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Finanzkonzept wackelt: Wieder Chaos bei Türkgücü München

Kompletter Ausverkauf scheint vorstellbar

Finanzkonzept wackelt: Das Chaos ist zurück bei Türkgücü München

Düstere Perspektiven: Türkgücü München plagen erneute Finanzprobleme.

Düstere Perspektiven: Türkgücü München plagen erneute Finanzprobleme. imago images/Passion2Press

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Bereits zwei Wochen vor Weihnachten brennt bei Türkgücü München der Baum. Und zwar lichterloh. Der derzeit in der Türkei urlaubende Trainer Alper Kayabunar erklärt zwar, "am 22. Januar zum Vorbereitungsauftakt auf dem Platz" zu stehen, welchen Spielern er dabei aber gegenübersteht, steht momentan völlig in den Sternen. Seit vielen Wochen werden die Gehälter gar nicht, unregelmäßig oder nur zum Teil bezahlt, selbst ein kompletter Ausverkauf im Winter scheint derzeit vorstellbar.

Nachdem sich der erst nach Saisonbeginn vorgestellte Investor Milan Rapaic schon nach wenigen Wochen wieder verabschiedet hatte, platzte das offensichtlich ohnehin auf sandigem Untergrund gebaute Finanzkonzept wie eine Seifenblase. Und das noch bevor das laufende Insolvenzverfahren gegen die GmbH, die einst den unrühmlichen Rückzug aus der laufenden Drittliga-Saison 2021/22 zu verantworten hatte, abgeschlossen ist. Nun machte der e. V. offenkundig - entgegen sämtlicher Beteuerungen - den selben Fehler wie der vorherige Vorstand.

Der größte zu vernehmende Vorwurf lautet dabei mangelnde Kommunikation. Weder mit dem Trainer noch mit der Mannschaft sei die finanzielle Schieflage besprochen worden. Einen Affront stellte auch der Abgang des Sportlichen Leiters Nikola Jelisic dar: Nur zwei Tage nachdem ihm zum Winter der Trainerposten des erfolgreichen Urgesteins Kayabunar angeboten wurde, das er dankend ablehnte, musste er gehen.

Große sportliche Träume

SIEGESSERIE

Eine erneute Insolvenz scheint zwar aktuell auch keine Option zu sein, Türkgücü möchte die Saison in jedem Fall zu Ende spielen. Das Chaos aber wird den Verein weiter begleiten, für potenzielle Geldgeber keine besonders verlockende Aussicht. Umso höher sind mit diesem Wissen die sportlichen Leistungen der Kayabunar-Elf in den vergangenen Wochen einzuordnen. Trotz der immensen internen Unruhe blieb die Mannschaft zuletzt achtmal in Serie unbesiegt und fuhr dabei sechs Siege gegen teils hochklassige Konkurrenz ein. Kayabunar und sein Team träumten davon, im Frühjahr um den Titel im bayerischen Verbandspokal, wo man im Viertelfinale Drittligist FC Ingolstadt empfängt, mitzuspielen und in der Liga vielleicht sogar noch mal einen Angriff auf Spitzenreiter Würzburg wagen zu können, sofern dieser ein bisschen schwächelt.

Mittlerweile muss sich Türkgücü fragen lassen, ob es bei einem sportlichen Ligaverbleib nicht sinnvoller wäre, in einer niedrigeren Spielklasse einen Neuanfang zu wagen. Ist dies doch in der knapp 50-jährigen Vereinshistorie das bereits vierte Mal, dass Türkgücü seine allzu ambitionierten Pläne krachend auf die Füße fallen.

Matthias Horner

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