2. Bundesliga

Funkel: "Nur mit Emotionen geht es auch nicht"

Derbyzeit im Fritz-Walter-Stadion

Funkel: "Nur mit Emotionen geht es auch nicht"

Friedhelm Funkels Heimdebüt steht an: Gegen den KSC braucht der FCK Emotionen und dennoch einen klaren Kopf.

Friedhelm Funkels Heimdebüt steht an: Gegen den KSC braucht der FCK Emotionen und dennoch einen klaren Kopf. IMAGO/HMB-Media

Wenn der 1. FC Kaiserslautern am Samstag auf den Karlsruher SC trifft (13 Uhr, LIVE! bei kicker), wird dies unter mehreren Aspekten ein besonderes Spiel sein. Abgesehen vom Derbycharakter und einer vollen Arena feiert der neue Cheftrainer Friedhelm Funkel seine Heimpremiere, zudem handelt es sich um die erste Partie der Roten Teufel nach dem Tod der Vereinsikone Andreas Brehme. Zu dessen Ehren werden Funkels Schützlinge mit einem Trauerflor auflaufen. Vorab wird es eine Schweigeminute geben.

Funkel gehörte zu Beginn der Achtzigerjahre wie Brehme zur Profibelegschaft des FCK. "Wir haben viele schöne Stunden miteinander gehabt. Das ist sehr, sehr, sehr traurig. Ich brauche meine Zeit, um das zu realisieren, ich habe es immer noch nicht geschafft", sagte Funkel anlässlich der Spieltagspressekonferenz am Donnerstag nachdenklich. "Daran merkt man wieder einmal, wie schnell ein Leben vorbei sein kann." Umso mehr müsse man "aufsaugen und genießen", was das Leben zu bieten habe, und dazu, ergänzt Funkel, zähle auch das Kräftemessen mit einem alten Rivalen vor knapp 50.000 Zuschauern, ungeachtet der Tabellensituation, die "natürlich angespannt" sei.

Kellertreppe, Westkurve, Gänsehaut

Mit 22 Punkten belegt der FCK Relegationsplatz 16, gleichauf mit dem einen Rang schlechteren FC Hansa Rostock. Funkel mag das Wort "Druck" im Kontext des Fußballs nicht. Er unternimmt alles, um seine Mannen mit einer positiven Grundstimmung in das so bedeutende Pflichtspiel zu schicken. "Ich spreche davon, dass wir einen unglaublich geilen Job haben", sagt Funkel, "sie sollen auf den Platz gehen und Spaß haben." Funkel flechtet eine Erinnerung an eigene aktive Zeiten in Kaiserslautern ein: "Wenn wir damals die Kellertreppe hochgekommen sind und auf die Westkurve geschaut haben, das war Gänsehaut pur." Nun warten im Stadion noch einige Tausend Besucher mehr als früher. Gerade auf dem Betzenberg gelte es, das Publikum zu inspirieren, sagt Funkel, "wir müssen Emotionen zeigen, und sei auch nur nach einem gewonnenen Eckball. So eine Unterstützung zu bekommen, ist nicht selbstverständlich, wir müssen das zu schätzen wissen. Die Atmosphäre wird uns hoffentlich genügend Schwung geben". Auch Funkel aber weiß: "Nur mit Emotionen geht es nicht. Der Kopf muss klar sein." Eine Gratwanderung bisweilen.

So eine Unterstützung zu bekommen, ist nicht selbstverständlich, wir müssen das zu schätzen wissen.

Friedhelm Funkel

Der Karlsruher SC konnte seither sieben Zähler mehr verbuchen als der FCK. Funkel preist die Badener als lauf- und offensivstark, variantenreich und gewieft bei Standards. Hinzu kämen robuste Spieler, die in Luftduellen "richtig gut" agierten. Die Roten Teufel müssen demnach ein dickes Brett bohren, wollen sie zum siebten Saisonerfolg gelangen.

Philipp Klement wird dabei nicht helfen können. Der 31-jährige Spielmacher, beim 1:1 in Nürnberg erstmals in diesem Jahr wieder im Kader, erlitt im Training eine von Vereinsseite nicht genauer definierte Oberschenkelverletzung. "Ich persönlich schätze, dass er drei bis vier Wochen ausfallen wird", sagt Funkel.

Puchacz-Ersatz verzweifelt gesucht

Das meiste Kopfzerbrechen dürfte ihm mit Blick auf den Samstag die Besetzung der linken defensiven Außenbahn bereiten. Tymoteusz Puchacz verbüßt eine Gelbgesperre, Erik Durm weilt im Ruhestand, Hendrick Zuck nach einer erfolgreichen Operation am Kreuzband in der Reha. Frank Ronstadt klagt über muskuläre im Oberschenkel und ist ebenso unpässlich wie Philipp Hercher, den Hüftproblemen seit Längerem zur Untätigkeit zwingen. Es regiert der Notstand. Funkel möchte "öffentlich nicht spekulieren", wie er das Problem zu beheben gedenkt: "Ich habe zwei Varianten im Kopf. Sicher ist, dass jemand auf dieser Position spielen wird ...." Am wahrscheinlichsten dürfte die Wahl auf Almamy Toure fallen, der in Nürnberg nicht der Startelf angehörte. Auch ein Wechsel von Kapitän Jean Zimmer nach links erscheint denkbar. Toure würde dann wohl die Vakanz rechts füllen.

Erstaunlich schnell im Rhythmus

Funkel selbst ist längst wieder in seinem Element - und erstaunt darüber, wie schnell er sich an den Rhythmus eines aktiven Fußball-Lehrers wieder gewöhnt hat. Auch im vorübergehenden Ruhestand konnte er sich Spiele nicht einfach nur anschauen, erzählte er. Egal ob vor dem Bildschirm daheim oder im Stadion, er habe immer den Blick eines Trainers gehabt und sich in seine Kollegen hineingedacht. Nun ist er wieder mittendrin. Aus seinen Gedanken müssen Entscheidungen werden. Und diese müssen zum Erfolg führen. 

Andreas Böhm

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