Bundesliga

Union: Ex-Herthaner Haraguchi will sich als "Roter" beweisen

Sami Khedira besucht Union-Camp

Ex-Herthaner Haraguchi will sich als "Roter" beweisen

Genki Haraguchi (li.) und Keita Endo wollen sich bei Union gegenseitig unterstützen.

Genki Haraguchi (li.) und Keita Endo wollen sich bei Union gegenseitig unterstützen. imago images/Matthias Koch

30 Jahre ist Haraguchi inzwischen alt, seit bereits sieben Jahren lebt er in Deutschland. Das merkt man. Er spricht Deutsch, traut sich das auch in einer Medienrunde mit den Berliner Journalisten zu, die den 1. FC Union ins Trainingslager in Oberlängenfeld in Tirol begleiten. Nicht nur in diesem Punkt ist der Neuzugang seinem fast sieben Jahre jüngeren Landsmann Keita Endo voraus, der im Vorjahr nach Köpenick kam.

Eines haben die beiden allerdings gemein: Wie für Endo geht es auch für Haraguchi, der die vergangenen beiden Spielzeiten mit Hannover 96 in der 2. Liga verbrachte, darum, sich zu beweisen. "Ich will noch mal meine Qualität und meinen Charakter zeigen", sagt Haraguchi.

"Ich bin jetzt ein Roter"

Der Offensivspieler kennt die Bundesliga (119 Einsätze, vier Tore) – und auch Berlin. Zwischen 2014 und 2018 stand er für dreieinhalb Jahre bei Hertha BSC unter Vertrag. Da er seitdem für Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 gespielt hat, also nicht direkt von Hertha zu Union gewechselt ist, sieht er seine Vergangenheit bei der Alten Dame nicht als Problem an. "Ich bin kein Blauer mehr, ich bin jetzt ein Roter", sagt Haraguchi. Abzuwarten bleibt, ob er das, was man in Berlin aus seiner Zeit bei Hertha sportlich mit ihm verbindet, ebenfalls so einfach abstreifen kann.

"Ich war sehr erfolgreich. Ich besitze nun Selbstvertrauen"

Gute Ansätze, viel Talent, schnell, einsatzfreudig, das alles und noch mehr hieß es früher im Westen der Hauptstadt über Haraguchi. Aber auch: selten effektiv. "Ich erwarte, dass Genki sechs Tore schießt und sechs vorbereitet, nicht nur drei und drei", sagte Pal Dardai mal. Früher wirkten Haraguchis Auftritte häufig inkonsequent, verspielt, zu oft blieb es bei guten Ansätzen. In Hannover zeigte er sich zielstrebiger, was 27 Scorerpunkte (15 Tore, zwölf Vorlagen) in zwei Spielzeiten in der 2. Liga beweisen. Nun soll der Durchbruch auch in der Bundesliga folgen. "Der Unterschied zwischen der 1. und 2. Liga ist groß. Aber ich habe in der 2. Liga viel gelernt. Ich war sehr erfolgreich. Ich besitze nun Selbstvertrauen", sagt Haraguchi, der Union übrigens als "familiärer" als den Stadtrivalen beschreibt.

Sami Khedira zu Besuch - Lehrmeister Haraguchi?

Bei Hertha spielte er oft auf der Außenbahn, bei Union ist er im Zentrum, als Sechser, Achter oder Zehner eingeplant. Möglicherweise liegt ihm diese Rolle mehr. In den ersten drei Wochen der Vorbereitung trat Haraguchi bei den Eisernen, die am Samstag in Tirol Besuch von Rani Khediras älterem Bruder Sami erhielten, agil, recht reif und abgeklärt auf. Damit taugt er als Vorbild für Endo, dem nach einem von Verletzungen geprägten ersten Jahr auch zu Beginn seiner zweiten Spielzeit bei Union anzumerken ist, dass er sich taktisch wie physisch nach wie vor schwertut. "Wir können uns gegenseitig helfen", sagt Haraguchi und ergänzt: "Keita ist immer noch sehr jung. Ich bin schon 30 Jahre alt. Ich habe viel Erfahrung."

Vielleicht gibt es für Endo keinen besseren Lehrmeister als Haraguchi, schließlich musste der in Deutschland auch Hindernisse überwinden. Und vielleicht sagt Endo eines Tages dann auch mal das, was Haraguchi dieser Tage im Trainingslager der Köpenicker sagte: "Deutschland gefällt mir. Es ist perfekt für mich."

Jan Reinold

Die Bundesliga-Trikots für die Saison 2021/22