Bundesliga

Geduld und Fleiß: Jetzt erntet Erik Durm in Frankfurt die Früchte

Eintracht: Ein schweres Jahr endet versöhnlich

Geduld und Fleiß: Jetzt erntet Durm in Frankfurt die Früchte

Er durfte zuletzt wieder von Beginn an ran: Frankfurts Erik Durm.

Er durfte zuletzt wieder von Beginn an ran: Frankfurts Erik Durm. imago images

Licht und Schatten liegen im Leben wie im Fußball oft nah beieinander. Erik Durm weiß das aus eigener Erfahrung nur zu gut. Das Jahr 2020 war für ihn nicht nur sportlich ein schwieriges, im März musste er auch den Tod seines Freundes und Beraters Rainer Derber verkraften - Derber wurde nur 48 Jahre alt. "Das war ein herber Schicksalsschlag für seine Familie, meine Familie und mich. Rainer war nicht nur mein Berater, sondern auch mein bester Freund, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht habe und öfter im Urlaub war", sagt Durm. Neben einem solch tragischen Verlust erscheint der Sport immer ganz klein. Durm versuchte trotzdem, im beruflichen Alltag so gut es geht weiterzumachen, "weil ich genau wusste, dass es weitergehen muss und er von mir wollen würde, dass ich Gas gebe".

Der rechts wie links einsetzbare Außenverteidiger musste allerdings eine ganze Menge Geduld aufbringen, ehe sein Trainingsfleiß belohnt wurde. Nach dem Re-Start im Mai reichte es nur noch zu einem Kurz-Einsatz, an den ersten sieben Spieltagen in dieser Saison stand Durm kein einziges Mal im Kader. Sein Abschied aus Frankfurt schien nur eine Frage der Zeit zu sein, schon im Sommer hätte man ihm keine Steine in den Weg gelegt.

Im Heimspiel gegen Leipzig tauchte der Weltmeister von 2014 dann aber plötzlich in der ersten Elf auf, am vergangenen Samstag im Auswärtsspiel bei Union Berlin ebenso. Das Blatt hat sich - zumindest vorläufig - gewendet. Deshalb denkt er aktuell auch nicht darüber nach, die Hessen im Winter-Transferfenster zu verlassen. Es werde zwar ein analytisches Gespräch mit den Verantwortlichen geben, kündigt Durm an, betont aber: "Ich habe nicht für vier Jahre unterschrieben, um jetzt im Winter wegzugehen." Sein Vertrag bei der Eintracht endet am 30. Juni 2023.

"Ich habe nie den Kopf in den Sand gesteckt"

Durm ließ sich zu keinem Zeitpunkt hängen und profitierte nun davon, dass seine ärgsten Konkurrenten, Danny da Costa und Almamy Toure, zuletzt nicht überzeugten. "Für keinen Fußballer ist es einfach, wenn er sieben-, achtmal nicht im Kader steht. Trotzdem habe ich nie den Kopf in den Sand gesteckt und weiter Gas gegeben", berichtet Durm, der natürlich dennoch unzufrieden war: "Jeder Verein wünscht sich einen Spieler, der nicht zufrieden ist, wenn er nicht spielt. Alles andere wäre ja völliger Quatsch. Wir sind Fußballer, wir wollen spielen."

Ob er sich dauerhaft in der Elf behaupten kann, lässt sich schwer einschätzen. Defensiv waren seine Leistungen gegen Leipzig und Union über weite Strecken in Ordnung, das dokumentieren auch 61,9 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Im Spiel nach vorne hat Durm allerdings noch Luft nach oben, selbst wenn er bekräftigt: "In erster Linie bin ich immer noch Abwehrspieler, das sollte man nicht vergessen." Ein paar "Nadelstiche" will er freilich dennoch setzen. Die nächste Gelegenheit dazu könnte sich schon am Samstag gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund (2012 bis 2018) bieten. Es ist zu erwarten, dass der 28 Jahre alte Familienvater von Trainer Adi Hütter eine weitere Bewährungschance erhält.

Körperlich fühle ich mich besser als zu meiner Dortmunder Zeit.

Erik Durm

Beim BVB gelang ihm in der Spielzeit 2013/14 der Durchbruch als Profi: Durm ließ in der Bundesliga und der Champions League aufhorchen, sprang auf den WM-Zug auf, kam in Brasilien aber nicht zum Einsatz. Nach sieben Einsätzen endete seine Zeit als Nationalspieler fast ebenso schnell, wie sie begonnen hatte. Seit 2015 stand er nicht mehr im Aufgebot. Einher gingen mehrere schwere Verletzungen, die ihn in Dortmund viele Monate außer Gefecht setzten und "sehr aus der Bahn" warfen.

Kein Wunder, dass er jetzt sagt: "Körperlich fühle ich mich besser als zu meiner Dortmunder Zeit. Ich bin jetzt seit knapp zwei Jahren komplett verletzungsfrei und habe jedes Training mitgemacht." Noch fehlt ihm zwar etwas der Spielrhythmus, gleichwohl sieht er sich nicht weit von seiner Bestform entfernt: "Es fehlen noch diese ein, zwei Prozent, die dir Sicherheit geben und auch die breiten Schultern. Trotzdem fühle ich mich im Moment sehr, sehr gut." Nicht die schlechteste Voraussetzung, um am Samstag die alten Kollegen zu ärgern.

Julian Franzke

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