Bundesliga

FC Bayern: Ein Sieg, der Schwächen übertüncht

Fragwürdige Wechsel von Nagelsmann

FC Bayern: Ein Sieg, der Schwächen übertüncht

Bayern-Coach Julian Nagelsmann überraschte mit fragwürdigen Wechseln.

Bayern-Coach Julian Nagelsmann überraschte mit fragwürdigen Wechseln. IMAGO/Revierfoto

Auf dem Platz stimmen die Ergebnisse seit zwei Partien wieder. Erst der 4:0-Pokalsieg in Mainz, anschließend der erste Bundesligaerfolg 2023, das 4:2 beim VfL Wolfsburg am Sonntagabend. Doch unter der Oberfläche des Dreiers lugten Schwächen und Fehler hervor, die gegen einen besseren Gegner als die Wölfe teuer werden könnten. Zum Beispiel in einer Woche beim Champions-League-Auswärtsspiel in Paris.

3:0 nach nicht einmal 20 Minuten klingt deutlich und war es auch. Effizienz beim Torabschluss ist schließlich nicht verboten. In der Analyse sollte jedoch nicht unter den Tisch fallen, dass die Mannschaft von Julian Nagelsmann schwer in die Partie fand und dem Gegner zahlreiche Möglichkeiten vor und nach den drei Treffern anbot. Das zeigt eine kuriose, in der Regel aber sehr aussagekräftige Statistik: Beim xG-Wert (expected Goals) stand es am Ende 2,63 zu 0,54 für den VfL. Die Bayern machten also aus relativ wenig gefährlichen Aktionen sehr viel, während die Mannschaft von Niko Kovac umgekehrt viel liegen ließ. Positiv daran ist für den FC Bayern die vorhandene individuelle Klasse, wodurch der Ball auch dann mal in des Gegners Tor landet, wenn die Chance auf einen Treffer gar nicht so riesig ist. Siehe das 2:0 durch die Volleyabnahme von Kingsley Coman, siehe das 4:1 durch das traumhafte Solo von Jamal Musiala.

Umgekehrt hätte sich die Nagelsmann-Mannschaft nicht über einen dritten oder vierten Gegentreffer beschweren dürfen. Einzig die Schwäche der Wolfsburger im Torabschluss verhinderte dies. Auffällig waren erneut die Räume, welche die Münchner anboten, sowie teils krasse Fehlpässe, etwa von Alphonso Davies vor der Halbzeit.

In Unterzahl gerieten die Münchner teilweise schwer unter Druck

In die Bredouille brachte sich der FCB durch den unnötigen Platzverweis von Joshua Kimmich. Hätte der Nationalspieler sein Temperament im Griff gehabt, wäre ihm die erste Gelbe Karte und anschließend Gelb-Rot nicht passiert. In Unterzahl gerieten die Münchner teilweise schwer unter Druck, standen sie zu tief und verloren zeitweise die Kontrolle. Erklärbar, dennoch unnötig und nicht der Anspruch an ein Spitzenteam.

Zumindest einen Teil trugen die Wechsel von Nagelsmann dazu bei. Kurz nach Kimmichs Platzverweis nahm er den starken Kingsley Coman, den zuletzt deutlich verbesserten Thomas Müller sowie Leroy Sané vom Platz. Dafür brachte er den formschwachen Serge Gnabry, den unerfahrenen Mathys Tel und Josip Stanisic, der gerade rechtzeitig fit geworden war. Warum so früh? Die Münchner haben keine englische Woche vor sich, Stabilität brachten die Wechsel nicht. Beim Stand von 4:1 war es nachvollziehbar, dass Nagelsmann auch noch Paul Wanner und Daley Blind einwechselte, dennoch wäre der Schuss fast nach hinten losgegangen, denn drei Minuten später fiel das 2:4. Kein Wunder, standen mit einem Mann weniger am Ende zwei 17-Jährige auf dem Platz, dazu Stanisic und Blind, dem die Spielpraxis fehlt. Die Münchner zitterten den Sieg ins Ziel, verpassten obendrein durch schludriges Passspiel mehrere hundertprozentige Konterchancen.

Das Fazit: Die Ergebnisse stimmen wieder, die Leistung kann noch deutlich optimiert werden.

Frank Linkesch

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