Bundesliga

Frankfurts hat neues Herzstück - Vorne fehlt Durchschlagskraft

Debütant Nkounkou macht es wie einst Kostic

Frankfurt hat ein neues Herzstück - Vorne fehlt die Durchschlagskraft

Einstand nach Maß: Niels Nkounkou erzielte bei seinem Debüt gleich ein Tor.

Einstand nach Maß: Niels Nkounkou erzielte bei seinem Debüt gleich ein Tor. IMAGO/Jan Huebner

Besser hätte der Einstand von Neuzugang Niels Nkounkou nicht laufen können: In bester Filip-Kostic-Manier zog der 22-Jährige halblinks im Sechzehner ab, der präzise Flachschuss schlug unten rechts unhaltbar ein. Es war der hochverdiente Ausgleich nach einem herrlichen Spielzug. Sebastian Rode hatte gegen den Ex-Frankfurter Faride Alidou auf der rechten Seite den Ball erobert, über Jessic Ngankam, Mario Götze und Paxten Aaronson landete der Ball blitzschnell bei Nkounkou, der links unbewacht lauerte.

Bundesliga, 3. Spieltag

Keine Frage, dem Franzosen gehört auf der linken Seite die Zukunft. "Wenn er körperlich topfit ist, wird er uns sehr viel Freude bereiten", sagt Trainer Dino Toppmöller voller Überzeugung. Erst am Freitag war der Wunschspieler für etwa 7,5 Millionen Euro von der AS St. Etienne verpflichtet worden. In den kommenden zwei Wochen will Toppmöller mit dem neuen Mann daran arbeiten, die körperlichen Defizite aufzuholen. In Bochum könnte Nkounkou dann womöglich bereits von Beginn an spielen.

Toppmöller freut die verbesserte Spielkontrolle

Toppmöller zieht nach dem Remis gegen Köln ein überwiegend positives Fazit. "Wir haben von der Spielkontrolle her das bis jetzt beste Spiel gemacht. Von der ersten Minute an hatten wir ein sehr gutes Positionsspiel. Wir haben gut von hinten nach vorne kombiniert. Im letzten Drittel trafen wir leider das eine oder andere Mal die falsche Entscheidung, unser Passspiel war ein Tick unsauber. Deshalb konnten wir uns in der ersten Hälfte nicht belohnen", bilanziert der Coach.

Nach der Pause verzeichnete seine Elf zwar mehr gefährliche Abschlüsse, allerdings hätte die Mannschaft "etwas weniger aus der Struktur gespielt", bemängelt Toppmöller und erklärt: "Die Jungs haben versucht, eigenständig die Initiative zu ergreifen, wollten unbedingt das Tor. Es ist ein Prozess, dass wir auch in solchen Momenten, wenn es mal 0:1 steht, noch mehr in der Struktur bleiben, weil wir dann noch besser zu Tormöglichkeiten kommen können."

Wir haben in den letzten zwei Wochen einen Schritt gemacht.

Markus Krösche

Trotz der Sturm- und Drangphasen im zweiten Durchgang hätten die Spieler "ein Tick weniger die Räume gefunden, die wir in der ersten Hälfte gefunden haben", analysiert der Trainer. Doch die Entwicklung stimmt positiv. Sportvorstand Markus Krösche sagt: "Wir haben in den letzten zwei Wochen einen Schritt gemacht. Gerade mit dem Ball im Spielaufbau, die Positionierung zwischen den Räumen ist gut. Die Jungs haben es gut gemacht."

Das Spielglück fehlte, aber auch Kolo Muani

Um die Partie zu gewinnen, fehlte zum einen das Spielglück. So avancierte Kölns Innenverteidiger Julian Chabot zum Matchwinner, indem er unter anderen die Abschlüsse von Jens Petter Hauge (55.) und Ngankam (77.) entschärfte. Mit etwas mehr Fortune fliegt einer dieser Bälle auch mal ins Netz.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Stürmer der Kategorie Kolo Muani an einem normalen Tag das Spiel wahrscheinlich entschieden hätte. Omar Marmoush kämpfte als einzige Spitze bravourös und rieb sich auf, blieb aber ungefährlich. Der Ägypter ist kein klassischer Neuner, das sah man deutlich.

So musste die Eintracht gegen einen individuell klar unterlegenen Gegner einen ungeheuren Aufwand betreiben, um den Ausgleich zu erzielen.

