2. Bundesliga

FCN: Dieter Hecking stellt sich demonstrativ vor Trainer Robert Klauß

Hack ist der größte Mutmacher beim Club

FCN: Hecking stellt sich demonstrativ vor Trainer Klauß

Sie wollen weiter gemeinsam in Nürnberg arbeiten: FCN-Coach Robert Klauß (links) und Sportvorstand Dieter Hecking.

Sie wollen weiter gemeinsam in Nürnberg arbeiten: FCN-Coach Robert Klauß (links) und Sportvorstand Dieter Hecking. imago images

Ein Szenario, mit dem sich der Trainer des FCN nicht beschäftigen will. "Wir konzentrieren uns einzig und alleine auf den Sonntag", so Robert Klauß, der voller Zuversicht ist, dass seinem Team die Wende gelingt. Dass er in seiner Mannschaft nach der jüngsten bitteren Enttäuschung "eine Wut" verspürt, taugt von außen betrachtet nicht als großer Mutmacher. Spätestens nach dem 2:5 gegen Hannover hätten die Spieler bereits besagte Wut haben müssen, nur war davon auf dem Platz am Mittwoch nichts zu spüren.

Was indes dem Club wirklich Mut machen kann, ist der Umstand, dass Robin Hack seine Sprunggelenks-Probleme auskuriert hat und spielen wird. Die Partie gegen Regensburg hat einmal mehr die Abhängigkeit von dem 22-Jährigen aufgezeigt: Ohne ihn fehlt es dem Offensivspiel der Franken an Überraschungsmomenten, Tempo und Gefährlichkeit.

Kann Möller Daehli helfen?

Mit Mats Möller Daehli soll, so die Hoffnung der Franken, besagte Abhängigkeit von Hack erstens geringer, Letzterer entlastet und das Offensivspiel generell unberechenbarer werden. Dass der 25-jährige Winterzugang, den Klauß als seinen Wunschspieler bezeichnete, gegen den Jahn 90 Minuten auf der Bank saß, sorgte bei einem Teil der Anhänger für Verwunderung.

Eine Entscheidung, die der Club-Trainer gemeinsam mit dem Neuzugang getroffen hatte; Möller Daehli, zu Wochenbeginn in Nürnberg angekommen, wollte noch ein paar Trainingseinheiten mehr mit der Mannschaft bestreiten. Ein verständlicher Wunsch vor dem Hintergrund, dass er seit Ende September beim belgischen Erstligisten KRC Genk nicht mehr spielte und auch zuvor nur sporadisch zum Zug kam. Dies ist auch der Haken des Leihgeschäftes: Wenn Möller Daehli die Form auf den Platz bringt, die er vor rund einem Jahr bei seinem Abschied von St. Pauli zeigte, wird er den Franken helfen. Nur, kann er dies angesichts der höchst dürftigen Spielpraxis zuletzt überhaupt? Eine Frage, die am Sonntag eine erste Antwort erfahren dürfte.

Im Kader gegen Sandhausen wird auch der zweite personelle Winternachschlag des FCN stehen: Mit Dennis Borkowski ist der FCN erneut in der Offensive tätig geworden. Der 19-Jährige kommt auf Leihbasis bis 2022 von RB Leipzig, eine Kaufoption haben die Sachsen dem Club nicht eingeräumt. Borkowski ist ein schneller, wendiger Stürmertyp, der mit seinen Tempoläufen Lücken in eine Abwehrkette reißen kann. Laut Sportvorstand Dieter Hecking ist Borkowski die Reaktion auf den Kreuzbandriss von Pascal Köpke und den Weggang von Virgil Misidjan - nicht zu vergessen auf die Adduktorenverletzung von Felix Lohkemper.

Wie schlimm ist es bei Lohkemper wirklich?

Diese erscheint weitaus komplexer zu sein, als gedacht. In der vergangenen Woche musste er ein Training abbrechen, nachdem er zuvor komplett schmerzfrei gewesen war. Dass sich so etwas auch über Wochen hinziehen kann, ist keine unbegründete Sorge des FCN.

So gesehen macht die Verpflichtung von Borkowski richtig Sinn, auch wenn es bei ihm ein Aber gibt. Klauß bezeichnet ihn zwar als Talent "mit unfassbarem Potenzial", ob aber der 19-Jährige wirklich eine Soforthilfe ist, dahinter gilt es ein Fragezeichen zu setzen. Und, weiterer Haken: Borkowski wird es, vor allem wenn Lohkemper und Köpke wieder fit sind, für den Club-Nachwuchs noch schwieriger machen, bei den Profis Fuß zu fassen. Sollte er auf Anhieb so einschlagen wie erwünscht, rückt dieser Aspekt freilich in den Hintergrund, im Profi-Fußball zählt bekanntlich vor allem das Hier und Jetzt.

Und im Hier wird es wohl zu keiner weiteren Verpflichtung kommen, obwohl es in der Defensive Bedarf dafür gäbe. Allerdings nur mit Akteuren, die die Mannschaft von jetzt auf gleich besser, stabiler machen. Ein Spieler, der nur die Kaderbreite vergrößert, verbietet sich angesichts des ohnehin schon großen Kaders wie auch der höchst angespannten Finanzlage. Da solche "Sofortbessermacher" aber rar oder nicht erschwinglich sind, macht es Sinn, dass weitere Zugänge "sehr, sehr unwahrscheinlich" sind, wie der Club-Coach sagt.

Klauß "weiß um die Mechanismen des Geschäfts"

Dass Krauß mittlerweile von Teilen des Umfelds kräftig angezählt wird, überrascht ihn nicht, "ich weiß um die Mechanismen des Geschäfts". Zugleich betonte er, dass ihn dies überhaupt nicht belasten würde und er sich keinerlei Sorge um seinen Job mache. "Ich stehe im ständigen Austausch mit Dieter Hecking. Ich habe da Null-Komma-Null-Bedenken", so Klauß, den die Situation doch mehr zu schaffen scheint, als er glauben machen will. Das lässt sich alleine an der Kleinigkeit festmachen, dass der Trainer am Spieltag wegen jeder Entscheidung hadert, lamentiert und sich beim Vierten Offiziellen beschwert.

Unterdessen betont der Sportvorstand, dass es unabhängig vom Ausgang der Partie gegen Sandhausen keine Trainerdiskussion gebe. Andererseits ist auch klar, dass die Negativserie nicht mehr allzu lange anhalten darf. Wobei in diesem speziellen Fall sich die Frage aufdrängt, ob es wirklich am Trainer liegt? Ja, es fand auch unter Klauß keine Entwicklung statt, und ja, wie immer kann man im Anblick des Misserfolges über jede Aufstellung und Einwechslung diskutieren. Nur Klauß ist nunmehr der dritte Trainer, der sich an dem Kader die Zähne ausbeißt, der bis auf wenige machbare Korrekturen dem gleicht, der nach dem Abstieg mitunter dilettantisch von rechts nach links gedreht wurde. Und auch wenn der FCN selbst in den vergangenen Wochen immer noch von dem großen Potenzial seines Kaders redete, so müsste es mittlerweile jedem klar sein, dass dies unabhängig von ein paar Ausnahmen in der Summe gesehen ein Trugschluss ist.

Chris Biechele

Alle Zweitliga-Wintertransfers 2020/21