22.500 Zuschauer in Wembley, vor den eigenen Fans: Bessere Vorzeichen konnte es für Englands Nationalmannschaft eigentlich gar nicht geben. Coach Gareth Southgate überraschte mit seiner Startaufstellung durchaus, verzichtete auf Sancho und Chilwell im 23-Mann-Kader, auf der Linksverteidigerposition vertrautet der Coach auf die Dienste von Trippier, etatmäßig eigentlich auf rechts unterwegs.
Kroatien, immerhin Vizeweltmeister, setzte im 4-3-3 vorne auf das aus der Bundesliga bestens bekannte Trio Perisic-Kramaric-Rebic. Zudem ließ Trainer Zlatko Dalic links hinten etwas unerwartet den baldigen Leipziger Gvardiol auflaufen, der eine Woche zuvor gegen Belgien gerade eine Halbzeit für Kroatien debütiert hatte.
Starker Start der Three Lions
Und jener Gvardiol war defensiv nach Anpfiff sofort gefordert: Sterling trieb nach einem geschickten Trippier-Einwurf die Kugel durch das Mittelfeld und bediente im Strafraum Foden. Der Rechtsaußen gewann das Eins-gegen-eins gegen den zukünftigen Leipziger - und setzte den Ball an den Pfosten (6.).
Es war der Auftakt in eine furiose Anfangsviertelstunde der Three Lions, die mit ihren schnellen Außenbahnspielern Foden und Sterling die kroatische Defensive immer wieder durcheinanderwirbelten. Da aber auch Phillips mit seinem Distanzschuss scheiterte (9.), überstand der Vizeweltmeister die ersten Minuten schadlos.
Gruppe D, 1. Spieltag
Die Engländer schienen ihr Pulver bereits früh verschossen zu haben, denn im Anschluss kämpften sich die Südeuropäer besser ins Spiel und agierten fortan auf Augenhöhe. Beide Torhüter mussten bis zum Halbzeitpfiff allerdings nicht mehr eingreifen: Bei den Three Lions hing Kane (15 Ballkontakte im ersten Abschnitt) völlig in der Luft, bei den Kroaten konnte noch am ehesten Perisic Akzente setzen, Pickford aber auch noch nicht fordern.
England müht sich weiter - dann kommt Sterling
Personell unverändert ging es auch weiter ohne die ganz große Zielstrebigkeit im zweiten Durchgang weiter, England tat sich weiter schwer - brachte Wembley nach beinahe einer Stunde aber doch zum Kochen: Phillips setzte sich vor dem Strafraum gut gegen Gvardiol und Caleta-Car durch und bediente am Elfmeterpunkt mustergültig Sterling. Der Linksaußen war schneller als Vrsaljko am Ball, der Kroate fälschte noch leicht ab und machte so die Kugel für Torhüter Livakovic unhaltbar (57.).
Mit der Führung und den - jetzt auch wieder lautstarken - Fans im Rücken erarbeiteten sich die Three Lions wieder mehr Spielanteile und als Konsequenz auch einige Abschlüsse. Kane vergab aus kurzer Distanz denkbar knapp (61.), Mount zog einen Freistoß etwas zu hoch (67.) und Sterling drosch den Ball freistehend deutlich auf die Tribüne (74.).
Bellingham wird zum jüngsten EM-Akteur
Beide Trainer wechselten in der Schlussphase munter durch, Dalic nahm die blassen Kramaric und Rebic runter, bei England kam unter anderem der Dortmunder Bellingham auf den Rasen, der durch die Einwechslung zwei Wochen vor seinem 18. Geburtstag zum jüngsten EM-Spieler aller Zeiten wurde. Am Ergebnis änderten die Wechsel nichts mehr, Kroatien schaffte es nicht, auch nur eine Großchance in den 90 Minuten zu kreieren und ging verdient als Verlierer vom Platz.
England, das im zehnten Anlauf erstmals überhaupt ein Eröffnungsspiel bei einer EM gewinnen konnte und sich damit eine herausragende Ausgangsposition verschaffte, empfängt am 2. Spieltag am Freitag um 21 Uhr Schottland. Kroatien bekommt es bereits um 18 Uhr in Glasgow mit Tschechien zu tun und ist dann schon unter Zugzwang.