Bundesliga

Gisdol mauert und rüffelt Arokodare

Kölns Trainer: "Er muss sehr fleißig und diszipliniert arbeiten - das habe ich vermisst"

Gisdol mauert und rüffelt Arokodare

Tolu Arokodare und Kölns Coach Markus Gisdol liegen nicht immer auf einer Wellenlänge.

Tolu Arokodare und Kölns Coach Markus Gisdol liegen nicht immer auf einer Wellenlänge. imago images

Wie spielt der FC bei Union Berlin? Ähnlich offensiv ausgerichtet und im 4-2-3-1 wie zuletzt beim 1:1 gegen Bremen? Oder doch extrem defensiv wie zuvor meist in dieser Saison mit einem 5-3-2 gegen den Ball?

Dass Markus Gisdol solche Fragen, seien sie direkt oder indirekt gestellt, in der Presskonferenz am Donnerstag nicht erschöpfend beantworten würde, war klar. Nimmt man die innere Haltung als Maßstab, die der FC-Trainer bei seinen Antworten einnahm, so ist am Samstag aber mit einer äußerst defensiven Kölner Elf zu rechnen.

Der 51-Jährige machte dicht und das aus gutem Grund. Weniger, weil seine Bilanz ("Dann wird es Zeit, dass wir auch gegen Union punkten") gegen die Eisernen mit drei Niederlagen aus drei Partien tiefschwarz eingefärbt ist. Sondern viel mehr, weil der Fußballlehrer nach dem Bremen-Spiel mit der Ausrichtung seiner Elf zumindest ansatzweise einen Punkt besitzt, der beim Gegner für Ungewissheit sorgen könnte. Hatte sich doch nicht nur Bremens Trainer Florian Kohfeldt von der Umstellung von Dreier- auf Viererkette überaus überrascht gezeigt.

Gisdol mauert nach allen Regeln der Kunst

Und so mauerte Gisdol nach allen Regeln der Kunst. Ob es auch eine Möglichkeit gäbe, dass der gegen Bremen in der Innenverteidigung als Vertreter des gesperrten Rafael Czichos gut spielende Jannes Horn gemeinsam mit Czichos auflaufen könne? Gisdol lobte kurz Horn und grundsätzlich Czichos und beendete seine Antwort mit den Worten: "Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Natürlich, hätte man daraus ja womöglich Rückschlüsse auf das System ziehen können, das Gisdol am Samstag wählen möchte.

Gisdol: "Jetzt hoffen wir erstmal, dass die PK nicht in Berlin gezeigt wird"

Und das wollte der Trainer unbedingt vermeiden, wie er später erklärte. "Jetzt hoffen wir erstmal, dass die PK nicht in Berlin gezeigt wird, wir haben bald jede einzelne Personalie durch. Das geht mir schon sehr ins Detail", merkte Gisdol an, der nie wirklich ins Detail ging. Ob einer aus dem Trio Sebastiaan Bornauw, Sebastian Andersson und Florian Kainz, die nach unterschiedlich schweren Verletzungen wieder in unterschiedlichem Umfang am Training teilnehmen, noch vor der Länderspielpause für einen Einsatz in der Liga bereitstehen könnte? "Ich gebe da keine Prognose ab. Es ist vorstellbar, dass von diesen Spielern vielleicht noch einer vor der Länderspielpause zum Kader stoßen kann. Aber es ist auch vorstellbar, dass das nicht der Fall ist", rührte Gisdol selbst in dieser Frage Beton an.

Bei diesem einem Spieler müsste Bornauw gemeint sein, auch wenn der Innenverteidiger in dieser Woche noch nicht weiter integriert werden kann. Dafür muss der FC erst die Nachuntersuchung bei dem Belgier abwarten, der minimalinvasiv an der Wirbelsäule operiert wurde. Doch Bornauw dürfte mit der deutlich kürzesten Zwangspause aus dem Trio auch am schnellsten wieder bereitstehen. Darauf, wann der Nationalspieler wieder komplett mit der Mannschaft trainieren kann, wollte sich Gisdol aber genauso wenig festlegen.

Und so gelang es nur bei einer Frage, den von Gisdol selbst vor seinen Gedanken geparkten Mannschaftsbus entscheidend ein Stück zur Seite zu schieben. Nämlich als die Rede auf Leih-Stürmer Tolu Arokodare kam. Der Nigerianer hatte gegen Bremen wie schon zuvor in München und gegen Stuttgart im Spieltagsaufgebot gefehlt. Und auf die Gründe dafür angesprochen, setzte Gisdol auf volle Offensive.

Gisdol rüffelt Arokodare: "Er muss sehr diszipliniert und fleißig arbeiten"

"Er muss sehr diszipliniert und fleißig arbeiten - das gehört zu einem Profi dazu. Das habe ich in den letzten Wochen das eine oder andere Mal vermisst", rüffelte der Trainer den 20-Jährigen, der bislang nur zu neun Kurzeinsätzen gekommen ist, "deswegen ist er etwas ins Hintertreffen geraten. Das weiß er. Ich habe auch mit ihm darüber gesprochen."

Was sich Gisdol erwartet, ist logisch, erklärte er doch weiter: "Die Reaktion bleibt bei ihm: Was kommt jetzt? Ich werde mir das genau anschauen, ob er die richtigen Schlüsse daraus zieht. Ob er Gas gibt. Ob er die Dinge so macht, wie wir sie brauchen im Profifußball in der Bundesliga. Wir werden sehen, was sich daraus entwickelt."

Deutlicher hätte sich Gisdol kaum positionieren können, dem die Reaktion Arokodares offensichtlich bislang nicht ansatzweise stark genug ausgefallen ist. Nach der internen Ansage nun den Angreifer öffentlich anzuzählen, stellt so etwas wie das letzte Mittel der Wahl dar, um diesen wachzurütteln. Und so aussagekräftig wie sich Gisdol über den 197 Zentimeter großen Stoßstürmer äußerte, sollte eines klar sein: Arokodare dürfte auch am Samstag im Kölner Aufgebot fehlen.

Stephan von Nocks