Bundesliga

Fährmann: "Ein Mentalitätsmonster, das die Gegner auffrisst"

Matriciani grätscht Schalke zum Revierderby-2:2

Fährmann: "Ein Mentalitätsmonster, das die Gegner auffrisst"

Beherzter Derby-Einsatz: Henning Matriciani gegen Donyell Malen (BVB, re.).

Beherzter Derby-Einsatz: Henning Matriciani gegen Donyell Malen (BVB, re.). IMAGO/Team 2

Im Überschwang der Revierderby-Emotionen entsendete der FC Schalke 04 noch am Abend nach dem 2:2 gegen Borussia Dortmund über Social Media ein manipuliertes Bild in die Welt, das den Betrachter schmunzeln ließ. Darauf zu sehen: Ein Mann im schicken schwarzen Anzug und mit akkurat gebundener Fliege, in den Händen die Weltfußballer-Trophäe, garniert mit dem Satz: "Der wahre GOAT!" Offensichtlich war die Nachbearbeitung des Bildes deshalb, weil Henning Matricianis Kopf auf den Körper gesetzt worden war.

"GOAT" Matriciani verzückt die Fans

Der amüsante Beitrag des Vereins spiegelte die Gefühlswelt seiner Fangemeinde am Samstag wohl ganz gut wider. Für sie dürfte Matriciani nach seiner Derby-Darbietung "der Größte aller Zeiten" gewesen sein ("GOAT" steht im Englischen für "Greatest Of All Times").

Die größte Tat vollbrachte der 22-Jährige kurz vor dem Ende, als er waghalsig in einen Schuss von Mahmoud Dahoud reingrätschte und damit womöglich Dortmunds Siegtreffer verhinderte. Das königsblaue Publikum feierte diese Szene wie ein Tor. Schon zuvor war Matriciani häufiger durch gute Attacken aufgefallen. Fußballerisch mag Matriciani hier und da limitiert sein, und auch gegen den BVB gelang ihm bei Weitem nicht alles (die Zweikampfquote lag bei nur 40 Prozent, die Passquote bei 64), aber in Sachen Kampf, Einsatz und Wille macht ihm so schnell niemand etwas vor.

"Er ist ein cooler Typ"

Genau das lieben sie auf Schalke. Und weil es Matriciani zwar nicht immer, aber regelmäßig schafft, seine beherzte Spielweise auch in gute Aktionen auf dem Feld umzumünzen, ist bei den Gelsenkirchenern mittlerweile so etwas wie ein Henning-Hype entstanden. Nicht nur bei den Fans. Auch die Mannschaft spricht stets gern über Matriciani.

"Er ist ein cooler Typ", sagte Trainer Thomas Reis. "Ihn kann man auf jede Position stellen, er versucht überall, das Beste abzurufen. Er macht das bravourös." Reis weiß: "Henning wurde auch schon kritisch gesehen, aber er ist der Beweis, dass bei uns alle gewillt sind, auch auf ungewöhnlichen Positionen zu überzeugen. Er ist in der Mannschaft absolut akzeptiert."

Asamoah: "Henning wird leider unterschätzt"

Gerald Asamoah, Leiter der Lizenzspielerabteilung, bedauert: "Henning wird leider unterschätzt. Aber er ist ein überragender Spieler, ein Teamspieler. Egal, auf welche Position man ihn stellt, er versucht immer, 100 Prozent zu bringen." Matriciani konnte die Aufmerksamkeit von Asamoah und Co. einst als Spieler des SV Lippstadt auf sich lenken, 2020 wechselte er dann in die U 23 der Knappen.

Gegen Dortmund half Matriciani zum wiederholten Male als Linksverteidiger aus, Torwart Ralf Fährmann bezeichnete ihn als "absolutes Mentalitätsmonster". Eine von Matricianis großen Stärken: "Wenn man sagt, dass man den Gegner auffressen soll, war Henning dafür in diesem Derby das Sinnbild. Er hat in Perfektion bewiesen, wie man den Gegner unangenehm bearbeiten kann."

Toni Lieto

Zwei Dortmunder vorne: Die Spieler mit den meisten Siegen im Revierderby