Nationalelf

Hansi Flick mit neuem Spielführer und neuem System

Kimmich als Kapitän und Mittelfeld-Anführer abgesetzt

Flick mit neuem Spielführer und neuem System ins Stimmungs-Endspiel

Zuversicht, die dringend gebraucht wird: Bundestrainer Hansi Flick und Kapitän Ilkay Gündogan.

Zuversicht, die dringend gebraucht wird: Bundestrainer Hansi Flick und Kapitän Ilkay Gündogan. IMAGO/Jan Huebner

Die aufgeflogene System-Umstellung beim geheimen Testspiel, die Kritik von Niklas Süle an der USA-Reise im Oktober, die erneute Konfrontation mit dem WM-Desaster durch die Amazon-Doku, die öffentliche Fan-Kritik des griesgrämigen Kai Havertz: Es sind in dieser Wolfsburger Trainingswoche vor dem Stimmungs-Endspiel gegen Japan einige Dinge nicht nach dem Geschmack des Bundestrainers gelaufen, doch das ließ sich Hansi Flick am Freitag nicht ansehen. Demonstrativ entspannt und fröhlich stellte er sich bei der Pressekonferenz den Fragen der rund 70 Medienvertreter und setzte mit der Ernennung von Ilkay Gündogan zum neuen Kapitän sowie der Ankündigung einer Systemumstellung neue Themen-Schwerpunkte.

Schon im großen kicker-Interview Ende Juli hatte Flick angekündigt, das Spielsystem mehr auf Gündogan zuzuschneiden und so die Stärken des Mittelfeldstrategen vom FC Barcelona besser nutzen zu wollen. Dies bekräftigte er am Freitag. "Die Idee, wie wir Fußball spielen wollen, ist dem geschuldet, welche Spieler wir zur Verfügung haben. Deshalb wird Ilkay eine andere Rolle haben als zuletzt", erklärte er: "Ich bin absolut davon überzeugt, dass er die Qualitäten, die ihn auszeichnen, in unser Spiel einbringen wird."

Neue Rolle für Kimmich, Startelf für Süle

Zuletzt trug Joshua Kimmich als dienstältester Nationalspieler die Kapitänsbinde, er wird nun Stellvertreter und zudem aller Voraussicht nach aus dem Mittelfeld abgezogen. Flick wollte dies zwar nicht explizit bestätigen. Im einem Test gegen die U 20 hatte er aber bekanntlich eine Variante erprobt, in der Kimmich gegen den Ball als Rechtsverteidiger agierte, im Aufbau aber ins Zentrum rückte.

"Jo ist ein sehr wichtiger Spieler mit enormen Qualitäten, er ist absoluter Profi und Teamplayer. Er kann uns auf verschiedenen Positionen einen Tick besser machen", urteilte Flick über den 28-jährigen Münchner: "Unsere Aufgabe ist, ihn dahin zu stellen, wo er der Mannschaft aktuell am meisten geben kann." Er wolle sich in dieser Frage aber "nicht festzurren" lassen: "Das entscheiden wir je nach Gegner. Es kann im Oktober ganz anders sein."

Als Trainer des FC Bayern hatte Flick den etatmäßigen Mittelfeldspieler bereits 2020 beim siegreichen Champions-League-Finalturnier in Lissabon als Rechtsverteidiger eingesetzt, als Bundestrainer bislang nur im letzten WM-Gruppenspiel gegen Costa Rica (4:2).

Hinsichtlich der weiteren Aufstellung gegen die Japaner, die im WM-Auftaktspiel zum großen Stolperstein avanciert waren, gab Flick lediglich bekannt, dass Rückkehrer Niklas Süle den Vorzug gegenüber Malick Thiaw als Nebenmann von Abwehrchef Antonio Rüdiger erhält. Der nach dem WM-Aus und den kläglichen Juni-Länderspielen schwer unter Druck stehende Bundestrainer ist zuversichtlich, dass seine Mannschaft in den nur vier Vorbereitungstagen die neuen Inhalte akzeptiert und verinnerlicht hat. "Wir haben uns auf eine Spielphilosophie geeinigt, und wir haben versucht, das der Mannschaft zu vermitteln. Die Trainingseinheiten waren gut, wir waren zufrieden und sind von unserer Arbeit überzeugt", sagte Flick und ergänzte: "Wir hoffen, durch ein gutes Spiel wieder Vertrauen in die Mannschaft zu bekommen, das ist das Entscheidende. Wir wollen sie aktiv sehen und die Intensität hochhalten."

Deutschlands Länderspiele im September

Flick enorm unter Druck: "Es macht wahnsinnig viel Spaß"

Gerade daran hatte es bei den sieg- und zusammenhaltlosen Auftritten gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien gemangelt, weshalb die Stimmung bei den Fans neun Monate vor der Heim-EM im Keller angelangt ist. "Wir wissen alle, dass die Spiele morgen und gegen Frankreich für uns sehr wichtig sind", sagte Flick, besonders nötig sind Erfolgserlebnisse in diesen Stimmungs-Endspielen in Bezug auf den Bundestrainer. Am Freitag machte er nicht den Eindruck, dass er dem auf ihm lastenden Druck nicht standhalten könnte. "Im Profifußball gibt es oftmals Dynamiken, die man so nicht vorhersieht. Ich kann nur eines sagen: Ich habe Lust, die Mannschaft zu betreuen. Ich bin stolz und dankbar, dass ich diese Spieler betreuen darf. Es macht wahnsinnig viel Spaß", bekräftigte er.

Erstmals seit der WM zählt Routinier Thomas Müller zum Kader, den Flick für den angeschlagenen Niclas Füllkrug nachnominiert hat und der sich damit auch Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme machen darf. "Man muss einfach sagen: Thomas hat so eine Erfahrung, sich in München wieder rangekämpft und es gut gemacht. Er ist eine Bereicherung für jede Mannschaft, weil er sein Ego hinten anstellt und das große Ganze sieht", lobte Flick den Weltmeister in den höchsten Tönen. Einen Freibrief freilich wollte er dem 33-jährigen Offensiv-Allrounder nicht ausstellen: "Er weiß genau, dass auch für ihn gilt, Leistung abzurufen. Dann kann er eine entscheidende Rolle spielen."

Oliver Hartmann

DFB A-Nationalmannschaft Herren Pressekonferenz; 07.09.2023 Kai Havertz (Deutschland) DFB A-Nationalmannschaft Herren Pressekonferenz,Wolfsburg, VW Autostadt am 07.09.2023 DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI-VIDEO. *** DFB A Nationalmannschaft Herren Press Conference 07 09 2023 Kai Havertz Germany DFB A Nationalmannschaft Herren Press Conference,Wolfsburg, VW Autostadt on 07 09 2023 DFB REGULATES PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS Wunderlx

Mangelnder Support? Havertz: "Waren auf uns allein gestellt"

alle Videos in der Übersicht