Bundesliga

Frankfurter Ansprüche und Standards: Es bleibt ein Balance-Akt

Fast 50 Prozent der Gegentreffer fallen nach ruhenden Bällen

Frankfurter Ansprüche und Standards: Es bleibt ein Balance-Akt

Gibt es Freistoß gegen Eintracht Frankfurt, brennt es mitunter lichterloh.

Gibt es Freistoß gegen Eintracht Frankfurt, brennt es mitunter lichterloh. Getty Images

Nach dem 2:2 in Wolfsburg, so bilanzierte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode, habe "die Enttäuschung überwogen". Wohlgemerkt auf beiden Seiten. "Auf dem Feld waren alle enttäuscht, auch die Wolfsburger." Im Unterschied dazu präsentierten sich beide Trainer nach dem Duell mit dem jeweiligen Ex-Klub. Seine ausdrückliche "Zufriedenheit" erklärte VfL-Coach Niko Kovac, während sein Frankfurter Pendant Oliver Glasner formulierte: "Ich kann mit dem Resultat sehr gut leben, weil ich weiß, dass Wolfsburg eine sehr gute Mannschaft ist. Ich bin völlig im Reinen mit dem Ergebnis." Und das obwohl die Chance verpasst wurde, nach den vorangegangenen Punktverlusten von Union Berlin, RB Leipzig und SC Freiburg wieder näher an die Plätze drei bis fünf heranzurücken.

Zum sportlichen Unentschieden passt dann auch die Gemütsverfassung von SGE-Sportvorstand Markus Krösche: "Natürlich wollten wir gewinnen, um den Abstand nach oben zu verkürzen. Aber Wolfsburg ist eine sehr gute Mannschaft und spielt zu Hause. Da muss man dann auch mal mit einem Punkt zufrieden sein."

"Wir haben es viel trainiert in der Woche und es trotzdem nicht geschafft"

Die Ansprüche realistisch zu halten, ohne die maximale Ambition zu verlieren - in diesem Balance-Akt übt sich die Eintracht bereits seit Jahresbeginn. "Insgesamt werden mir die letzten Wochen zu negativ bewertet", sagt Rode und lässt mit Blick auf Sonntagabend prompt deutliche Selbstkritik folgen: "Wir schenken es nach dem 2:1 zu einfach her, bekommen wieder ein Gegentor nach einem Standard. Und wir verpassen es, das Spiel konsequent von hinten aufzubauen, spielen zu viele lange Bälle - und damit dem Gegner in die Karten."

Makoto Hasebe ergänzt: "Wir müssen besser verteidigen. Nicht nur in der Dreierkette, sondern als ganze Mannschaft. Wir haben zu viele Zweikämpfe verloren." Wie Rode beschäftigt auch den japanischen Routinier besonders, dass das 2:2 nach einem Freistoß fiel: "Fakt ist, es sind zu viele Standardgegentore. Manchmal kann man Fußball nicht erklären. Wir haben es viel trainiert in der Woche und es trotzdem nicht geschafft."

Glasner will das Problem im Keim ersticken

"Ein bisschen ärgerlich, dass wir das Gegentor wieder nach einem Standard bekommen", findet ebenso Krösche, "aber es war auch ein gut geschossener Freistoß". Getreten von Patrick Wimmer, in der Folge kam Evan Ndicka im Kopfballduell gegen Torschütze Yannick Gerhardt zu spät. Für die Eintracht bereits der 15. Gegentreffer infolge eines Standards, nach absoluten Zahlen sind in dieser Kategorie nur die Kellerkinder Bochum und Hertha sowie RB Leipzig schwächer. In Relation zur Gesamtzahl der Gegentore weist die Eintracht sogar den zweithöchsten Wert auf (45,5 Prozent) - hinter RB, das auf über 50 Prozent kommt.

2:2 für den VfL Wolfsburg

Trapp und Co. können nur hinterherschauen: Gerhardt erzielt das Wolfsburger 2:2. IMAGO/Christian Schroedter

Dass hier Verbesserungsbedarf besteht, ist unstrittig. Wie man diesen am besten stillt, bleibt derweil die Frage. "Wir sollten nicht mehr so viel über Standards reden, sonst kommt es irgendwann auch in unsere Köpfe", fordert Keeper Kevin Trapp. Auch Glasner will auf diesem Thema "nicht rumreiten, Tore nach Standards gehören zum Fußball". Sein Ansatz: Von vornherein "weniger Ecken und Freistöße zulassen".

"Wir sollten uns auf den Ball konzentrieren"

Derweil nimmt Krösche explizit auch das individuelle Verhalten nach einem Standard in den Fokus: "Wir sollten uns in gewissen Situationen nicht auf den Gegner konzentrieren, sondern auf den Ball. Dann haben wir die Gelegenheit, auch mal vor dem Gegner am Ball zu sein. Das müssen die Jungs einfach lernen, sich da weiterentwickeln. Aber das können sie auch."

Ligaweit liegt der Anteil an Standardgegentoren übrigens bei rund 32 Prozent. "Wenn wir in diese Richtung kommen, ist es okay", sagt Glasner. Und wählt als Momentaufnahme einen positiven Ansatz: "In den letzten vier Spielen liegen wir unter dem Schnitt."

Thiemo Müller

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