Bundesliga

Funkel und das Sechs-Spiele-Abenteuer: "Ich kann ihnen Sicherheit geben"

Köln: Trainer-Routinier erklärt sein Comeback auf der Trainerbank

Funkel und das Sechs-Spiele-Abenteuer: "Ich kann ihnen Sicherheit geben"

Erster Arbeitstag: Friedhelm Funkel (li.) im Gespräch mit Horst Heldt.

Erster Arbeitstag: Friedhelm Funkel (li.) im Gespräch mit Horst Heldt. imago images

Möglicherweise erst nach dem 34. Spieltag wird man beim 1. FC Köln wissen, ob die Trennung von Markus Gisdol zu spät oder gerade noch rechtzeitig über die Bühne ging. Stilvoll tat sie dies auf jeden Fall. Selten war ein Trainer so in die Gedankengänge seines Vorgesetzten eingeweiht wie Gisdol, den Horst Heldt in den vergangenen Wochen nie im Unklaren darüber ließ, dass die Stunde geschlagen hatte.

Stilvoll auch, dass die Kölner ihrem scheidenden Trainer die Gelegenheit gaben, sich ungestört von der Mannschaft zu verabschieden. Als Nachfolger Friedhelm Funkel im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz Rede und Antwort stand, sagte Gisdol zwei Stockwerke tiefer "Tschüss". Zu den meisten Spielern bestand ein durchaus enges Band, auch dies ist nicht die Regel bei Trainerwechseln. "Es ist wichtig, ihm diese Gelegenheit zu geben", erklärte Heldt. "Das war uns allen wichtig."

Die gegenseitige Sympathie reichte allerdings nicht, um auf dem Rasen aus Einzelspielern ein Ganzes zu formen, das stärker war als die Summe eben dieser Individuen. Daran muss sich nun Friedhelm Funkel versuchen.

Wie sieht Funkels Stellenbeschreibung aus?

Der 67-jährige Trainer-Routinier sagte am Montag das, was man häufig hört, wenn neue Trainer einen Job übernehmen. Dass es nicht einfach werde, aber auch nicht unmöglich sei, dass man viel und hart arbeiten müsse. Dass man die durch den Fan-Ausschluss fehlenden Emotionen nun aus sich selbst heraus ersetzen müsse. Natürlich begegne er jedem Spieler völlig unvoreingenommen, außerdem sei er davon überzeugt, dass die Mannschaft mitziehe.

Seine Stellenbeschreibung für den Sechs-Spiele-Job (es sei denn, die Relegation verlängert das Engagement um zwei Partien) lautet so: "Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren und vertrauensvoll mit der Mannschaft zu arbeiten." Dabei soll ihm seine Erfahrung aus fast 50 Profijahren helfen: "Ich kann ihnen Sicherheit mitgeben. Wir müssen die Spiele mit Begeisterung, der notwendigen Konzentration, aber auch mit Lockerheit angehen. Dann brauchen wir Ergebnisse. Das ist ganz wichtig. Und ein Quäntchen Glück, das dem FC in den vergangenen Wochen gefehlt hat."

Ich habe gespürt, dass ich wieder Lust habe.

Friedhelm Funkel

Dass er diesen Job überhaupt noch einmal angenommen habe, begründet Funkel mit der Pandemie und dem damit einhergehenden weitgehenden Zwang zur Untätigkeit. Er habe - wie viele andere Menschen auch - im Ruhestand nicht so die Freiheiten genießen können, wie er sich das vorgestellt hatte. Also: "Ende des Jahres reifte der Gedanke, dass ich noch mal arbeiten könnte. Ich habe gespürt, dass ich wieder Lust habe."

Heldt bedankt sich bei Gisdol: "Weiß, dass wir es ihm nicht leichtgemacht haben"

Wie geht es nun weiter in Köln? Funkel wird mit seinen Assistenten André Pawlak und Torwarttrainer Andreas Menger (den er einst in Frankfurt für diese Position installierte) morgen die erste Einheit absolvieren, Gisdols Co-Trainer Frank Kaspari verlässt mit seinem Chef den FC.

Heldt fand mitfühlende Worte für das Duo: "Bei Markus und Frank will ich mich noch mal herzlich bedanken. Markus hat alles getan, um für den Klub erfolgreich zu sein. Er kann stolz auf seine Arbeit sein. Ich weiß, dass die Bedingungen für ihn nicht einfach waren, dass wir es ihm nicht leichtgemacht haben. Aber am Ende ist Fußball ein Ergebnissport. Das Spiel gestern war noch mal ein absoluter Tiefschlag für uns. Wir sind überzeugt, dass wir jetzt noch mal einen Impuls brauchen. Den kann Friedhelm uns liefern. Er kann den benötigten Input bringen. Das werden intensive sechs Wochen, in denen alles möglich ist."

Aufarbeitung der Misere erst nach der Saison

Vor allen Dingen ist eine Menge nötig: konsequenteres Abwehren, ebenso druckvolleres Angreifen. Mehr Schnelligkeit im Kopf und in den Beinen, Mut zum Risiko, Bereitschaft zum Teamwork. Die Liste dessen, was sich verbessern muss, ist lang. Immerhin: "Die Physis stimmt", sagt Funkel.

Auf die Mammutaufgabe, doch noch Platz 15 zu erreichen, will man sich nun konzentrieren beim FC, anschließend soll Zeit sein für die Aufarbeitung einer Saison, die schlechter nicht hätte laufen können. Dann wird man darüber reden, wie dies hätte verhindert werden können, wie es in Zukunft verhindert werden soll. "Jetzt", so Heldt, "liegt der Fokus auf den restlichen Spielen".

Wer übernimmt im Sommer? Heldt kündigt Gespräche an

Zeitgleich allerdings sucht man nach einem Trainer für die kommende Saison, die Namen von Thorsten Fink, Steffen Baumgart und Peter Stöger wurden zuletzt gehandelt. Heldt kündigt Gespräche an, "allerdings nicht für morgen". Der Fokus liege auf den kommenden Wochen. Das Problem ist die Unsicherheit, in welcher Klasse man demnächst spielt. Auf jeden Fall sei sicher: "Der Verein muss sich zur nächsten Spielzeit neu ausrichten." Dies werde zunächst in Ruhe mit dem Vorstand besprochen. "Aber", so der Geschäftsführer, "es ist ein Spagat".

Frank Lußem