Bundesliga

Ex-FIFA-Richter sieht "gute Chancen für den FC"

Experte Reiter rechnet zudem mit Aufschub der Sperre

Ex-FIFA-Richter sieht "gute Chancen für den FC"

FIFA-Richter Thomas Grimm hätte sich von der FIFA eine genauere Begründung für die Transfersperre gewünscht.

FIFA-Richter Thomas Grimm hätte sich von der FIFA eine genauere Begründung für die Transfersperre gewünscht. IMAGO/foto2press

So glaubt mit Thomas Grimm ein in den FIFA-Prozeduren erfahrener Jurist: "Wenn Köln mit einer richtig guten Berufungsschrift, Strategie und glaubwürdigen Zeugen vor dem CAS auftritt, sehe ich gute Chance für ein anderes Urteil für den FC. Wichtig wird auch die Zusammensetzung der Schiedsbehörde und Vorsitzenden sein." Der Schweizer kennt die Verbände in- und auswendig, war Teil des UEFA-Klubwettbewerbskomitees und - nicht ganz unwichtig in der Sache FC - stellvertretender Vorsitzender der Streitschlichtungskammer der FIFA.

In den nächsten Tagen wird der Bundesliga-13. seine Stellungnahme beim Internationalen Sportgerichtshof CAS zur Berufung einlegen und zudem versuchen, einen Aufschub der Transfersperre zu erwirken. Innerhalb von drei bis vier Wochen ist dann eine Entscheidung der Richter zu erwarten.

Ex-Olimpija-Präsident Milan Mandaric als Kölns Zeuge

Die FIFA hatte den FC mit jener harten Strafe belegt aufgrund der Verpflichtung des 17-jährigen Jaka Cuber Potocnik zum 31. Januar 2022, nachdem dessen Mutter seinen Vertrag bei Olimpija Ljubljana tags zuvor gekündigt hatte mit Verweis auf Nicht-Einhaltung von Vertragsinhalten wie etwa Training mit der Profi-Mannschaft. Als Zeugen hierfür führt der FC unter anderem Ex-Olimpija-Präsident Milan Mandaric an. Der serbisch-amerikanischen Manager war unter anderem bereits beim FC Portsmouth, Leicester City und Sheffield Wednesday investiert.

Das große Problem der Kölner lautet Artikel 17.4. der Transferstatuten des Weltverbandes. "Nimmt ein Verein einen Spieler unter Vertrag, welcher seinen ,alten‘ Vertrag ohne triftigen Grund aufgelöst hat, dann geht das anwendbare FIFA-Reglement davon aus, dass sein neuer Verein, hier der FC, den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet hat, außer er kann den Gegenbeweis erbringen", schildert Grimm.

Hätte mir gewünscht, dass die FIFA etwas genauer begründet hätte, warum Köln dieser Gegenbeweis nicht gelungen ist.

Thomas Grimm

Das Problem in den Augen des Schweizers: Der neue Klub könne dies noch gar nicht wissen bei der Unterschrift, "daher geht der neue Verein bei einem solchen Fall immer ein gewisses Risiko ein. Kommt es zu Streit wie in diesem Falle, muss der neue Verein beweisen können, dass er keinen Einfluss auf den Spieler genommen hat. Die Kammer der FIFA wirft dem FC nun vor, er hätte diesen Gegenbeweis nicht erbringen können. Ich hätte mir in diesem Falle gewünscht, dass die FIFA etwas genauer begründet hätte, warum Köln dieser Gegenbeweis nicht gelungen ist."

Das FIFA-Fußball-Tribunal bewertete lediglich schriftlich eingereichte Beweismittel, die drei noch zu bestimmenden CAS-Richter können auch Zeugen hören. Gespräche zwischen den Kölnern und Ljubljana zur gütlichen Einigung waren im Frühjahr 2022 gescheitert.

Reiter sieht nicht allzu gute Chancen

Nun geht die Sache also vor den CAS. Für das Gesamtverfahren nicht allzu gute Chancen befürchtet mit Dr. Gregor Reiter ein anderer Experte: "Ob in der Hauptsache das Strafmaß, welches ich persönlich als sehr hart empfinde, reduziert wird, bleib abzuwarten."

Allerdings beinhaltet die Einschätzung des Rechtsanwalts, einst Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Vermittlervereinigung DFVV und Teil der aktuellen Agenten-Beratungsgruppe der FIFA, eine für die Kölner durchaus positive Botschaft: "Ich erwarte, dass der CAS zunächst dem vorläufigen Antrag auf Aussetzung der Sperre stattgeben wird." Das hieße, dass Geschäftsführer Christian Keller & Co. zumindest noch die Sommertransferperiode Zeit bliebe für überlebensnotwendige Weichenstellungen im Kader.

Benni Hofmann

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