Bundesliga

Kommentar zum Abstieg von S04: Erhobenen Hauptes zurück in die Zweitklassigkeit

Kommentar zum Schalker Abstieg

Erhobenen Hauptes zurück in die Zweitklassigkeit

Das Schalker Team bedankt sich in Leipzig bei ihren Fans.

Das Schalker Team bedankt sich in Leipzig bei ihren Fans. Getty Images

Dass Schalke 04 im Saisonfinale mit einer großen Portion Mentalität in Leipzig aus einem niederschmetternden 0:2 nach 19 Minuten zumindest zwischenzeitlich noch ein 2:2 machte, ist ein weiterer Beleg: Die Königsblauen haben die Saison mit Sicherheit nicht in diesem Kalenderjahr vergeigt.

Der FC Schalke 04 hat im vergangenen Sommer viel falsch gemacht. Der Verein entschied sich seinerzeit bewusst dazu, die Zweitliga-Meistermannschaft unnötig krass auseinanderzureißen, dadurch wurde die Aufstiegseuphorie stark ausgebremst. Die Kaderplanung war unausgewogen - was Rouven Schröder als Sportdirektor nach dem Abstieg 2021 brillant gelungen war, misslang ihm ein Jahr später auf mehreren Ebenen.

Eine der zweifelhaftesten Entscheidungen der Schalker, insbesondere von Schröder, war von Anfang an, Frank Kramer zu engagieren. Einen Trainer, der über viel Fachwissen verfügt, jedoch schon bei Amtsantritt recht machtlos wirkte. Er hatte sich auch deshalb bei der Trainerwahl durchgesetzt, weil er derjenige war, der kein Problem damit hatte, ohne eine vertraute rechte Hand zu kommen. Schalke wollte seinen Aufstiegstrainer Mike Büskens nicht verprellen, das ganze Konstrukt war früh zum Scheitern verurteilt.

Im Oktober die Wende: Schröder schmiss hin, fast zeitgleich folgte Thomas Reis auf Kramer. Reis zahlte dafür sogar selbst einen Teil seiner Ablöse, die der VfL Bochum für seinen Aufstiegstrainer einforderte. Die Symbiose Reis/Schalke war vom ersten Moment an eine gute. Obwohl die Königsblauen zum Ende der Halbserie abgeschlagen auf dem letzten Rang standen, war die Aufbruchstimmung spürbar. Reis sprach im Wintertrainingslager in der Türkei im kicker-Interview mutig davon, den direkten Klassenerhalt anzustreben. Manch einer mag ihn damals belächelt haben - dass die Schalker am finalen Spieltag überhaupt noch Chancen auf Platz 15 hatten, war die eigentliche Sensation.

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An den Transferentscheidungen im Winter hat das nur mit Abstrichen gelegen. Schalkes Führung versuchte im Januar, die Fehler vom Sommer zu korrigieren, was aber nur unzureichend gelang. Von den sieben Zugängen hat nur Innenverteidiger Moritz Jenz gezündet. Mittelstürmer Michael Frey absolvierte 15 Einsätze, traf kein einziges Mal, war aber immerhin mit seinem Kampfeswillen wichtig für das Team. Tim Skarkes und Jere Uronens Halbserie verlief durchwachsen, Eder Balanta fiel hauptsächlich durch seine "Gelb-Sucht" auf (sechs Einsätze, drei Verwarnungen, zwei davon in der 5. und 6. Minute), Niklas Tauer wurde nicht eine Minute eingesetzt, Soichiro Kozukis Höhenflug jäh durch eine Fußverletzung gestoppt.

Atmosphäre ist deutlich besser als beim letzten Abstieg vor zwei Jahren

Der Vater des Aufschwungs in der zweiten Saisonhälfte ist und bleibt Reis. Er drang in die Köpfe der Spieler vor und traute sich immer wieder, riskante Personalentscheidungen zu treffen. Einige davon erwiesen sich als richtig, allen voran der Torwart-Tausch zu Rückrundenbeginn. Mit Ralf Fährmann, auch jetzt in Leipzig alles andere als ein Unsicherheitsfaktor, wirkte Schalke viel stabiler als mit Alexander Schwolow.

Der fünfte Niedergang nach 1981, 1983, 1988 und 2021 schwächt den Verein zwar in mehreren Bereichen erheblich, vor allem finanziell (allein der Spieleretat halbiert sich von fast 40 auf etwa 20 Millionen Euro) und bei der Planung des Kaders, der nun auseinanderfliegt. Aber diesem emotionalen Klub spielt in die Karten, dass die Atmosphäre deutlich besser ist als vor zwei Jahren. Damals herrschte Untergangsstimmung bei den Gelsenkirchenern, Spieler wurden nach dem Abstieg über den Arena-Ring gehetzt. Nach dem Spiel in Leipzig gab es Beifall von den königsblauen Fans für die aufopferungsvolle Rückrunde.

Über Trainer Reis wird nicht diskutiert

Vieles auf Schalke macht einen geordneten Eindruck. Das ist allerdings keine Garantie dafür, dass sich der Klub bereits im nächsten Jahr zurückmeldet im Oberhaus. Der Kader wird sich in diesem Sommer erneut gravierend verändern, wie 2021 muss Schalke wieder sehr kreativ bei der Kadergestaltung werden. Immerhin wird nicht über den Trainer diskutiert: Reis ist genau der Richtige für den angestrebten Wiederaufstieg. Mit ihm als Trainer über die gesamte Saison wäre der Verein jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder abgestiegen.

Schalke's German head coach Thomas Reis reacts to being relegated after their defeat in the German first division Bundesliga football match between RB Leipzig and FC Schalke 04 in Leipzig, eastern Germany on May 27, 2023. (Photo by Ronny HARTMANN / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

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