Im Kollektiv torgefährlicher werden

Dennoch gibt es Gründe, die dafürsprechen, dass es der Mannschaft gelingen könnte, bis zur Winterpause zumindest in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen zu bleiben. Wenn dann ein oder zwei Hochkaräter für den Sturm verpflichtet werden, könnte es eine sehr erfolgreiche Saison werden.

Mut macht nicht nur Nkounkous Debüt, bald dürfte auch Fares Chaibi so weit sein, dem Team helfen zu können. Der algerische Nationalspieler, der für zehn Millionen Euro aus Toulouse kam, wird wahrscheinlich halblinks vorne eingesetzt werden, also dort, wo gegen Köln Eric Junior Dina Ebimbe begann. Chaibi ist ein feiner Techniker mit einem guten Schuss.

"Wir versuchen, das Vakuum im Sturm im Kollektiv aufzufangen."

Dino Topmöller

Wenn dann auch noch Mario Götze etwas torgefährlicher wird, könnte es gelingen, das Vakuum im Sturm bis zum Winter halbwegs zu kompensieren. "Wir versuchen, das im Kollektiv aufzufangen und zu lösen", sagt Toppmöller.

In Spielen gegen Mannschaften wie Köln, wenn Frankfurt häufig den gegnerischen Strafraum belagert, könnte auch Knipser Lucas Alario noch einmal wertvoll werden. Noch muss der in der Sommerpause am Knie operierte Argentinier aber seine körperlichen Defizite aufholen.

Fußball 1. Bundesliga 1. Spieltag Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt 98 am 20.08.2023 im Deutsche Bank Park in Frankfurt 

Auswechslung Randal Kolo Muani ( Frankfurt ), rechts - Dino Topmöller ( Cheftrainer Frankfurt ), links

DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video.  
 
Foto: Revierfoto

Toppmöller über Kolo Muani: "Wenn ich alles sagen würde, was ich denke, wäre das nicht gut"

alle Videos in der Übersicht

All diese Überlegungen zeigen, dass beim Blick auf die Offensive noch viel Konjunktiv mitschwingt. Denn es kann auch schiefgehen ohne Kolo Muani, Daichi Kamada, Jesper Lindström und Rafael Borré. Mit diesem Quartett haben die Hessen vier ihrer fünf besten Scorer der vergangenen Saison verloren.

Larsson ist bisher die positive Überraschung

Dafür ist die SGE im zentralen defensiven Mittelfeld nun stärker aufgestellt. Ellyes Skhiri und Hugo Larsson könnten sich als neues Herzstück herausbilden, wobei auch der gegen Köln eingewechselte Kapitän Sebastian Rode weiterhin wertvoll ist - wie allein der Ballgewinn vor dem Ausgleich zeigte.

Hugo Larsson

Die Verantwortlichen sehen in ihm eines der größten europäischen Mittelfeld-Talente: Hugo Larsson. IMAGO/osnapix

Larsson ist die größte Überraschung dieser noch jungen Saison. Es ist kaum zu glauben, dass der Schwede erst 19 Jahre alt ist. Der Mittelfeldspieler verfügt über ein außergewöhnliches Gespür für den Raum, wirkt erstaunlich abgeklärt und gefällt mit einem präzisen, scharfen Passspiel. Schon jetzt ist ersichtlich, weshalb die Verantwortlichen in Larsson eines der größten europäischen Talente auf dieser Position sehen.

Auch die Dreierkette wirkt mit den Neuzugängen Robin Koch und Willian Pacho sicherer als in der vergangenen Saison. Selbst Tuta hat sich stabilisiert. "Die Abstimmung passt. Man merkt, dass sie in den Rhythmus kommen", registriert Krösche erfreut.

Top-Gegner kommen erst noch

Doch es werden noch härtere Bewährungsproben kommen. Bislang traf Frankfurt durchweg auf individuell schwächere Gegner und kann deshalb mit der Punktausbeute nicht zufrieden sein. Gegner wie Mainz oder Köln müssen eigentlich geschlagen werden. Nach der Länderspielpause ist ein Sieg in Bochum Pflicht.

Gegen die Top-Mannschaften aus Dortmund, München, Leverkusen und Leipzig spielt Frankfurt erst in der zweiten Hälfte der Hinrunde. Das ist einerseits gut, weil Toppmöller die Mannschaft bis dahin weiterentwickeln wird. Es bedeutet aber auch, dass vorher kräftig gepunktet werden muss, weil aus den Partien gegen diese Mannschaften keine Siege einkalkuliert werden können.

Julian Franzke

Lindström und Kolo Muani neu dabei: Die teuersten Abgänge der Eintracht-Geschichte