2. Bundesliga

1. FC Kaiserslautern: Friedhelm Funkels Tränen vor der Kurve

FCK-Fans feiern ihren Retter zum Abschied

Für ein Drehbuch fast zu kitschig: Funkels Tränen vor der Kurve

Der gefeierte Held auf dem Betzenberg: Friedhelm Funkel hat seine Mission erfüllt.

Der gefeierte Held auf dem Betzenberg: Friedhelm Funkel hat seine Mission erfüllt. picture alliance/dpa

Der Moment gehört ganz ihm. Die Mannschaft wartet an der Mittellinie und überlässt dem Coach die Bühne vor der Kurve. Die fast 20.000 Zuschauer auf der Westtribüne sowie die weiteren 30.000 im Rund des Fritz-Walter-Stadions feiern Friedhelm Funkel. Sprechchöre, Plakate, tosender Applaus - der 70-jährige Routinier spürt am Sonntagnachmittag den Dank einer ganzen Region.

Funkel hat damit etwas geschafft, was in den vergangenen 25 Jahren nicht vielen gelungen ist: Der einst umjubelte Spieler ist zurückgekommen auf den Betzenberg - und geht nach erfolgreicher Mission als gefeierter Held. Kaum ein Spieler, Trainer oder Funktionär hat seine Rückkehr zu dem zwischen den emotionalen Grenzen schwankenden Traditionsverein unbeschadet überstanden.

Es sind schon ein paar Tränen geflossen, als ich auf die Westkurve zugegangen bin. Das ist ein überragendes Gefühl für mich gewesen.

Friedhelm Funkel

"Es sind schon ein paar Tränen geflossen, als ich auf die Westkurve zugegangen bin. Das ist ein überragendes Gefühl für mich gewesen. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben, dass ich mein letztes Spiel auf dem Betzenberg in dieser Art und Weise gewinnen konnte", erzählte Funkel im Anschluss. Ganz ausblenden kann er den Gedanken aber nicht, dass er nach dem Pokalfinale Abschied von diesen Fans nehmen muss. "Wehmut ist schon ein Stück dabei", gestand Funkel. "Aber ich weiß, dass die Entscheidung richtig war." Schon vergangene Woche hatten der Klub und der Trainer verkündet, nicht gemeinsam weiterzumachen.

Für ein Drehbuch wäre die Szenerie wohl etwas zu kitschig gewesen. Die Mission Klassenerhalt hatte Funkel nach knapp drei Monaten im Amt schon vergangene Woche erfolgreich abgeschlossen. Sein letztes Heimspiel auf dem Betzenberg wurde zum Fußballfesttag, Braunschweig mit 5:0 nach Hause geschickt. So hoch hatte der Traditionsverein im Fritz-Walter-Stadion zuletzt im November 2010 gegen Schalke 04 gewonnen.

Ritter einmal mehr das Genie

In dieser Saison war es sogar das erste Heimspiel ohne Gegentor. "Wenn mir einer nach 20 Minuten gesagt hätte, dass wir dieses Spiel überhaupt gewinnen, hätte ich leichte Zweifel gehabt", sagte Funkel, der das Ergebnis einzuordnen wusste. Die Mannschaft habe sich in einen Rausch gespielt: "Wir haben jetzt einen sehr schönen Abschluss hier, auch wenn der ein, zwei Tore zu hoch ausfällt."

Speziell Marlon Ritter war mit drei Treffern dafür verantwortlich. Drei völlig unterschiedliche Tore belegten einmal mehr seine ganze Klasse: Das 1:0? Per Diagonalball selbst eingeleitet und dank des Gefühls für den Raum und den Moment am Ende vollstreckt. Das 2:0? Ein geplanter Geniestreich, den Freistoß an der Seitenauslinie kurz zu spielen, ins Zentrum zu dribbeln und den Ball vom Strafraumeck im Tor zu versenken. Das 3:0? Den Konter eiskalt vollendet.

Ritters Gala-Auftritt kommt mit Blick auf das Pokalfinale zur rechten Zeit. Der Ausnahmekönner saß zuletzt zwei Mal nur auf der Bank. "Jeder Spieler hatte im Hinterkopf, sich ein bisschen in den Vordergrund zu spielen", erklärte Funkel. Ritter ist das gelungen.

Funkels dritter Anlauf

Als sich am Sonntag die Emotionen gelegt hatten und die Tränen getrocknet waren, galt der gesamte Fokus wieder dem anstehenden Duell mit Bayer 04 Leverkusen in Berlin. "Mehr Außenseiter war ich noch nie", gestand Funkel. "Ich muss leider auch zum dritten Mal gegen den Deutschen Meister spielen. Das hätte ich mir manchmal auch anders gewünscht." Zweimal unterlag Funkel bisher als Coach im Finale: 1998 mit dem MSV Duisburg (1:2), 2006 mit Eintracht Frankfurt (0:1). Gelingt ihm jetzt der ganz große Coup, bauen sie ihm in der Pfalz sicher ein Denkmal.

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Moritz Kreilinger