, Martin Hinteregger adäquat zu ersetzen. Krösche hatte es im Januar zwar versucht zu korrigieren, doch weil unter anderem eine Leihe von Victor Lindelöf (Manchester United) nicht zustande kam, schlüpfte kein neuer Innenverteidiger ins Eintracht-Trikot. Krösche muss sich anlasten, dass er die Qualitäten der Mannschaft überschätzt und einige seiner Verpflichtungen die Erwartungen klar verfehlten. Lucas Alario steht exemplarisch.

Dass Glasner mit einer öffentlich gewordenen Offerte noch im März zu einer Verlängerung seines bis 2024 gültigen Vertrags bewogen werden sollte, erwies sich als Eigentor. Glasner - und das ist völlig nachvollziehbar - wollte abwarten und schauen, wie sich die sportliche Perspektive in der Zukunft darstellen wird. Dass die Wirtschaftlichkeit des Klubs mit Glasners Transferwünschen nicht mithalten kann, war zu diesem Zeitpunkt schon bekannt. All das sorgte für Unruhe, die auch an der Mannschaft nicht vorbeiging. Das Verhältnis von Glasner und Krösche verschlechterte sich zusehends.

Machtworte hätte es gebraucht - intern wie extern. Und mit Axel Hellmann hat die Eintracht dafür auch den prädestinierten Mann an der Spitze. Eigentlich. Im Januar hätte der Vorstandssprecher besser schon seinen ambitionierten Vorstandskollegen Krösche eingefangen und die Erwartungshaltung gebremst, in der Folge mehrfach den auf einem schmalen Grat wandelnden Glasner. Die Doppelbelastung Hellmanns mit seinem Interimsjob bei der DFL hat der Eintracht in dieser Phase sicher nicht geholfen.

Klare Worte sendete der 51 Jahre alte Jurist erst in diesen Tagen, als es zu spät war. Dass er den Trainer dabei öffentlich anzählte, passt ins schlechte Bild, das der Klub gerade abgibt. Es macht die Zusammenarbeit von Trainer, Mannschaft und Vorstand bis zum Pokalfinale nicht einfacher. Wobei die Eintracht sogar auf die Frage zusteuern könnte, ob Glasner angesichts der Umstände tatsächlich noch ausgerechnet das wichtigste Spiel der Saison verantworten sollte. Diese missliche Lage haben alle Beteiligten zu verantworten.

Bilder zur Partie TSG 1899 Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt