Bundesliga

Ex-Leverkusener Kießling: Geisterspiele werden "wirklich nicht einfach"

Leverkusens früherer Torjäger über zweite Karriere, Bayers Chancen und Folgen der Krise

Geisterspiele? Kießling: "Das wird wirklich nicht einfach"

Hat in seiner Karriere auch einmal Erfahrung mit einem Geisterspiel gemacht: Stefan Kießling.

Hat in seiner Karriere auch einmal Erfahrung mit einem Geisterspiel gemacht: Stefan Kießling. getty images

Die Fortsetzung der Bundesliga im Mai ist eine Hoffnung, die der einstige Mittelstürmer hat. Und das nicht nur, weil es für viele Klubs um die nackte Existenz geht. "Wenn du am Wochenende wieder Fußballspiele im Fernsehen sehen kannst, wird das gut sein für viele Menschen. Auch wenn du sagen wirst: Das ist merkwürdig so ganz ohne Zuschauer. Aber du wirst dich darauf freuen. Dafür ist der Fußball ein viel zu wichtiger Teil unserer Gesellschaft", sagt Kießling, der allerdings genau abschätzen kann, was in diesem Fall auf die Profi-Kicker zukommen wird.

Schließlich war Kießling im Jahr 2004 beim ersten Geisterspiel im deutschen Profifußball dabei, als er mit dem 1. FC Nürnberg bei Alemannia Aachen antrat und 2:3 verlor. Als "sehr schwierig" schätzt Kießling den Job für seine früheren Kollegen ein, "ich kann aus eigener Erfahrung sprechen und einfach nur sagen, dass es komisch ist. Wenn du in der Vorbereitung ein Testspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Stadion machst, dann stellst du dich darauf ein, aber es ist halt nur ein Test. Wenn du aber ein Bundesligaspiel hast, weißt du, dass es laut wird. Und das wird dann nicht der Fall sein. Das wird ein seltsames Gefühl sein, man muss es ausblenden und sich darauf fokussieren, dass es um drei Punkte geht und nicht um irgendeinen Test. Das wird wirklich nicht einfach."

Einen wirklichen, nicht verzerrten Wettbewerb hält er trotzdem für möglich. Auch wenn es einer mit ganz anderem Charakter sein wird. "Dass diese Spiele nicht mit normalen Spielen vergleichbar sein werden, ist klar. Fußballspiel ist Fußballspiel? Das sehe ich nicht so", sagt Kießling und verweist auf das Beispiel der Alten Försterei. "Nehmen sie Union Berlin. Dort mit Zuschauern zu spielen - oder sagen wir besser gegen sie -, ist ein extremer Unterschied zu einem Spiel ohne Zuschauer. Daran besteht kein Zweifel. Trotzdem haben alle Mannschaften diese Voraussetzungen."

"... auch wenn alle denken, wir sind schon im Pokalfinale"

Und unter diesen soll Bayer 04 die Chancen auf einen Titel nutzen. Diese bestehen in jedem Fall. "Ich rede jetzt noch nicht vom DFB-Pokalsieg", erklärt Kießling zwar mit etwas Aberglaube zu den Zielen, "da müssen wir erst mal ins Finale kommen, auch wenn alle denken, wir sind da schon drin, weil wir gegen Saarbrücken spielen. und wir müssen uns wieder den 4. Platz sichern", doch er betont auch, "ich glaube, dass beides machbar ist." Auch in der Europa League sei "vieles möglich. Wir hatten einen super Lauf. Man muss schauen, dass der weitergeht, wenn es wieder losgeht."

Kießling geht davon aus, dass es weitergeht. Und trotz der Veränderungen, die er in den nächsten Monaten im Transferbereich erwartet, was Ablösesummen und Gehälter betrifft, sieht er nicht, dass sich die Branche auf Sicht grundsätzlich verändern wird. "Ich glaube, dass wir uns in ein oder zwei Jahren im Fußball wieder in dem Alltag befinden, wie er vor der Krise war."

Wie Stefan Kießling seine zweite Karriere nach zwölf Jahren als Profi bei Bayer 04 plant. Warum er nicht Trainer werden möchte. Warum er als Funktionär mitentscheiden, aber nicht zwingend an erster Stelle stehen muss. Welche Umstellung vom Spieler zum Funktionär für ihn die schwierigste war. Warum Training vor seinem letzten Spiel ein großer Fehler war. Und wie Rudi Völler ihm vor seinem ersten Auftritt beim Doppelpass half, lesen Sie im großen Interview in der Montagsausgabe des kicker oder im eMagazine für nur 99 Cent pro Woche.

Stephan von Nocks