Lange Zeit arbeitete der Nachfolger von Thomas Reis im Ausland, in Österreich und den Niederlanden. Mit 54 Jahren taucht der 1,90 Meter große Letsch, geboren in Esslingen am Neckar, erstmals als Trainer in der Bundesliga auf. "Ich habe in meinem fußballerischen Leben schon einiges mitgenommen und bin nicht mehr blutjung", so Letsch bei seiner Vorstellung am Montag an der Castroper Straße. "Ich denke, dass ich mich stetig weiterentwickelt habe." Nun fühle er sich beim VfL Bochum "genau am richtigen Fleck".
Ziemlich genau drei Jahre lang arbeitete Thomas Reis überwiegend erfolgreich in Bochum, Nachfolger Letsch übernimmt allerdings eine leicht zerzauste Mannschaft, die nach sechs Niederlagen und zuletzt einem Unentschieden gegen den 1. FC Köln (1:1) Tabellenletzter ist und sportlich einige Wünsche offen ließ.
"Es sind erst sieben Spiele absolviert, es ist also noch sehr viel Zeit", so Letsch. "In der vorigen Saison ist hier etwas Fantastisches passiert mit dem Klassenerhalt, das wollen wir wieder schaffen", so der neue Trainer. Vor gut einer Woche noch war er in Arnheim für das 100. Pflichtspiel geehrt worden, nun muss er versuchen, den Tabellenletzten zu stabilisieren und nennt vor allem die Verbesserung der Defensive als Schwerpunkt für die ersten Wochen.
19 Tore hat der VfL in sieben Begegnungen kassiert und ist auch in dieser Bilanz das Schlusslicht der Liga. Auch wenn man die sieben Tore gegen die Bayern abrechnet, bleiben im Schnitt zwei Gegentore pro Spiel, sicherlich zu viel, um sich in höhere Regionen abzusetzen. "Wir wollen eine klare Struktur und Kompaktheit gegen den Ball. Das ist mir wichtig, das muss unsere Basis sein." Informationen über seine Truppe holte sich Letsch schon in Telefongesprächen mit Co-Trainer Frank Heinemann und Torwart-Trainer Peter Greiber sowie von den Routiniers Manuel Riemann und Antony Losilla.
Den Fußballlehrer, der einst Mathematik und Sport auf Lehramt studierte, erwartet ein wahres Kontrastprogramm an der Castroper Straße. In Arnheim trainierte er die jüngste Mannschaft der Liga, in Bochum trifft er auf den ältesten Kader der Bundesliga. "Das ändert nichts an meiner Herangehensweise. Wichtig ist vor allem, dass Mentalität und Struktur stimmen, ganz unabhängig davon, wie alt die Spieler sind." Und: "Erfahrung hat nie geschadet, wenn es um kritische Situationen geht."
Insgesamt, so Letsch, spüre er eine "gewaltige Vorfreude. Der Reiz, für diesen Klub zu arbeiten, ist für mich riesengroß. Je näher der Trainingsbeginn kam, desto mehr Lust hatte ich, dass es endlich losgeht."
Keinen "Feuerwehrmann", betont Vorstands-Chef Hans-Peter Villis, habe man verpflichtet, sondern plane die Zukunft fest mit Thomas Letsch, "er wird uns signifikant helfen." Letsch unterschrieb einen Vertrag bis 2024, wobei der Kontakt natürlich auch für die 2. Liga gültig ist.
Bundesliga-Debüt gegen Leipzig
Am Samstag wartet die erste knifflige Aufgabe bei Champions League-Starter RB Leipzig. Für Letsch also die erste Bundesligapartie - und gleich ein Treffen mit alten Bekannten. Einige Spieler kennt er noch aus seinen Jahren als Jugendcoach bei RB Salzburg, Leipzigs Trainer Marco Rose ist seit dieser Zeit sein Freund.