Bundesliga

Frankfurt: 45 Millionen Euro Verlust, aber keine schlaflosen Nächte

Finanzvorstand Frankenbach erklärt die wirtschaftliche Lage

Frankfurt: 45 Millionen Euro Verlust, aber keine schlaflosen Nächte

Die Eintracht ist trotz der Krise finanziell gut aufgestellt.

Die Eintracht ist trotz der Krise finanziell gut aufgestellt. imago images

Schon im vergangenen Sommer hatten die Verantwortlichen mit einer Halbierung des Umsatzes kalkuliert. Dieser Fall tritt nun ein, zumindest beinahe. Betrug der Umsatz in der vergangenen Spielzeit trotz der einsetzenden Corona-Pandemie noch 280 Millionen Euro, wird er am Ende dieser Spielzeit bei etwa 150 Millionen Euro liegen. Frankenbach steht deshalb aber nicht vor schlaflosen Nächten. "Wir haben es geschafft, die Eintracht wirtschaftlich so aufzustellen, dass sie nicht nur für die laufende, sondern auch die kommende Saison sehr gut gewappnet ist. Die Lizenz haben wir ohne Auflagen und Bedingungen erhalten. Das ist in diesen Zeiten ein sehr gutes Ergebnis, das mich ein bisschen stolz macht", erklärt der seit 1998 bei der Eintracht tätige Diplom-Kaufmann.

Vergangene Saison erwirtschaftete die Eintracht einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 19 Millionen Euro. "Das war das beste Ergebnis aller Zeiten. Wir konnten relativ viel Speck ansammeln, um uns durch die Corona-Pandemie zu manövrieren", erläutert Frankenbach. Trotzdem sicherte sich der Klub im vergangenen November eine Landesbürgschaft über 16 Millionen Euro. Nötig geworden war das vor allem deshalb, weil Kredite für den Bau des 35 Millionen Euro teuren Profi-Camps mit Einnahmen besichert waren, die wegen der Pandemie nicht flossen - Stichwort leere Stadien. Durch jedes Geisterspiel entgehen der Eintracht Einnahmen in Höhe von durchschnittlich 2,5 Millionen Euro.

Abgesehen von der Fremdfinanzierung des bald fertig errichteten Profi-Camps, in dem sich auch die neue Geschäftsstelle befindet, sicherte sich die Eintracht Kreditlinien in Höhe von 40 Millionen Euro, wovon bisher die Hälfte ausgeschöpft wurde. Das Eigenkapital wird zum Saisonende bei etwa 33 Millionen Euro liegen, nachdem Anfang April durch den neuen Aktionär Herzschlag Eintracht GmbH frisches Eigenkapital in Höhe von 22 Millionen Euro generiert werden konnte. Zur Einordnung: Am 31.Dezember 2019 betrug das Eigenkapital noch 67,9 Millionen Euro.

Die schon jetzt feststehende Teilnahme am Europapokal wurde in den Planungen zur neuen Saison nicht berücksichtigt. Frankenbach rechnet vor, dass die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League der Eintracht ohne Prämien 20 Millionen Euro bescheren würde, in der Europa League wären es zehn, in der Conference League etwa 7,5 Millionen Euro. Alle Angaben beziehen sich auf Spiele vor Zuschauern.

Eintracht ist auf Spielerverkäufe nicht angewiesen

Was den neuen Sportvorstand freuen wird: Auf Spielerverkäufe ist die Eintracht nicht angewiesen. "Wir sind nicht gezwungen, Transfererlöse zu erzielen", bestätigt Frankenbach. Er sieht die Hessen sogar für den schlimmsten Fall gerüstet: "Wir könnten die nächste Saison auch überstehen, wenn wir überhaupt keine Zuschauer hätten." Ein entsprechendes Konzept wurde bereits erarbeitet, die Eintracht wäre auf weiteres Fremdkapital und einen abermaligen Gehaltsverzicht angewiesen. Wirklich ausmalen will sich das aber auch Frankenbach lieber nicht. "Nochmal eine komplette Saison ohne Zuschauer würde dem Profifußball insgesamt, aber auch dem Profi- und Amateursport extrem schaden. Das wäre nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine emotionale Katastrophe."

Julian Franzke